Full text: ARCH+ : Studienhefte für architekturbezogene Umweltforschung und -planung (1968, Jg. 1, H. 1-4)

Prof. E. Heinle, M. Church, H. Dehlinger 
STUFENWEISE OPTIMIERUNG: 
Vergleichende Bewertung von Entwürfen am Beispiel der 
Planung des Olympischen Dorfes 
Der Vorgang und seine Begründung: 
Man kanndie Wege zur Lösung eines komplexen Problems 
kennzeichnen durch das Gegensatzpaar: 
(1) "bedachtsam, aber sicher" (2) "wer wagt, gewinnt" 
Versucht man näher zu bestimmen, was diese Wege un- 
terscheidet , so sind relevante Begriffe 
für (1) 
- Ratio 
Analyse 
Synthetischer Aufbau 
der Lösung 
Ständige Rückkopplung 
Erzeugung von Varietät 
in Teilbereichen 
Spektrum an Entschei- 
dungen (Parallelunter- 
suchungen) 
Trend zur Objektivität 
für (2) 
- Intuition 
- Idee 
- Sprung ins Dunkle 
- Umfassendes Vorgehen 
- Erzeugung von Varietät 
an Lösungen 
- Entscheidungsketten (ra- 
sche Folge von Entschei - 
dungen) 
- Subjektivität 
Gemeinsam ist beiden (und allen möglichen Zwischen- 
stufen), daß für den Prozeß der Suche nach Lösungen 
Strategien eingesetzt werden, mit denen der Raum poten- 
tieller und vermuteter Lösungen durchforscht wird, 
Die Strategien sind abhängig 
- vom Grad der Komplexität des Problems 
- von der zur Verfügung stehenden Zeit 
von den zur Verfügung stehenden Mitteln 
vom Ausbildungsstand der Mitarbeiter zu Beginn der 
Problemlösung (Kreativität, vorhandenes Wissen, per- 
sönliche Arbeitsmethoden, Fähigkeit zum Team-work 
etc.) 
Der Wert einer Strategie kann gemessen werden, Ziel 
ist eine optimale Lösung des Problems mit möglichst ge- 
ringem Aufwand. Für die Lösung komplexer Probleme 
unter starkem Zeitdruck (crash program) sind Gruppen 
besonders gut geeignet. Wissenschaftliche Methoden zur 
Lösung komplexer Probleme in der Architektur wurden 
erst vereinzelt vorgeschlagen, denn der Einsatz solcher 
Methoden für den Entwurfsvorgang setzt einen langen 
Lernprozeß voraus, und Entwerfer, die über derartige 
Methoden verfügen. Diese sind wohl zur Zeit kaum zu 
erwarten, Die Steigerung der Kreativität und der Pro- 
duktivität durch Team-work unter Einsatz kreativer Tech- 
niken wie 
- morphologische Feldstudien 
- check-list 
- brainstorming 
- synecties etc. 
hat in der amerikanischen Weltraumforschung zu überra- 
s chenden Ergebnissen geführt, 
Der Grundgedanke dabei ist, daß es leichter ist, wissen- 
schaftliche Methoden für die bewertende Analyse eines 
Lösungsvorschlages einzusetzen als die Lösung synthetisch 
aufzubauen. Man schlägt dazu den Weg des "wer wagt, 
gewinnt" ein und versucht, optimale Bedingungen für die 
Kreativität und Produktivität zu schaffen. Die in ständi- 
gem Informationstausch stehenden Gruppen und Individuen 
versuchen, in einer festgesetzten Zeit ein möglichst brei- 
tes Spektrum an Lösungsvorschlägen zu finden. Dabei 
wirkt der Austausch von Assoziationen verschiedener Per- 
sonen mit verschiedenen Wissensbereichen als Stimulus, 
Der Gruppenvorteil der gegenseitigen Anregung zu ver- 
stärkter Entwicklung von Ideen ist desto größer, jever- 
schiedenartiger die Repertoires der einzelnen Gruppen- 
mitglieder sind, und je größer der Anreiz (Prestigegewinn 
etc.) zur Entwicklung neuer Varianten ist. Er nimmt je- 
doch mit zunehmender Lebensdauer der Gruppe rasch ab, 
- deshalb der Zwang , in möglichst kurzer Zeit zu ent- 
wickeln (Osborne: "quantity is wanted"). Die einzelnen 
Vorschläge werden mit einem dem Lösungsstand angemes- 
senen Aufwand an Darstellung fixiert. Damit ist die 
erste Stufe der Problemlösung abgeschlossen. 
Das Ziel, das letztlich erreicht werden soll, ist ein 
“guter Entwurf", Doch ist die Frage, ob ein vorliegender 
Entwurf "gut" ist, weniger leicht und klar zu beantwor- 
ten als die Frage, welche schlechten Eigenschaften noch 
erkennbar sind. Der Weg zur optimalen Lösung führt über 
die Feststellung und nachfolgende Behebung von Unzu- 
länglichkeiten. 
Das Optimum ist erreicht, wenn die Mängel ein Minimum 
ARCH + 1(1968) H.4
	        
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