Full text: Deutsche Konkurrenzen (1905/06, Bd. 19, H. 217/228)

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Abmessungen sich von dem Erkergiebel mehr unterschiede, sei es, dass 
ersterer etwas grösser, oder — was noch besser wäre — der letztere 
etwas kleiner gestaltet würde. 
Auch die Art der Oeffnungsflächen und ihre Anordnung lässt die 
innige und gemütvolle Stimmung, welche die alten Bauten Bremens so 
wertvoll macht, vermissen. So sehr auch das Preisgericht empfiehlt, 
die Grundidee dieses Entwurfes bei der Ausführung des Gebäudes zu 
berücksichtigen, so kann es doch sein Bedenken nicht unterdrücken, 
ob dem Verfasser des Entwurfs die zur weiteren Durcharbeitung und 
Detaillierung dieser für die Gesamtwirkung eines der schönsten Plätze 
der Welt ausserordentlich wichtigen Bauaufgabe nötige künstlerische 
Reife innewohnt, 
Entwurf Nr. 66. Kennwort: „Bürgerhaus“, 
Der Verfasser zeigt feines Verständnis für die Aufgabe, indem er, 
abweichend von der Formensprache des Rathauses, sich die Baugruppe 
in schlichtem Barock ausgeführt denkt. Auch der bürgerliche Charakter 
hebt sich gut von der Monumentalität der in der Nachbarschaft befind- 
lichen Gebäude ab. Die Anordnung würde noch mehr den Eindruck 
des zwanglos Gewordenen machen, wenn das Dach des am Marktplatz 
gelegenen Eckhauses noch klarer die ihm durch seine Grundform ge- 
botene Längsrichtung zeigte, was durch einen Ersatz des giebelartigen 
Aufbaues nach dem Kaiser Wilhelmplatz durch mehrere Dachfenster 
in angemessener Grösse zu erzielen gewesen wäre, 
Entwurf Nr. 95. Kennwort: „Br/te schön“. 
Der Entwurf zeigt zwei Grundrisslösungen, von denen die eine 
das Gebäude nach dem Kaiser Wilhelmplatz zu in durchgehender Front 
entwickelt, während bei der anderen Lösung nur der am Marktplatz 
gelegene Eckbau nach dem Kaiser Wilhelmplatz vorgezogen wurde, 
Die zuerst erwähnte Lösung dürfte den Vorzug verdienen, zumal sie 
eine günstigere praktische Ausnutzung des Grundstücks gestattet, 
Die äussere Gestaltung lässt nur bei dem Eckgebäude am Markt- 
platz — allerdings dem wichtigsten Teil der Gruppe — zu wünschen 
übrig. Das scharfe Aneinanderschneiden der beiden gleich grossen 
Giebel erscheint hier nicht günstig. Im übrigen ist die taktvolle, be- 
scheidene Art der architektonischen Ausbildung sehr zu loben, auch ist 
anzuerkennen, dass der Verfasser das Gemütvolle alter Gebäude Bremens 
treu zum Ausdruck bringt. 
Entwurf Nr. 108. Kennwort: „Kaiser Wilhelm“. 
Die Grundrisslösung der verschiedenen Geschosse steht zu der 
äusseren Gestaltung der Gebäudegruppe leider in zu geringer Beziehung, 
Wenn trotz dieses grossen grundsätzlichen Fehlers der Entwurf bei dem 
Preisgericht Beifall fand, so hat er dies lediglich seiner stimmungsvollen 
Gestaltung des Aeusseren zu verdanken. Für einen Preis konnte er 
nicht in Betracht kommen. (Fortsetzung auf Seite 60.)
	        
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