Full text: ARCH+ : Studienhefte für architekturbezogene Umweltforschung und -planung (1968, Jg. 1, H. 1-4)

Peter Jockusch 
EINIGE PROBLEME DER BEDARFSPLANUNG 
Dargestellt an Beispielen aus der Universitätsplanung 
(For english summary turn to page 26 ) 
Die Qualität von Bauten wird nicht mehr nur nach archi- 
tektonischen Kriterien, sondern mehr und mehr nach sol- 
chen der Nützlichkeit und Zweckerfüllung gemessen. Ob 
ein Bau seinen Zweck erfüllt, wird nicht allein von der 
Leistung der Architekten und Ingenieure bestimmt. Der 
Bauplaner kann Mängel in der Aufgabenstellung nicht 
beheben. Er ist abhängig von den Entscheidungen und 
Planungen, die v or der Bauplanung liegen, die also 
zur Aufgabenstellung führen: Die Planungsphase zwischen 
Nutzerwunsch und Bauprogramm, die vorläufig hier 
Bedarfsplanung genannt sein soll, wird damit 
zu einem notwendigen Teil der Planung. 
Es gibt bisher keine komplette Theorie, keine einheitliche 
Methodik der Bedarfsplanung, obwohl an zahlreichen 
Stellen Grundlagen hierfür erarbeitet werden. 
Aus den bisher bekannten Fragestellungen und Lösungen 
ergeben sich im wesentlichen vier Problembereiche, die 
eng untereinander in Beziehung stehen und die unter dem 
Begriff Bedarfsplanung zusammen gesehen werden müssen, 
Diese Bereiche seien hier durch vier Fragen gekennzeich- 
net. 
]) Welche Nutzungen müssen inder 
Hochschule untergebracht: werden? 
Hierzu gibt es Ansätze zur Systemanalyse des 
Hochschulbereichs, Es geht darum, die Aufgaben der 
Hochschule in Hinsicht auf den Kapazitätsbedarf zu defi- 
nieren. Der Zustrom und Abstrom des Systems und die 
Wege und Leistungen des Durchstroms werden in Hinsicht 
auf direkt erforderlichen und auf induzierten Kapazitäts- 
bedarf analysiert und Interdependenzen festgelegt. Sys- 
temansätze liegen vor entweder für Teilbereiche der Hoch- 
schule (z.B. Lehrsysteme, Mensen, Bibliotheken (1) oder 
für den gesamten Hochschulbereich mit verengter Frage- 
stellung (z.B. Modelle für die Ausbildungskapazität (2) 
oder Entscheidungsfluß im Hochschulsystem (3) oder die 
Hochschule als Produktionsbetrieb (4). 
Peter JOCKUSCH, 1934. Studium an der Staatl. Kunstakad, 
Stuttgart, Architekturstudium München, Karlsruhe, Dipl.1960. 
Arbeit in Werken der industriellen Wohnungsproduktion. 
Planung Universität Bochum, Gutachtliche Tätigkeit für 
Bauwirtschaftsfragen. 1965 Visiting Lecturer, School of 
Arch., Hull, und Mitarbeit am Inst. of Advanced Archi- 
tectural Studies, York University. Veröff.: 1966 Industri- 
alisierung im Wohnungsbau (Promot.), 1967 Gesamtplanung 
britischer Hochschulen. Ab 1966 Leiter der Arbeitsgruppe 
Bedarfsbemessung wiss. Hochsch. im Zentralarchiv f. Hoch- 
schulbau u.i. Finanzministerium B.W, . 
Seit 1968 Mitarbeiter des Zentralarchivs für Hochschulbau, 
Stuttgart. 
Ansätze für eine Gesamtsystematik werden für die Strö- 
mungsgrößen der Hochschulbevölkerung oder für die 
Analyse aller Zu- und Abströme des Systems bearbeitet (5). 
2) Wieviel Raum benötigt man, um 
eine bestimmte Nuftfzungsmenge 
unterzubringen? 
Diese Frage zielt auf Methoden der Berechnung von 
Kausalzusammenhängen zwischen verursachenden Nutzun- 
gen und verursachten (Räume) Größen. 
Hierzu sind bereits zahlreiche Untersuchungen durchgeführt 
worden (6). Den bisher vorliegenden, meist für lokale , 
kurzfristige Fragestellungen entwickelten Verfahren fehlt 
ihre Einbindung in eine Makrosystematik; sie sind deshalb 
meist nicht kompitabel. 
3 Wannwird wieviel Raum für welche 
Nutzungsmengen benötigt? 
Diese Frage zielt auf die Prognose des Wachstums und der 
Veränderungen des Hochschulwesens. Hier werden makro- 
politische Zielsetzungen und Alternativen nach Art, Zeit 
und Umfang in das System (Frage 1) eingegeben und mit 
den Methoden (Frage 2) auf Konsequenzen für ihre Reali- 
sierung hin simuliert, 
Auf diesem Gebiet sind Konzepte und Pläne zahlreich 
vorhanden (7). Es fehlt aber an der Systemanalyse und an 
verläßlichen quantitiven statistischen Grundlagen, um 
politische Alternativen bewerten und nötige Maßnahmen 
zur Realisation konzipieren zu können. 
4) Wie, wann, mit welchen Mitteln 
läßt sich diese Frage nach Raum am 
besten bedienen? 
Hierzu werden "Strategien der Vorsorge" zu entwickeln 
sein, mit denen sich rechtzeitig ein auskömmliches Raum 
angebot machen läßt, und zwar so, daß man auf die zum 
Teil recht sprunghaften, diskontinuierlichen Forderungen 
des politischen Bereichs reagieren kann. Dies sollte ge- 
schehen ohne große Wertverluste des Bestandes und unter 
größtmöglicher Beibehaltung der mittelfristigen Konzepte 
zur Bauplanung. 
ARCH + 1(1968) H.4
	        
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