Full text: Deutsche Konkurrenzen (1910/11, Bd. 25, H. 289/300)

Aus dem Gutachten des Preisgerichts. 
Nachdem die einzelnen Entwürfe eingehend besprochen waren, gab das Preisgericht 
einstimmig seine Meinung dahin ab, daß bei dem ersten Rundgang auszuscheiden hätten die 
Entwürfe, die mit folgenden Kennworten versehen waren: „Fragezeichen (?)“, „Für die Alten“, 
Bei einem zweiten Rundgang wurden ausgeschieden die Entwürfe mit dem Motto „Lebensabend“, 
„Heim für den Lebensabend“ und „gez. Quadrat“, Von den übrig bleibenden Entwürfen wurden 
mit dem 1. Preis ausgezeichnet derjenige mit dem Kennwort „/ta“, mit dem 2. Preis derjenige 
mit dem Motto „Universalgrundriß“, mit dem 3. Preis das mit dem Kennwort „Schlicht“ be- 
zeichnete. Das Preisgericht empfahl den Ankauf des Entwurfes „Philanthrop“. 
Es wurde darauf zur Öffnung der Briefumschläge geschritten und es ergab sich, daß 
der 1. Preis dem Herrn Kreisbaumeister V. Hendler („/ta“), der 2. Preis Herrn Architekt Karl 
Frank - Saarbrücken 3 („Universalgrundriß“), der 3. Preis Herrn Gemeindebaumeister Walter 
Hausmann-Brebach („Schlicht“) zufielen. 
Der Verfasser des angekauften Entwurfes „Philanthrop“ ist der Architekt Kahm- Eltville 
Niederwalluf). 
Im Einzelnen wurden die Entwürfe folgendermaßen beurteilt: 
I. „Für die Alten“. 
Grundrißdisposition und Außengestaltung sind nicht befriedigend. Auch die beige- 
fügten Detailzeichnungen können weder als originell, noch sonst als erfreulich bezeichnet 
werden. Ferner fehlte der Kostenanschlag. 
II. „Fragezeichen (?)“ 
Die Grundrißbildung erscheint nicht glücklich und zu aufwendig. Der reichlich be- 
wegte Aufbau wird sich mit den zur Verfügung stehenden Mitteln nicht ausführen lassen. 
Ill. „Lebensabend“, 
Die Grundrißdisposition erscheint bei dem Fehlen der Unterkellerung bewohnter 
Räume für die örtlichen Verhältnisse in hygienischer Hinsicht nicht einwandfrei. Obwohl der 
Aufbau im allgemeinen reiferes architektonisches Gefühl verrät, erscheinen doch Einzelheiten, 
insbesondere die Verbindung zweier Einfamilienhäuser durch eine aufwendige Pfeilerhalle 
nicht glücklich. Die Gesamtstimmung des Aufbaues ist fremdartig und für die vorliegenden 
Verhältnisse nicht passend. 
IV. „Gezeichnetes Quadrat“, 
Ohne Zweifel zeugen Grundriß und Aufriß, besonders die beigefügten Perspektiven 
von reifer architektonischer Auffassung. Bei Vergleich von Grundriß, Fassade und Perspek- 
tive fallen jedoch technische Unstimmigkeiten auf, deren Beseitigung nicht ohne erhebliche 
Umarbeitung zu bewerkstelligen sein dürfte. Auch befriedigte die Gruppierung der Häuser 
und die Durchbildung der Gartenanlagen nicht. 
V. „Ein Heim für den Lebensabend“ 
bringt für das Einfamilienhaus und Doppelhaus gute Grundrißlösungen. Die primitiven 
Schleppdächer, die gesucht einfach erscheinen, andererseits aber die Außenarchitektur zum 
Teil kompliziert machen, stehen in einem störenden Gegensatz zu den sonstigen beträchtlichen 
Aufwendungen, die bei der Form der hohen Dächer gewählt sind und deren spitze Form bei 
der geringen Tiefe der Bauten kein befriedigendes Verhältnis ergibt. 
VI. „Philanthrop“. 
Die hervorragend reizvolle Art der Darstellung besonders der Perspektiven darf nicht 
darüber hinwegtäuschen, daß der Entwurf, was den Grundriß und Aufriß betrifft, für den 
vorliegenden Zweck nicht ohne weiteres verwendet werden kann. Da die gewählte Formen- 
sprache mehr dem Charakter des gutbürgerlichen, als dem des Kleinwohnungsbaues ent- 
  
  
  
  
 
	        
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