Full text: ARCH+ : Studienhefte für architekturbezogene Umweltforschung und -planung (1969, Jg. 2, H. 5-8)

Das oberste Ziel der Anthropologie ist es, Objektivi- 
tät zu erreichen. 
Eine Objektivität, die weiterreicht als die Loslösung 
von theorie-immanenten Denkmethoden. Es müssen 
Formulierungen erzielt werden, die für alle denkba- 
ren Beobachter stimmen, die Analyse muß bis auf die 
Ebene der "Signifikat-Einheiten'' vorstoßen. 
Dieses Verständnis von Objektivität sollte einer Pla- 
nungstheorie als "Außensicht'' dienen. 
Der Signifikant ist nie loszulösen vom Signifikat. 
Das ist ein Axiom der Semiologie. Unter diesem As- 
nekt definiert sie "Zeichen! 
Eine Umweltplanung müßte sich dies zum Grundsatz 
machen, daß die Elemente ihres Denkens als Zeichen 
definiert werden, das bedeutet, daß alle Elemente ih- 
res Denkens konsequent auf ihre Bedeutung hin gedacht 
werden müssen, die sie auf der ökologischen Signifi- 
kat-Ebene haben. 
In diesem Sinn versteht die "Strukturale Anthropologie" 
ihren zweiten Hauptsatz: "Das zweite Ziel der Anthro- 
pologie ist die Totalität. Sie sieht im sozialen Leben 
ein System, in dem alle Aspekte organisch verbunden 
sind", (33). 
"Die Sozialanthropologie ist aus der Entdeckung ent- 
standen, daß alle Aspekte des sozialen Lebens - der 
ökonomische, technische, politische, juristische, 
ästhetische und religiöse - ein Zeichensystem ausma- 
chen, und daß es unmöglich ist, einen dieser Aspekte 
zu begreifen, wenn man nicht die anderen einbezieht. 
Sie zeigt also die Tendenz, vom Ganzen zu den Teilen 
zu gehen, oder zumindest dem ersteren vor den letzte- 
ren eine logische Priorität zu zeben. Eine Technik hat 
nicht nur einen Nützlichkeitswert; sie erfüllt auch eine 
Funktion, und diese setzt, um begriffen werden zu 
können, soziologische, nicht nur historische, geogra- 
phische oder physikalisch-chemische Überlegungen 
voraus''., (34). 
Eine urbanistische Planungstheorie darf nicht weniger 
wollen als diese Totalität. 
Literaturverzeichnis 
(1) Claude L6vi-Strauss, Sirukturale Anthropologie 
Frankfurt 1967 
(2) Günther Schiwy, Der Französische Strukturalis- 
mus, Reinbek 1959 
Claude Levi-Strauss, Traurige Tropen, Köln/ 
Berlin 1960, S. 364 
a.a.0., 5.366 
a.a.0., 5.366 f. 
Traurige Tropen, S. 368 
Zitaı Rmrusseau, a.a.0., S. 363 
Ernst Bloch, Über Karl Marx, Frankfurt 1968. 
S.'140 f. 
Talcott Parsons, Sozialstruktur und Persönlich- 
keit, Frankfurt 1968 
Norbert Wiener, Kybernetik, Reinbek 1968, 
8.197 £. 
Strukturale Anthropologie, S. 317-320 
Max Bense, Urbanismus und Semiotik, in 
ARCH + 3, Stuttgart Juli 1968, S.23 
Claude L6vi-Strauss, Das Wilde Denken, 
Frankfurt 1968, S. 307 
zitiert nach Schiwy, S.37 
Schiwy, S.50 
Traurige Tropen, S.359 
Ferdinand de Saussure, zitiert nach Kursbuch 5, 
S.63f 
Max Bense, Semiotik, Baden-Baden 1967, S.9 
a.a.0., S.9 
Max Bense, Urbanismus und Semiotik, a.a.O. 
Ferdinand de Saussure, zitiert nach Kursbuch 5 
S.66 
Strukturale Anthropologie, S.356 
a.a.0., S. 21 1. 
Paul Radin, The Winnebago Tribe, 37th Annual 
Report, Bureau of American Ethnology (1915- 
1916), Washington 1923 
Bronislaw Malinowski, The Sexual Life of 
Savages in North-Western Melanesia, New-York, 
London 1929, Bd.1, S.10 ff. 
Gerhard Hauck, Die Strukturale Anthropologie 
von Claude L6vi-Strauss, In "Sociologus'", Ber 
lin Heft 1, 1968, S. 73 
Jan van der Meulen, Architektur-Baukunst und 
Baugeschichte, in ARCH + 5, Stuttgart, Januar 
1969, S.43 
Vergleiche hierzu: Theodor W. Adorno, Ohne 
Leitbild-Parva Aesthetica, Frankfurt 1967, 
S. 104 ff. 
Alexander Mitscherlich, Die Unwirtlichkeit un- 
serer Städte, Frankfurt 1965, S.16 
Christopher Alexander, System-Denken, in 
"Baumeister'' 12, München, Dezember 1968 
S. 1452 
Georg Klaus, Wörterbuch der Kybernetik, 
Berlin 1968, S. 412 
Strukturale Anthropologie, S. 369 ff. 
a.a.0., S. 390 
a.a:0., 8.382 
(10) 
(11) 
(12) 
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33) 
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