Das oberste Ziel der Anthropologie ist es, Objektivi-
tät zu erreichen.
Eine Objektivität, die weiterreicht als die Loslösung
von theorie-immanenten Denkmethoden. Es müssen
Formulierungen erzielt werden, die für alle denkba-
ren Beobachter stimmen, die Analyse muß bis auf die
Ebene der "Signifikat-Einheiten'' vorstoßen.
Dieses Verständnis von Objektivität sollte einer Pla-
nungstheorie als "Außensicht'' dienen.
Der Signifikant ist nie loszulösen vom Signifikat.
Das ist ein Axiom der Semiologie. Unter diesem As-
nekt definiert sie "Zeichen!
Eine Umweltplanung müßte sich dies zum Grundsatz
machen, daß die Elemente ihres Denkens als Zeichen
definiert werden, das bedeutet, daß alle Elemente ih-
res Denkens konsequent auf ihre Bedeutung hin gedacht
werden müssen, die sie auf der ökologischen Signifi-
kat-Ebene haben.
In diesem Sinn versteht die "Strukturale Anthropologie"
ihren zweiten Hauptsatz: "Das zweite Ziel der Anthro-
pologie ist die Totalität. Sie sieht im sozialen Leben
ein System, in dem alle Aspekte organisch verbunden
sind", (33).
"Die Sozialanthropologie ist aus der Entdeckung ent-
standen, daß alle Aspekte des sozialen Lebens - der
ökonomische, technische, politische, juristische,
ästhetische und religiöse - ein Zeichensystem ausma-
chen, und daß es unmöglich ist, einen dieser Aspekte
zu begreifen, wenn man nicht die anderen einbezieht.
Sie zeigt also die Tendenz, vom Ganzen zu den Teilen
zu gehen, oder zumindest dem ersteren vor den letzte-
ren eine logische Priorität zu zeben. Eine Technik hat
nicht nur einen Nützlichkeitswert; sie erfüllt auch eine
Funktion, und diese setzt, um begriffen werden zu
können, soziologische, nicht nur historische, geogra-
phische oder physikalisch-chemische Überlegungen
voraus''., (34).
Eine urbanistische Planungstheorie darf nicht weniger
wollen als diese Totalität.
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ARCH+2 (1969) H. 6