Aus dem Gutachten des Preisgerichts.
Nachdem die einzelnen Entwürfe eingehend besprochen waren, gab das Preisgericht
einstimmig seine Meinung dahin ab, daß bei dem ersten Rundgang auszuscheiden hätten die
Entwürfe, die mit folgenden Kennworten versehen waren: „Fragezeichen (?)“, „Für die Alten“,
Bei einem zweiten Rundgang wurden ausgeschieden die Entwürfe mit dem Motto „Lebensabend“,
„Heim für den Lebensabend“ und „gez. Quadrat“, Von den übrig bleibenden Entwürfen wurden
mit dem 1. Preis ausgezeichnet derjenige mit dem Kennwort „/ta“, mit dem 2. Preis derjenige
mit dem Motto „Universalgrundriß“, mit dem 3. Preis das mit dem Kennwort „Schlicht“ be-
zeichnete. Das Preisgericht empfahl den Ankauf des Entwurfes „Philanthrop“.
Es wurde darauf zur Öffnung der Briefumschläge geschritten und es ergab sich, daß
der 1. Preis dem Herrn Kreisbaumeister V. Hendler („/ta“), der 2. Preis Herrn Architekt Karl
Frank - Saarbrücken 3 („Universalgrundriß“), der 3. Preis Herrn Gemeindebaumeister Walter
Hausmann-Brebach („Schlicht“) zufielen.
Der Verfasser des angekauften Entwurfes „Philanthrop“ ist der Architekt Kahm- Eltville
Niederwalluf).
Im Einzelnen wurden die Entwürfe folgendermaßen beurteilt:
I. „Für die Alten“.
Grundrißdisposition und Außengestaltung sind nicht befriedigend. Auch die beige-
fügten Detailzeichnungen können weder als originell, noch sonst als erfreulich bezeichnet
werden. Ferner fehlte der Kostenanschlag.
II. „Fragezeichen (?)“
Die Grundrißbildung erscheint nicht glücklich und zu aufwendig. Der reichlich be-
wegte Aufbau wird sich mit den zur Verfügung stehenden Mitteln nicht ausführen lassen.
Ill. „Lebensabend“,
Die Grundrißdisposition erscheint bei dem Fehlen der Unterkellerung bewohnter
Räume für die örtlichen Verhältnisse in hygienischer Hinsicht nicht einwandfrei. Obwohl der
Aufbau im allgemeinen reiferes architektonisches Gefühl verrät, erscheinen doch Einzelheiten,
insbesondere die Verbindung zweier Einfamilienhäuser durch eine aufwendige Pfeilerhalle
nicht glücklich. Die Gesamtstimmung des Aufbaues ist fremdartig und für die vorliegenden
Verhältnisse nicht passend.
IV. „Gezeichnetes Quadrat“,
Ohne Zweifel zeugen Grundriß und Aufriß, besonders die beigefügten Perspektiven
von reifer architektonischer Auffassung. Bei Vergleich von Grundriß, Fassade und Perspek-
tive fallen jedoch technische Unstimmigkeiten auf, deren Beseitigung nicht ohne erhebliche
Umarbeitung zu bewerkstelligen sein dürfte. Auch befriedigte die Gruppierung der Häuser
und die Durchbildung der Gartenanlagen nicht.
V. „Ein Heim für den Lebensabend“
bringt für das Einfamilienhaus und Doppelhaus gute Grundrißlösungen. Die primitiven
Schleppdächer, die gesucht einfach erscheinen, andererseits aber die Außenarchitektur zum
Teil kompliziert machen, stehen in einem störenden Gegensatz zu den sonstigen beträchtlichen
Aufwendungen, die bei der Form der hohen Dächer gewählt sind und deren spitze Form bei
der geringen Tiefe der Bauten kein befriedigendes Verhältnis ergibt.
VI. „Philanthrop“.
Die hervorragend reizvolle Art der Darstellung besonders der Perspektiven darf nicht
darüber hinwegtäuschen, daß der Entwurf, was den Grundriß und Aufriß betrifft, für den
vorliegenden Zweck nicht ohne weiteres verwendet werden kann. Da die gewählte Formen-
sprache mehr dem Charakter des gutbürgerlichen, als dem des Kleinwohnungsbaues ent-