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Abmessungen sich von dem Erkergiebel mehr unterschiede, sei es, dass
ersterer etwas grösser, oder — was noch besser wäre — der letztere
etwas kleiner gestaltet würde.
Auch die Art der Oeffnungsflächen und ihre Anordnung lässt die
innige und gemütvolle Stimmung, welche die alten Bauten Bremens so
wertvoll macht, vermissen. So sehr auch das Preisgericht empfiehlt,
die Grundidee dieses Entwurfes bei der Ausführung des Gebäudes zu
berücksichtigen, so kann es doch sein Bedenken nicht unterdrücken,
ob dem Verfasser des Entwurfs die zur weiteren Durcharbeitung und
Detaillierung dieser für die Gesamtwirkung eines der schönsten Plätze
der Welt ausserordentlich wichtigen Bauaufgabe nötige künstlerische
Reife innewohnt,
Entwurf Nr. 66. Kennwort: „Bürgerhaus“,
Der Verfasser zeigt feines Verständnis für die Aufgabe, indem er,
abweichend von der Formensprache des Rathauses, sich die Baugruppe
in schlichtem Barock ausgeführt denkt. Auch der bürgerliche Charakter
hebt sich gut von der Monumentalität der in der Nachbarschaft befind-
lichen Gebäude ab. Die Anordnung würde noch mehr den Eindruck
des zwanglos Gewordenen machen, wenn das Dach des am Marktplatz
gelegenen Eckhauses noch klarer die ihm durch seine Grundform ge-
botene Längsrichtung zeigte, was durch einen Ersatz des giebelartigen
Aufbaues nach dem Kaiser Wilhelmplatz durch mehrere Dachfenster
in angemessener Grösse zu erzielen gewesen wäre,
Entwurf Nr. 95. Kennwort: „Br/te schön“.
Der Entwurf zeigt zwei Grundrisslösungen, von denen die eine
das Gebäude nach dem Kaiser Wilhelmplatz zu in durchgehender Front
entwickelt, während bei der anderen Lösung nur der am Marktplatz
gelegene Eckbau nach dem Kaiser Wilhelmplatz vorgezogen wurde,
Die zuerst erwähnte Lösung dürfte den Vorzug verdienen, zumal sie
eine günstigere praktische Ausnutzung des Grundstücks gestattet,
Die äussere Gestaltung lässt nur bei dem Eckgebäude am Markt-
platz — allerdings dem wichtigsten Teil der Gruppe — zu wünschen
übrig. Das scharfe Aneinanderschneiden der beiden gleich grossen
Giebel erscheint hier nicht günstig. Im übrigen ist die taktvolle, be-
scheidene Art der architektonischen Ausbildung sehr zu loben, auch ist
anzuerkennen, dass der Verfasser das Gemütvolle alter Gebäude Bremens
treu zum Ausdruck bringt.
Entwurf Nr. 108. Kennwort: „Kaiser Wilhelm“.
Die Grundrisslösung der verschiedenen Geschosse steht zu der
äusseren Gestaltung der Gebäudegruppe leider in zu geringer Beziehung,
Wenn trotz dieses grossen grundsätzlichen Fehlers der Entwurf bei dem
Preisgericht Beifall fand, so hat er dies lediglich seiner stimmungsvollen
Gestaltung des Aeusseren zu verdanken. Für einen Preis konnte er
nicht in Betracht kommen. (Fortsetzung auf Seite 60.)