Full text: ARCH+ : Studienhefte für architekturbezogene Umweltforschung und -planung (1968, Jg. 1, H. 1-4)

die Bauplanung bei dem gegebenen Problem eingesetzt 
werden kann. 
Es ergibt sich hieraus ebenfalls, welche Fachgruppen für 
die Bearbeitung der Bauaufgabe herangezogen werden müs- 
sen. Da die Bauplanung nicht allein ein bauliches Problem 
zu lösen hat, wird auch die Planungsgruppe im allgemeinen 
nicht nur aus Baufachleuten bestehen können. 
Die Planungsgruppe hat mehrere Aufgaben: 
- Die Vollständigkeit der Problemstellung zu überprüfen, 
im Falle von Unvollständigkeit fehlende Untersuchungen 
durchführen zu lassen, Informationen zu beschaffen, die 
Problemstellung mit analogen Fällen und deren Lösungen 
zu vergleichen. 
Die Problemstellung im Hinblick auf mögliche Lösungen 
zu analysieren. 
Die konkreten Maßnahmen zu programmieren, mit denen 
die Planungsziele verwirklicht werden können. 
Die Durchführung der Maßnahmen in Ausführungsanwei- 
sungen zu fixieren und zu überwachen. 
Es ergibt sich aus der Natur des Planungsablaufes, daß das 
Planungsteam nicht in allen Phasen die gleiche Zusammen- 
setzung hat. 
Daß diese Zusammensetzung in allen Phasen die richtige 
ist, entscheidet über die Qualität der Planung. Hier ent- 
steht eine spezielle Aufgabe, die darin besteht, Fachleu- 
te auszuwählen, ihre Arbeiten zu überwachen und zu koor- 
dinieren. Dies Management im Planungsprozeß arbeitet 
ohne Bindung an eine bestimmte Planungs- oder Produk- 
tionssparte, um der Komplexität einer Bauaufgabe gerecht 
werden zu können. Für diese Rolle haben Architekten ei- 
ne gute Voraussetzung, ihre Erfahrung im Umgang mit 
Spezialisten verschiedenster Fachrichtungen. 
Die große Schwierigkeit, wissenschaftliche Methoden in 
der Bauplanung einzuführen, liegt darin, daß einerseits 
Architekten immer noch eine Schlüsselstellung in vielen 
Bereichen der Bauplanung haben, andererseits aber die 
Ausbildung ihnen die Techniken wissenschaftlicher Tätig- 
keit, Beobachten, Messen, Koordinieren, vorenthält. 
Ich erwähnte bereits, daß Planung eine Tätigkeit beson- 
derer Art ist, deren Gesetzmäßigkeiten allgemein vom 
Planungsgegenstand unabhängig sind. Wie in anderen 
Wirtschaftszweigen kann auch im Bauwesen die Planung 
nicht eine Zeichentätigkeit sein. 
Die Industrialisierung der Bauproduktion, solange sie auch 
von einer reaktionären Berufsphase hat gestört werden kön- 
nen, läßt sich heute nicht mehr verhindern. Die allgemeinen 
Tendenzen der Wirtschaft erlauben nicht, daß ein einziger 
Zweig in Struktur und Produktionstechnik auf dem Stande 
handwerklicher Einzelfertigung sich erhält. Und eine in- 
dustrielle Produktion verlangt Planungsmethoden, die ge- 
eignet sind, industrielle Prozesse zu steuern, kurz indu- 
strielle Planung. 
Industrielle Planung ihrerseits benötigt Methoden, die ge- 
eignet sind, die Qualität der Produkte im Fertigungspro- 
zeß zu steuern und aus dem Fertigungsprozeß zu entwickeln 
im Gegensatz zum konventionellen Verfahren, welches darin 
bestand, nur das Produkt auf Grund herkömmlicher Her- 
stellungstechniken zu entwerfen. 
Es werden daher Methoden in der Bauplanung angewendet 
werden, welche im industriellen Sektor entwickelt wur- 
den zur Steuerung von Fertigungsprozessen oder allgemei- 
ner gesagt, von gerichteten Operationen. 
Ich zitiere nach Peter Vokuhl die wichtigsten Kennzeichen 
der Verfahrensforschung, da in diesen die wesentlichen 
Maximen für eine industrielle Bauplanung enthalten sind: 
ARCH + 1(1968)H3 
1. Genaue Formulierung des zu Iösenden Problems. 
2. Analyse aller für eine bestimmte Frage relevanten Fak- 
toren. 
Quantifizierung aller Angaben. 
4, Anwendung statistischer, wahrscheinlichkeitstheoreti- 
scher und mathematischer Techniken, um die optimale 
Kombination der in Betracht kommenden Faktoren zu 
bestimmen. 
Zusammenarbeit von Wissenschaftlern verschiedener 
Disziplinen. 
Bereitstellung rational-quantitativer Daten als Grund- 
lage zur Lösung (Entscheidung) komplexer Probleme in- 
nerhalb eines Systems. 
5 
Die neuen Merkmale der Verfahrensforschung gegenüber 
der klassischen Betriebswirtschaft bestünden: 
1. in der Anwendung wissenschaftlicher Methodik, 
2. in der Konstruktion besonderer mathematischer Metho- 
den, 
3. in der Gruppenarbeit, 
Ohne damit einen Anspruch auf Vollständigkeit anmelden 
zu wollen, glaube ich, hier auf drei Methoden als Hilfs- 
mittel der Bauplanung hinweisen zu können: 
1. lineare Programmierung, 
2. Netzplantechnik, 
3. Modellkonstruktionen. 
Die Natur der Prozesse im Bauwesen entsprechen den für 
die Anwendung dieser-Methoden gestellten Voraussetzun- 
gen. 
Es ist leider in den meisten Fällen nicht möglich, exakte 
Planungsmethoden anzuwenden, da die Aufgabenstellun- 
gen zu ungenau sind, um aus ihnen ein Aanungsziel quan- 
titativ faßbar abzuleiten. 
Hierzu ein Beispiel aus der Praxis: Die Technische Univer- 
sität Berlin soll erweitert werden. In der Wettbewerbsaus- 
schreibung heißt es: "Es sind die Interessen der einzelnen 
Fakultäten bei der Standortplanung sorgfältig gegenein- 
ander abzuwägen. Es werden sich dabei nicht in allen 
Fällen befriedigende Lösungen erreichen lassen." 
Es gibt bekannte Anwendungsfälle der linearen Program- 
mierung für Standortplanung, die es erlauben, mathema- 
tisch exakt innerhalb eines geschlossenen Systems optima- 
le Standorte zu bestimmen. Dies setzt jedoch voraus, daß 
die Prozesse, Transportwege, Versorgungsbedingungen, 
Aktionsformen oder Organisationsmodelle bekannt sind. 
Ohnedem läßt sich eine Standortplanung weder exakt 
mathematisch noch intuitiv durchführen. 
Die Interessen der einzelnen Fakultäten sind aber in der 
Wettbewerbsausschreibung ausschließlich beschrieben 
nach erforderlichen Quadratmetern stapelbarer und nicht 
stapelbarer Nutzflächen. 
Zum Beispiel: 
Bauingenieurwesen 
8 900 qm stapelbar 
5 300 qm nicht stapelbar 
Maschinenwesen 
17 600 qm stapelbar 
2 700 qm nicht stapelbar 
RR
	        
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