Harald Deilmann
Zu Frage 1:
Ich verstehe Architektur als integrierenden Bestandteil
der Gebäudegestalt, obwohl mir bewusst ist,dass im
Sprachgebrauch etwas anderes, etwa die sinnvoll gestal-
tete, bauliche Umwelt des Menschen gemeint wird. Für
mich ist die Baugestalt das Resultat des Zusammenwirkens
von Einflüssen, die für die Determinierung und Formulier-
ung von Gebäuden relevant sind .Architektonischer Aus-
druck entsteht durch den Einsatz der konstituierenden
und transitorischen Bestimmungsfaktoren, die über die
Sinnesorgane des Menschen dessen psychische Situation
beeinflussen und verändern.Unter diesen Determinanten
sind sowohl diejenigen zu verstehen,die den Inhalt der
Aufgabe typisch charakterisieren, als auch die singulären
situations- und persönlichkeitsbedingten Kräfte.Ob
Architektur realisiert werden kann,hängt einerseits von
der Qualifikation des Bauherrn ab, andererseits von der
Fähigkeit des Planenden, das Erforderliche zu erkennen
und zu formulieren.
Zu Frage 2:
Ich sehe in der offensichtlichen Unklarheit über diesen
Sachverhalt die Ursache unserer Verwirrung und deren
negativen Auswirkungen auf die gebaute Umwelt.
Die Erforschung der architektonischen Gestaltungsmög-
lichkeiten ist als Grundlage für die Charakterisierung
von Gebäuden - auch von städtebaulichen Räumen - not-
wendig.Meiner Ansicht nach geht es dabei mehr um den
sichtbaren Ausdruck innerer Gesetzmässigkeiten des vom
Entwerfenden unabhängigen Wesens der Aufgabe, als um
subjektiv bestimmbare Interpretationen .Architektonische
Gestaltung darf ebensowenig etwas Nachgeordnetes sein,
das der funktionellen Lösung folgt, wie es nichts Vorbe-
stimmtes sein kann, dem sich Bedürfnis und Zweck unter-
zuordnen haben.Idee und Gestalt, Inhalt und Form, Zweck-
erfüllung und Architektur müssen im Ergebnis eine untrenn-
bare Einheit bilden.
Wo es um die wissenschaftliche Determinierung geht,
muss Forschung auch im Bereich der Architektur Grund-
lage weiterer Bemühungen sein
Rudolf Doernach
Architektur?
Architektur, das ist für viele: Petrefakt, Produkt kirchenbe-
steuerter Bizepse, Organisation Todt, Joch der Zinsmafia,
Verkehrschaos, vergaste Stadt, Altersversorgung dekadenteı
Berufe...
Ferner: Starkult, Verkehrstote, Mode, despotische Lehrsys-
teme , Missbrauch menschlicher Arbeitskraft...
Haus und Stadt können werden:Externe ORGANIK des
Menschen, ein System beweglicher Elemente aus:
Struktur,
Organ und
Steuerung,
also Ebenbild des Menschen, ihm verwandt, anpassungs-
fähig, mobil, sterblich, liebenswert, regenerativ...
Dieser Zeugungsprozess verlangt ein zusammenwirkendes
SYSTEM DER WISSENSCHAFTEN
ein daraus entwickeltes
SYSTEM DER FORSCHUNGSPLANUNG
und
KOOPERATIVE
die analytisch und synthetisch experimentieren können.
Das Ziel:Die Entwicklung einer umfassenden
SOZIOPHYSIKALISCHEN THEORIE
daraus die Entwicklung von Urbansystemen und autonomen
Untersystemen.
Der Gesellschaftsingenieur (Politiker genannt) ist hilflos,
solange der Umweltingenieur ihm nicht lebendige Systeme
baut
Adieu FLOWER POWER als Vorbote vom Freizeitparadies
wenn es nicht Biologen, Chemiker und Physiker gibt, die
als
SYSTEMATIKER
auf dem Humus morbider Sozialstrukturen fremdgehen und
biotektonische Stadtsysteme zeugen.
Wir präzisieren die "Anstiftung zur Unruhe" mit der
"EINLADUNG ZUR(beruflichen)MOBILITÄT"
ARCH + 1(1968)H1