Full text: Ein Jahrhundert Württembergischer Verfassung

1. Flitterwochen. 
1819-1821. 
Am 25. September 1819 ist die neue Verfasſungsurkunde des 
Usnigreichs Württemberg von Uönig und Landſtänden nach vier- 
jährigem Streit unterzeichnet worden. Groß war die Freude. Usönig 
Wilhelm bewirtete noch gleichen Tages die Ständemitglieder festlich, 
ließ auch auf den DVerfaſſungsvertrag eine Denkmünze prägen. Er 
ſelbſt wurde von der Sluttgarter Bürgerſchaft unter Hochrufen um- 
jubelt, von den Cruppen bei der Befichtigung mit lautem Vivat emp- 
fangen, von den Offizieren der Ulmer Garnison in überſchwenglicher, 
von Bangold verſaßier Udreſſe gefeiert. Bei seiner Rückkehr am 
25. Oktober von einer, der Verfassung zulieb, sofort angetretenen Reiſe 
(s. u.), bereiteten ihm die Bürger Stuttgarts einen besonders feſtlichen 
Empfang, spannten ihm am Uönigstor die Pferde aus und zogen 
selbſt seinen Wagen jubelnd zum Schloß. In Feſtkleidern stand die 
Jugend der ganzen Stadt, und plötzlich fielen die dicht gedrängten 
Maßen auf die Unie unter dem Geſang des KRirchenliedes: „Uun 
danket alle Gott!“ Der Stadtrat sprach andern Tags dem Uösönig den 
Dank aus, und dieser ergriff des Bürgermeiſters Hand mit den Worten: 
nSagen Sie allen treuen Bürgern, daß ich jeder: einzeln ebenſo gern 
wie Ihnen die Hand drücken möchte, und daß all mein Beſtreben 
nur auf meines Volkes Wohl gerichtet ſein werde". Die ,biederen 
Vertreter des Vaterlandes“ aber waren beim Cannstatter Volksfeſt, 
durch eigene Deputation des Stadtrats eingeladen, besonders geehrt 
und herzlich gefeiert worden.!) Die eigentliche Feier des Verfasſungs- 
vertrages wurde erſt Ende Oktober im ganzen Lande gehalten, in 
den Städten mit Gottesdienſt, Reden, Feſteſſen, Ball, in Heilbronn 
auch mit. Bewirtung der Garniſon. Jm Stuttgarter Hoftheater 
lies König Wilhelm Uhlands Herzog Ernst aufführen mit einem 
Vorſpruch Uhlands zum Preiſe des frei geſchloſſenen Verfaſſungbundes. 
Guſtag Schwab dichtete ein Konstitutionslied, und auch andere ver- 
herrlichten in Versen das Ereignis.?) Verfaſssungseichen wurden ge- 
!! ßts!ftt.ens Ringe und -Ureuze von der findigen Induſirie 
geliefert. 
  
') Vergl. Schwäb. Merkur (Kronik) 1819, 722, 729, 799/801 und Friedrich 
Seybold: Olla Potrida 1834, 341/2. Le Portefolio 1837 S. 345, 354 f. 
*) Steiff- Mehring : Geschichtl. Lieder und Sprüche Württembergs S. 888/94. 
uss, ) Schtéss. Merkur (Kronik) S. 805, 808, 809, s11, 817/19. Beobachter 
A d am, Württ. Verfassung. ; 1 
 
	        
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