Full text: Deutsche Konkurrenzen (1901, Bd. 12, H. 133/144)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
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No. 49. „Im Grünen“. Ein Grundriss mit weniger bebauter Fläche wäre ein 
Gewinn für den Entwurf gewesen. Zugfreier Eingang zur Haupttreppe hätte vorgesehen 
werden sollen. Im Erdgeschoss ist die Lage des Botenzimmers und der Aborte, im Ober- 
geschoss die des Saalvorraumes und der zugehörigen Klosettanlage, sowie die La ge des 
Speisezimmers eine verfehlte. Bei der reizvoll durchgebildeten Fassade war zu vermeiden, 
das Empfangszimmer gleichwertig mit dem Hauptraum des Gebäudes, dem Kreistags- 
Sitzungssaal, erscheinen zu lassen. Eine im Sinne des Programms etwa vorzunehmende 
Durcharbeitung dieses Entwurfs müsste in erheblichem Umfange den Aufwand an Dachflächen 
beschränken, den der Verfasser zur äusseren Ausstattung des Bauwerkes sich gestattet hat. 
No. 56. „Gute Aussicht“. Die Grundrisslösung muss im grossen und ganzen als 
eine verhältnismäfsig gute bezeichnet werden. Nur Einzelheiten sind zu beanstanden: Die 
unglückliche Lage der Erdgeschoss - Klosetts, die 3eleuchtung : der Haupttreppe und der 
mehr ins Gewicht fallende Umstand, dass das Speisezimmer nicht im Turnus der Haupträume 
der landrätlichen Wohnung liegt. Die Fassaden zeichnen sich durch Ruhe und angemessene 
Einfachheit aus. Dagegen hätte die Dachbildung weniger aufwandreich sein können. 
No. 60... „,Malerisch‘‘. Auch diese Grundrissdisposition entspricht im wesentlichen 
den gestellten Anforderungen, wenngleich die Lage des Botenzimmers und die der Aborte 
als eine verfehlte bezeichnet werden‘ muss. Die Raumentfaltung am Eingange zu den 
Geschäftszimmern ist für vorliegende Zwecke eine fast verschwenderische. Dass bei der 
Festlegung des Grundrisses nicht bereits auf eine zugfreie Haupttreppe Bedacht genommen 
wurde, vermindert ebenfalls den Wert der Lösung. Die Fassaden sind weniger ansprechend 
und zeigen in nicht genügender Weise den Charakter eines Verwaltungsgebäudes, 
No. 64. „Urbi et orbi“‘. Der interessante Grundriss leidet daran, dass der Aus- 
bildung der Strassenfronten ungenügend Rechnung getragen ist. Unpraktische Turmzimmer 
hätten mit Rücksicht auf die ergangenen Verwarnungen: nicht gezeichnet werden sollen. Die 
Hauptfassade mit ihrem wuchtigen, zu den Geschäftsräumen führenden Portal und mit ihrem 
an amerikanische Formen erinnernden Charakter eignet sich wenig für ein deutsches Kreishaus. 
No. 135. „Zaurentius‘‘. Die Programmforderungen sind hinsichtlich der Grundriss- 
entwickelung und der Fassadengestaltung im wesentlichen erfüllt, der beigegebenen Variante 
muss der Vorrang zuerkannt werden. Leicht verbesserungsfähig ist hier die Grundrisslösung 
hinsichtlich der notwendigen Beschränkung der zu den Geschäftsräumen führenden Eingangs- 
halle, während der Gebäudeeingang an der Haupttreppe unschwer durch etwas reichlichere 
Raumentwickelung zweckmäfsiger und würdiger ausgestaltet werden kann. Das Sitzungs- 
zimmer des Kreisausschusses und das Botenzimmer müssen und können bessere Lagen er- 
halten. Auch sind im Mittelbau die Zimmertiefen unter gleichzeitiger Vergrösserung der 
Fensteraxen etwas einzuschränken. Die aus dem Grundriss richtig entwickelte Fassade kann 
wegen ihrer charakteristischen Ruhe und Einfachheit den für die Ausführung bestimmten 
Bauplänen zu Grunde gelegt werden. 
Aus den vorstehend besprochenen Entwürfen wurden nunmehr wiederum mit Stimmen- 
einhelligkeit die folgenden für die Zuteilung der Preise ausgewählt und zwar wurde 
I. der erste Preis dem Entwurf mit dem Kennwort „Laurentius“, 
2. der zweite Preis dem Entwurf mit dem Kennwort „Gute Aussichten‘, 
3. der dritte Preis dem Entwurf mit dem Kennwort „Malerzisch‘‘ Ö 
zugeteilt. Die Arbeiten mit dem Motto „„Ur6r et orbi‘ und „Zr Grünen“ wurden zum 
Ankauf empfohlen. 
Die Eröffnung der Umschläge ergab als Verfasser: 
ad. 1. die Architekten Wz/h. Lübke, Charlottenburg und Robert Becker, Berlin, 
ad. 2. den Architekten Paul Baumgarten in Berlin, 
ad. 3. den Lehrer an der Baugewerkenschule zu Zittau, Architekt Arthur Krutsch. 
  
  
  
Bauausführung. 
Es ist beschlossen, den mit dem I. Preis ausgestatteten Entwurf mit dem Kennwort 
„Laurentzus“ der Architekten Zwb%e und Becker in Berlin auszuführen und zwar mit der 
Grundriss - Variante. AHNerdings sind noch Aenderungen im Grundriss vorgenommen. Diese 
bestehen erstens in einer Verminderung der Zimmertiefen der Westfront auf 6.25 m, sowie 
unten (Erdgeschoss) in einer aus geschäftlichen Gründen gebotenen gegenseitigen Verlegung 
einiger Räume, desgl. auch der Klosettanlage und im Obergeschoss in einer zweckmäfsigeren 
Raumverteilung, namentlich um grössere, wenn auch weniger Räume zu erhalten.‘ In die 
Seit Oktober 1900 begonnene Bauausführung teilen sich die Architekten Z%6%e und Becker und 
ein vom Kreise angenemmener Architekt in der Weise, dass erstere die architektonische 
Leitung und letzterer die geschäftliche Leitung übernommen hat. Als Zeitpunkt der 
Vollendung (d. h. der Bewohnbarkeit) ist der 1. Juli, spätestens 1. Oktober 1902 in Aus- 
sicht genommen.
	        
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