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Bauprogramm.
Das Vereinshaus soll enthalten:
a) im Erdgeschoss und einem bezw. zwei Obergeschossen
1. 6 Zimmer für Jugendklubs (Turn- und Gesangvereine, Jünglingsvereine, wissen-
schaftliche und dramatische Vereine oder dergl.) in Grösse von möglichst
ca. 7><10 m.
Einen Raum von ca. 30 qm Grösse für die öffentliche Bibliothek; dieselbe muss
für den Bücherwechsel bequemen Ein- und Ausgang haben und mit einem
anderen Raume annähernd gleicher Grösse für grösseren Büchervorrat (nötigen-
falls im darüber- oder darunterliegenden Stockwerk) direkt verbunden sein.
3. Eine Lesehalle von ca. 100 qm Grösse, welche mit der öffentlichen Bibliothek
direkt in Verbindung steht.
4. Einen Saal’ von 350 qm nutzbarer Fläche mit einer umlaufenden, sich frei
tragenden Galerie von ca. 2,75 m Breite.
5. An den Saal anschliessend eine Theaterbühne von ca. 8><9 m Grösse innerhalb
der Kulissen nebst je 2 Ankleideräumen für Herren und Damen und je einem
Klosett. Die Bühne soll so eingerichtet werden, dass die Kulissen nach oben
gezogen werden können.
6. Einen kleineren Saal von ca. 100 qm Grösse.
7. 3 bis 4 kleinere Zimmer von durchschnittlich 20—30 qm Grösse für Vorstands-
sitzungen und dergleichen,
8. Genügend grosse und für den Besuch aller Teile, besonders des Saales, bequem
gelegene Garderoben.
9. Genügende Anzahl von Aborten.
N
b) Im Souterrain.
10. 2 bis 3 Kegelbahnen, möglichst auch ein Billardzimmer.
11. Eine Wohnung für den Hausmann bezw. Kastellan,
12. Räumlichkeiten (Küche, Vorratsräume) für den Fall der späteren Einrichtung
eines Restaurationsbetriebes,
13. Zentralheizung, Kohlenräume usw.
Die Wahl der Architektur wird freigestellt, jedoch mit der Einschränkung, dass
eine Verblendung der Fassaden in Backsteinrohbau ausgeschlossen ist. Bei sparsames-.
Verwendung von Werkstein soll vielmehr Putzbau für die Fassaden zur Anwendung
kommen und das Dach — mindestens Winkeldach — mit Bieberschwänzen oder den
in Aschersleben von alters her üblichen Dachziegeln eingedeckt werden. Die innere
Ausstattung soll eine einfache aber dauerhafte und von wohltuender Wirkung sein.
Es dürfte sich empfehlen, in das Erdgeschoss die 6 Vereinszimmer, die öffent-
liche Bibliothek in Verbindung mit der Lesehalle, sowie die Hauptgarderoben zu legen,
während der Saal mit anschliessender Bühne in das erste Stockwerk gebracht wird.
Der unter 6. angeführte kleine Saal, sowie die unter 7. angeführten Zimmer
werden in Verbindung mit dem Theatersaal gewünscht, damit sie bei grösseren Fest-
lichkeiten mitbenutzt werden können. In einem der Zimmer, möglichst nahe dem
Saal, wäre ein Speisenaufzug von der Souterrain- Küche, sowie ein Büfett für Ausgabe
von Speisen und Getränken vorzusehen,
Soweit als möglich soll das Dachgeschoss für Wohnungszwecke ausgebaut werden,
Aus dem Gutachten des Preisgerichts.
Das Preisgericht für die Beurteilung der 69 rechtzeitig eingegangenen Konkurrenz-
arbeiten für die Erbauung eines Bestehorn-Hauses in Aschersleben trat am Montag,
en 9. Juli 1906, zusammen. Es wurde zunächst ein Rundgang zum Zwecke der
Ausscheidung weniger gelungener Arbeiten vorgenommen, und es mussten hierbei
0 Entwürfe fallen (die im Gutachten namentlich angeführt sind).