Full text: ARCH+ : Studienhefte für architekturbezogene Umweltforschung und -planung (1968, Jg. 1, H. 1-4)

Harald Deilmann 
Zu Frage 1: 
Ich verstehe Architektur als integrierenden Bestandteil 
der Gebäudegestalt, obwohl mir bewusst ist,dass im 
Sprachgebrauch etwas anderes, etwa die sinnvoll gestal- 
tete, bauliche Umwelt des Menschen gemeint wird. Für 
mich ist die Baugestalt das Resultat des Zusammenwirkens 
von Einflüssen, die für die Determinierung und Formulier- 
ung von Gebäuden relevant sind .Architektonischer Aus- 
druck entsteht durch den Einsatz der konstituierenden 
und transitorischen Bestimmungsfaktoren, die über die 
Sinnesorgane des Menschen dessen psychische Situation 
beeinflussen und verändern.Unter diesen Determinanten 
sind sowohl diejenigen zu verstehen,die den Inhalt der 
Aufgabe typisch charakterisieren, als auch die singulären 
situations- und persönlichkeitsbedingten Kräfte.Ob 
Architektur realisiert werden kann,hängt einerseits von 
der Qualifikation des Bauherrn ab, andererseits von der 
Fähigkeit des Planenden, das Erforderliche zu erkennen 
und zu formulieren. 
Zu Frage 2: 
Ich sehe in der offensichtlichen Unklarheit über diesen 
Sachverhalt die Ursache unserer Verwirrung und deren 
negativen Auswirkungen auf die gebaute Umwelt. 
Die Erforschung der architektonischen Gestaltungsmög- 
lichkeiten ist als Grundlage für die Charakterisierung 
von Gebäuden - auch von städtebaulichen Räumen - not- 
wendig.Meiner Ansicht nach geht es dabei mehr um den 
sichtbaren Ausdruck innerer Gesetzmässigkeiten des vom 
Entwerfenden unabhängigen Wesens der Aufgabe, als um 
subjektiv bestimmbare Interpretationen .Architektonische 
Gestaltung darf ebensowenig etwas Nachgeordnetes sein, 
das der funktionellen Lösung folgt, wie es nichts Vorbe- 
stimmtes sein kann, dem sich Bedürfnis und Zweck unter- 
zuordnen haben.Idee und Gestalt, Inhalt und Form, Zweck- 
erfüllung und Architektur müssen im Ergebnis eine untrenn- 
bare Einheit bilden. 
Wo es um die wissenschaftliche Determinierung geht, 
muss Forschung auch im Bereich der Architektur Grund- 
lage weiterer Bemühungen sein 
Rudolf Doernach 
Architektur? 
Architektur, das ist für viele: Petrefakt, Produkt kirchenbe- 
steuerter Bizepse, Organisation Todt, Joch der Zinsmafia, 
Verkehrschaos, vergaste Stadt, Altersversorgung dekadenteı 
Berufe... 
Ferner: Starkult, Verkehrstote, Mode, despotische Lehrsys- 
teme , Missbrauch menschlicher Arbeitskraft... 
Haus und Stadt können werden:Externe ORGANIK des 
Menschen, ein System beweglicher Elemente aus: 
Struktur, 
Organ und 
Steuerung, 
also Ebenbild des Menschen, ihm verwandt, anpassungs- 
fähig, mobil, sterblich, liebenswert, regenerativ... 
Dieser Zeugungsprozess verlangt ein zusammenwirkendes 
SYSTEM DER WISSENSCHAFTEN 
ein daraus entwickeltes 
SYSTEM DER FORSCHUNGSPLANUNG 
und 
KOOPERATIVE 
die analytisch und synthetisch experimentieren können. 
Das Ziel:Die Entwicklung einer umfassenden 
SOZIOPHYSIKALISCHEN THEORIE 
daraus die Entwicklung von Urbansystemen und autonomen 
Untersystemen. 
Der Gesellschaftsingenieur (Politiker genannt) ist hilflos, 
solange der Umweltingenieur ihm nicht lebendige Systeme 
baut 
Adieu FLOWER POWER als Vorbote vom Freizeitparadies 
wenn es nicht Biologen, Chemiker und Physiker gibt, die 
als 
SYSTEMATIKER 
auf dem Humus morbider Sozialstrukturen fremdgehen und 
biotektonische Stadtsysteme zeugen. 
Wir präzisieren die "Anstiftung zur Unruhe" mit der 
"EINLADUNG ZUR(beruflichen)MOBILITÄT" 
ARCH + 1(1968)H1
	        
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