II. Zur Galvanometrie. 87
der zuletzt angegebenen, durch Messung der Stromarbeit und der Strom-
intensität, so stehen im Allgemeinen, wie gezeigt worden, zwei Wege
offen, nach Verschiedenheit der Methode, nach welcher die Stromarbeit
gemessen wird. Die Stromarbeit kann nämlich gemessen werden erstens
durch Messung der Arbeit bewegter ponderabler Körper, welche in Strom-
arbeit umgesetzt wird, wovon im vorigen Artikel gehandelt wurde,
zweitens, durch Messung der Wärme, in welche die Stromarbeit um-
gesetzt wird.
Die erstere Methode hatte darum ein besonderes Interesse, weil sie
blos auf die bekannten, der reinen Elektricitätslehre angehörenden, Ge-
setze gebaut war. Die Art und Weise ihrer Ausführung ist nun zwar
im vorigen Artikel an einem einfachen Beispiele erläutert worden, man
würde aber damit noch in Wirklichkeit zu keinen brauchbaren Resul-
taten gelangen. Es müssten zuvor wenigstens die günstigsten Verhält-
nisse für die nach dieser Methode erforderlichen Beobachtungen näher
erörtert werden, worauf hier jedoch nicht eingegangen werden soll, weil
man leicht im Voraus übersieht, dass auch dann unter den stets vom
Widerstand der Luft und von der Reibung fester Körper aneinander
abhängigen Verhältnissen, unter denen sich alle ponderablen Körper,
die wir beobachten, bewegen, die Messung der von ihnen verrichteten
Arbeit, oder der zur Erhaltung ihrer Bewegung nothwendigen Trieb-
kraft, auch unter den sonst günstigsten Verhältnissen nicht genau genug
ausgeführt werden könnte.
Die letztere Methode, bei welcher die Gesetze der mechanischen
Wärmetheorie zu Hülfe genommen werden müssen, scheint daher prak-
tisch die einzige zu sein, von welcher so genaue Bestimmungen der
Stromarbeit erwartet werden dürfen, wie nöthig wären, um aus Strom-
arbeit und Stromintensität einen Leitungswiderstand ebenso genau wie
aus elektromotorischer Kraft und Stromintensität zu bestimmen. Es ist
daher von Interesse, näher zu betrachten, was auf diesem Wege in
neuerer Zeit durch die zahlreichen, namentlich von BECQUEREL Und LENZ,
darüber angestellten Versuche geleistet worden ist,
EDMmoxD BEcQuEreL führt in seiner Abhandlung: Des lois du dega-
gement de la chaleur pendant le passage des courants 6lectriques &
travers les corps solides et liquides (Annales de chimie et de physique
1843 tome IX) an, dass nach seinen Versuchen ein Strom, welcher,
wenn er durch Wasser geleitet würde, 3,383 Kubikcentimeter Knallgas
in jeder Minute, bei 0° Temperatur und 0,76 Meter Barometerstand,
erzeugen würde, in einem Platindrahte von 44 Centimeter Länge und
0,422 Gramm Gewicht, durch den er geht, in jeder Minute so viel
Wärme erzeugt, als 2,185 23 Gramm Wasser zur Erhöhung ihrer Tem-
peratur um 1 Grad brauchen.