Kostenoptimierungen sind nur noch innerhalb der Ein-
zelleistungen , nicht für die Gesamtleistung möglich.
e Abgerechnete Bauten müssen nach einheitlichen Ver-
fahren beobachtet und ausgewertet werden, das gilt so-
wohl für die Kosten wie für die Technik. Kostenangaben
dürfen nicht länger als Betriebsaeheimnisse gehütet wer-
den.
4. Ausschreibung und Vergabe
Über Ausschreibungs- und Vergabewesen besteht eine
umfangreiche Literatur, die nicht im Überblick dieses
Artikels behandelt werden kann. Nur in Hinsicht auf die
Planungsökonomie soll ein Hinweis angebracht werden.
Der ausführende Unternehmer kommt im allgemeinen mit
der Planung kaum in Kontakt. Die allgemeine Beratung
durch seine Vertreter oder die Ausarbeitung von Richt-
preisangeboten erfüllen kaum den Zweck, Unternehmer-
erfahrungen der Planung produktiv nutzbar zu machen.
Die Rückkopplung der Planung mit den Bauausführenden
könnte verstärkt werden, wenn Planungsverfahren ent-
wickelt würden, die den Unternehmer verantwortlich an
der Planung teilnehmen lassen. Die Hergabe seines Know
How muß dabei mit einem wirklichen Angebotsvorteil
verbunden sein, denn anders wird es kaum hergegeben
werden. Auf der anderen Seite muß die Konkurrenzsi-
tuation der Bieter gewahrt bleiben. Die Teilnahme der
Unternehmererfahrung an Planungsentscheidungen wird
neuerdings begünstigt durch die Tendenz vom Gewerke-
Unternehmer zum General-Unternehmer, denn dieser
sieht das Bauwerk ähnlich wie der Architekt als Ganzes
Einen praktischen Beitrag in der angegebenen Richtung
hat zurzeit die Stadt Weinheim/Baden Württ. geleistet,
indem sie ‚auf Vorschlag des Instituts für Schulbau der
Universität Stuttgart einen Wettbewerb ausschrieb. In
ihm sollen Architekten -Generalunternehmer-Teams ge-
koppelte Entwurfs- und Angebotsvorschläge für ein
grösseres Schulprojekt machen. Die Erfahrungen mit die-
sem Verfahren werden wesentlich davon abhängen, wie-
weit Architekten und Unternehmer ihre traditionellen
Rollen in Hinsicht auf gemeinsame Arbeit zu ändern be-
reit sind.
5. Bauplaner und Baunutzung
In der Regel erlischt das Interesse des Architekten an
seinen Werken mit der Übergabe und der Veröffent-
lichung in einer Fachzeitschrift. Nur als Referenz oder
bei Schadensfällen tritt das fertige Gebäude wieder in
sein Bewußtsein. Architekten, die Bauunterhaltung be-
treiben, nehmen in der inoffiziellen Bewertungsskala
der Architektentätigkeiten einen der letzten Plätze ein
Beide Tatsachen zeigen das mangelnde Interesse an der
Nutzungsphase der Gebäude. Dabei entscheidet sich in
ihr die vielzitierte "Wirtschaftlichkeit"
Alle wesentlichen Kostenarten , die von der Planung ne-
ben den Baukosten zu berücksichtigen sind, sind Nutzungs-
kosten. Auch ohne im Rahmen dieses Artikels den Beweis
dafür antreten zu können, wird hier behauptet, daß eine
tiefere Kenntnis des Nutzungsverhaltens von Gebäuden und
der Nutzungskosten einen bedeutsamen Wandel der Pla-
nungspraxis bewirken würde.
Als Nutzungskosten werden hier folgende Kostenarten
verstanden:
® Enerigekosten (Heizung, Strom, Gas, Lüftung ...)
e Gebäudereinigungskosten
i-
e Wartungskosten der technischen Anlagen
e Bauunterhaltung, kleinere Umbauten
Im weiteren Sinne sind dazu noch zu zählen
e Vorhaltungskosten für Flexibilität
e Wertminderungen die durch vorzeitige, geminderte
Nutzbarkeit entstehen
e Funktionskosten.
Selbst Industriewerke, die für die Unterhaltung der
Betriebseinriehtungen gut organisierte Plant Engeniee-
ring-Abteilungen unterhalten, werden erst in letzter
Zeit gewahr, daß deren Prinzipien auch auf den Ge-
bäudebestand anzuwenden sind. (8).
Wie alle Nutzungsanalysen ist auch die der Nutzungs-
kosten eine zeitraubende Arbeit, die detailliertes sta-
tistisches Material erfordert. In den letzten Jahren nimmt
der Umfang einschlägiger Arbeiten zu (z.B. 9,10), die
vorhandenen Kenntnisse sind jedoch noch länast nicht
ausreichend.
Bezogen auf die gesamte Lebensdauer übersteigen die
Nutzungskosten die Baukosten um ein Mehrfaches. Nur
fallen sie nicht wie die Baukosten als Gesamtheit an,
sondern verteilen sich in kleinen Beträgen unauffällig
über viele Jahre und mehrere Nutzungsgenerationen. Ihr
Betrag hat im Vergleich zu den Baukosten eine steigende
Tendenz, da eine Reihe von Nutzungskosten lohnintensiv
sind. Die Bedeutung der Nutzungskosten für den Planer
liegt jedoch nicht in ihrer Höhe, sondern in ihrer Be-
einflußbarkeit durch die Planung. Allgemein formuliert
würde man von der Substituierbarkeit der einmaligen
Investitionen (Baukosten) und der laufenden Kasten
(Nutzungskosten) sprechen. Das Ziel einer ökonomischen
Betrachtung beider wäre die Feststellung der Minimal-
kostenkombination als des wirtschaftlichsten Austausch-
verhältnisses. Die Rückwirkung auf die Bautechnik liegt
auf der Hand. Ein Beispiel wird am Ende des Artikels ge-
geben werden.
In Abbildung 1 sind die wesentlichen Nutzungskosten den
Baukosten gegenübergestellt worden, um ihre Gleich-
wertigkeit mit den Baukosten zu verdeutlichen.(Abb.] 5.5.34)
Bauökonomische Entscheidungsmodelle
Die Entwicklung und Anwendung von Entscheidungsver-
fahren hat nach 1945 erhebliche Fortschritte gemacht, da
in der gesamten Wirtschaft die Anzahl der Entscheidung-
en, die Anzahl möglicher Alternativen und das Ent-
scheidungsrisiko unter Konkurrenzdruck angewachsen
sind,
Die gesprächsweise Entscheidungsfindung bisheriger Art
durch die Betriebsinhaber oder die’ Geschäftsleitung
wurde ergänzt durch wissenschaftliche Entscheidungsme-
thoden, die unter Namen wie Operations Research,
Unternehmensforschung, Optimierungslehre u.a. zusam-
mengefasst werden, Sie sind nicht direkt auf die spezifi-
schen Probleme der Bauplanung übertragbar, doch können
ihre Grundsätze und allgemeinen Methoden in geeigne-
ter. Weise adaptiert werden,
Die Entscheidungsverfahren haben gemeinsame Merkmale:
e Sie beschäftigen sich mit denqvantifizier-
baren Größen der zu entscheidenden Sachver-
halte,
e Entschieden wird in Hinsicht auf eine gewählte Z i e I-
größe, die zu optimieren ist, d.h. entweder ein
ARCH + 1(1968) H.4