Henning Schran
PLANSPIEL-SIMULATION
Einige Aspekte zu ihrer Anwendung in der Ausbildung
von Planern,
Alle an der Erforschung und Planung unserer gebauten
Umwelt beteiligten Disziplinen sehen sich in steigendem
Maße einer Diskrepanz zwischen zunehmender Komplexi-
tät des Forschungs- und Planungsobjektes einerseits und
den Begrenzungen des dafür verfügbaren methodischen und
technischen Instrumentariums andererseits konfrontiert,
Von dieser Problematik wird insbesondere der Bereich der
Ausbildung betroffen, dessen traditionelle Methoden der
Wissensvermittlung - jeweils auf spezifische Problemstel-
lungen einzelner Disziplinen bezogene Vorlesungen, Se-
minare und Übungen - ein dieser zunehmenden Komplexi-
tät nicht mehr entsprechendes Informations- und Vermitt-
lungssystem darstellen,
Die Suche nach neuen Lehr- und Lernmethoden führt zu
der Planspiel-Simulation - einer Technik, die einen so-
wohl synoptischen, eine Vielzahl von Einzeldisziplinen
integrierenden, als auch dynamischen Prozeß des Lernens
vermittelt.
Simulationstechniken
Die Planspiel-Simulation stellt eine Hybridform von zwei
Simulationstechniken unterschiedlichen Abstraktionsgrades
dar: der der gering abstrahierten "direkten" Simulation
in der Form des Plan- und Rollenspieles, und der der hoch-
gradig abstrahierten "reinen" Computer-Simulation. Die
Technik des Planspieles ermöglicht ein freies "Ausspielen"
spezifischer Rollen, und damit ein optimales Testen von
strategischen und taktischen Problemstellungen. Die Ver-
wendung der Computer-Simulation bietet die Möglichkeit
des Messens und Bewertens der Aktionen und Interaktionen
dieser Rollenträger und damit der Quantifizierung subjek-
tiver Entscheidungen und ihrer Aus- und Rückwirkungen
innerhalb eines beschriebenen und simulierten System-
Modell es,
Diese Mischtechnik der Mensch-Maschinen-Interaktion
gestattet, begünstigt durch den sehr schnellen feed-back-
Prozeß der Computer-Simulation, ein optimales Experimen-
tieren (durchaus im-Sinne eines Labor-Versuches ) mit
komplexen Svstemen.
Entwicklung
Die Technik der Planspiel-Simulation wurde relativ
spät - nach einer sehr weit fortgeschrittenen und komple-
xen Entwicklung in der Militärstrategie, den Wirtschafts-,
Polit- und Sozialwissenschaften Ende der 50er Jahre in
den USA in den Bereich der Stadt- und Regionalplanung
übernommen. Dabei wurde diese Übernahme zuerst im Rah-
men der Planerausbildung einiger Universitäten vollzogen,
- die zunehmenden Schwierigkeiten in der Wissensver-
mittlung durch traditionelle Lehrmethoden bildeten den
primären Anlaß.
Nach ersten Versuchen, die in starkem Maße von Spiel-
typen des Unternehmensspiels beeinflußt waren, sind in
den USA in rascher Folge mehrere Planspiel-Simulationen
entwickelt worden:
"P.O.G.E." - ein konkurrierendes Rollenspiel von Stadt-
planern und Grundeigentümern einer Gemeinde,
1960;
"Intercity-Competition" - ein rollenspezifisches Konkur-
renzspiel mehrerer Gemeinden, 1963;
"Metropolis" - ein konkurrierendes Rollenspiel von Pla-
nern, Politikern und Grundeigentümern einer Ge-
meinde, 1964;
"C.L. U. G." - ein nicht-rollenspezifisches städtisches
Konkurrenzspiel mehrerer Spielgruppen, 1964 ;
"M.E.T.R.O." - eine sehr komplexe Weiterentwicklung
des Spieles Metropolis unter partieller Verwendung
des C.L.U.G., ausgeweitet auf den Raum einer
5.M.A,, 1966:
"North East Corridor Transportation Game" - ein mit 70
Rollen besetztes Konkurrenzspiel für eine Verkehrs-
planung des Raumes Boston-Washington D.C.,
1967, (1).
Die beiden letztgenannten Spielsimulationen stellen da-
bei äußerst.komplexe, weitestgehend realitätsbezogene
Entwicklungen dar, die als Modelle für das Demonstrieren
und Testen alternativer Entscheidungsketten und ihrer Aus-
wirkungen auf kommunale oder regionale Entwicklungs-
strukturen und -muster Verwenduna finden.
ARCH + 1(1968) H.4