Eine bessere menschliche Umwelt zu schaffen bei gerin-
gerem Aufwand ist mit den heutigen Methoden von Pla-
nung und Fabrikation als völliger Fehlschlag zu bezeich-
nen,
Bauen als zweitgrösste Industrie nach Ernährung gehört zu
den drei grossen Industrien Bau,Bergbau, Ackerbau, denen
es bisher nicht oder nur teilweise gelungen ist, an dem
grössten wirtschaftlichen Boom,den die Welt jemals hatte,
zu partizipieren, Das Bauen ist weltweit gesehen ein Wirt-
schaftszweig mit katastrophaler Unterproduktion bei stän-
dig steigenden Kosten.
Der Preis ist die Akkumulation von Löhnen, die Senkung
des Lohnanteils ist im Bauen nur gering, die Vorfabrika-
tion betrifft fast nur den Rohbau, der Rohbau stellt nur et-
wa 40% der Bausumme dar. Zielvorstellung muss sein, bis
zu 100% der Leistungen im industriellen Fertigungsprozess
zu erbringen. Die heutigen Ansätze zur sogenannten In-
dustrialisierung sind über eine Teilvorfertigung für kleine
Serien nicht herausgekommen, Kostenminderungen sind
praktisch nicht erreicht worden,
Industrialisierung ist der Prozess, Leistungen des Menschen
der Maschine zu übertragen. Gerade dies ist im Bauen
nur teilweise gelungen. Es ist bislang nicht verstanden
worden, dass erst in zweiter Linie eine technologische,
vorab aber eine strategische Aufgabe vorliegt.
Bedingung der Industrialisation ist ein grosser Markt.Diese
Märkte sind vorhanden, sie sind aber nicht erreichbar mit
den heutigen Methoden.
Der Markt ist ersten geografisch erweiterbar durch
bessere Transportabilität, also durch leichtere und
packbare Produkte oder Systeme.
Der Markt ist erweiterbar durch möglichst vielseitig
verwendbare, also anpassungsfähige, also neutrale
Produkte oder Systeme.
Die grossen Serien schaffen überhaupt erst die Voraussetz-
ung für moderne Produktionsmethoden, für steigende Pro-
duktivität bei sinkenden Kosten. Das Universalsystem findet
seinen Niederschlag in einem offenen Katalogwerk , das
nicht nur eine Sammlung, sondern ein System von Daten,
dass das grosse Speicherwerk der Erfahrung ist.
Erst definierte Produkte erlauben definierte Preise,defi-
nierte Lieferzeiten, definierte Bauabwicklung, Kostenkon-
trolle.,
Hier stossen wir offenbar an die Grenzen dieser Wirtschafts-
ordnung, deren Antrieb und Ziel nicht das Gemeinwohl,
sondern die Profitmaximierung einzelner Gruppen ist.
Dennoch brauchte ein solches Universalsystem das hier ge-
gebene Wirtschaftssystem nicht in Frage zu stellen, da der
einzelne Produzent ein aus freien Stücken mit anderen
Produzenten konkurrierender Lieferant von Teilsystemen
oder Systemteilen wäre,der die Möglichkeit hätte, eigene
Entwicklungen zur Verbesserung des Systems oder seiner
Absatzsituation dem System einzufügen,
Das Universalsystem wäre anfangs ein Markt, später der
Markt der Bauindustrie.
Ich fasse zusammen:Der Bedarf übersteigt alle traditionel-
len Vorstellungen. Er kann nur durch den Einsatz der Ma-
schine,durch Industrialisierung, gedeckt werden, Neue
Denkweisen in Planung und Entwicklung müssen aus dem
Bau ein voll industrialisierbares Produkt machen,
Ich habe das eine humatitäre Aufgabe genannt, ich habe
Verständnis dafür,dass eine Anstrengung für Gemeinnützig-
keit taube Ohren findet, doch bietet dieser stabile Zu-
kunftsmarkt so enorme Chancen für Beschäftigung, Export,
sogar Profit,dass die Schwerhörigkeit von Staat und Indus-
+rie schwer zu verstehen ist.
Der Erfolg des Ziegelsteins zum Beispiel, ist auf seine Neu-
tralität zurückzuführen, einmal fertigt jeder Produzent
nach dem gleichen Massystem, zweitens gibt es keinen
Spezialschulbauziegelstein oder Spezialkrankenhauszie-
gelstein. Sein Misserfolg allerdings wird der hohe Lohnar-
teil bei der Verarbeitung sein.
Diese Regel der Neutralität ist vergessen worden: Heute
entwickelt man Wohnbausysteme, Schulbausysteme , Kran-
kenhaussysteme, Altenheimsysteme , weiterhin entwickelt
gleichermassen Estiot und Brockhouse und Catalog und
Herr Architekt Meier. Auf diese Weise erreicht jede Par-
tei für jedes System mit einiger Sicherheit minimale Seri
en und maximale Kosten.
Wir brauchen also
ein möglichst weltweit akzeptiertes Maßsystem,
eine Anstrengung jenseits des Wettbewerbs, also als
staatliche oder genossenschaftliche Leistung die In-
tegration aller Bauprodukte und Bauprozesse .
Das führt zu einem offenen, neutralen Universalbausystem
in das sämtliche Teilprodukte, Subsysteme und Subsubsys-
teme integriert, systematisiert, masskoordiniert ‚Klassifiziert
und katalogisiert sind. Ein solches universelles,neutrales,
äusserst komplexes, variables System ist so offen, dass es
kaum städtebauliche Festlegungen impliziert,das heisst in
Dichte, Mischung ‚Anordnung, Nutzungsart, Material frei
Ist.
Dieses Universalsystem garantierte durch maximale Anpas-
sungsfähigkeit,durch Varietät grosse Serien, erst die gros-
sen Serien ermöglichen kostspielige Entwicklungen, Prü-
fungen, Prototypen, Nullserien; Verbesserung oder Ersatz
für jeden Teil, jedes System, jedes Subsystem, jedes Sub-
subsvstem
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