Full text: ARCH+ : Studienhefte für architekturbezogene Umweltforschung und -planung (1969, Jg. 2, H. 5-8)

1. Programme steuern Zeichenautomaten und generieren 
dadurch graphisch-ästhetische Information. Gegenstand 
der generativen Graphik ist die Erarbeitung von Program- 
men.und die Untersuchung der Beziehungen zwischen 
ihnen und der nach ihrer Vorschrift erzeugten Information. 
2. Der Computer ist ein relevantes und unabdingbares 
Werkzeug der generativen Graphik, weil er die Voraus- 
setzung für die Aktualisierung hinreichend interessanter 
und deshalb komplizierter Programme ist. Der Computer 
ist aus der generativen Graphik ebensowenig eliminier- 
bär, wie das Fernrohr aus der Astronomie. 
3. Das immer gegenwärtige Zufallselement im künstleri- 
schen Erzeugungsprozeß erfaßt die generative Graphik 
modellmäßig durch den Einbau von Zufallsgeneratoren 
in die Programme . 
4. Die Zufallsgeneratoren beteiligen sich an der Struk- 
turierung der generierten Information, schaffen dabei 
unvorhersehbar Neues und erweisen sich dadurch als die 
zweite schöpferische Instanz neben dem Programmierer, 
der die globale Programmstruktur und projektiv durch sie 
hindurch die großräumige Struktur der zu generierenden 
Information entwirft. Da die Zufallsgeneratoren der 
Intention des Programmierers entgegenwirken können, 
wenn er ihnen auch im allgemeinen mit Absicht Wirkungs- 
freiheit einräumen wird, dürfen sie als die Antagonisten 
der Programmiertätigkeit bezeichnet werden. 
5, Programmierung bzw. Zufallsgenese kennzeichnen den 
makro- bzw. mikroästhetischen Bereich innerhalb der 
generativen Graphik. Die Innovationen, die in den bei- 
den Bereichen entspringen und induzierte Makro- bzw. 
endogene Mikroinnovationen heißen, sind voneinander 
unabhängige Komponenten ästhetischer Information. In 
der generativen Graphik ist ästhetische Vorentscheidung 
das gleiche wie die Tätigkeit des Programmierers, auch 
das gleiche wie die Erzeugung induzierter Makroinnova- 
tion. 
6. Überlagerung in der Fläche von zeitlich nacheinander 
generierten Teilen einer graphischen Zeichenkonstella- 
tion kommt häufig vor ünd ist nichts besonderes. Durch 
die Tätigkeit der Zufallsgeneratoren kann die Überlage- 
rung jedoch extrem komplizierte innovative Zeichenver- 
hältnisse und Zeichenzusammenhänge schaffen, die per- 
zeptorisch mehrdeutig sind und deren Vereindeutigung 
weder immer generativ, d.h. rein vom Programm her, 
erzwungen werden kann noch auch immer erstrebenswert 
ist. Wir deuten diese Erscheinung als Selbsttranszendie- 
rung der generativen Graphik in eine volle kommunika- 
tive Graphik hinein, die modellmäßig den vollständigen 
Informationskanal einschließlich Generator und Perzep- 
tor zu untersuchen hat. Die Durchführung dieses Vorha- 
bens steht noch aus und bedingt "Large-Scale-Forschung‘". 
7. Die unter Punkt 6 erwähnten, durch den "Überlage- 
rungseffekt" bedingten Zeicheneffekte äußern sich nicht 
nur mikroästhetisch punktuell oder lokal, sondern beein- 
flussen auch die großräumige Bildstruktur. Dieser Einfluß 
ist seinem Charakter nach Makroinnovation, jedoch nicht 
induzierte, sondern ihrer Herkunft nach als endogen zu 
bezeichnende. Daß die Perzeptoraktivität sich an der 
Endogenität der endogenen Makroinnovation beteiligt, 
wird nicht bezweifelt. 
Dieser Aufsatz erscheint wesentlich erweitert als Buch 
"Generative Computergraphik" im Siemens-Verlag. Die 
Bilder wurden mit Hilfe einer Siemens-Datenverarbei- 
+ungsanlage und eines automatischen Zeichentisches 
ZUSE GRAPHOMAT hergestellt. 
Bild 1 
Bild 2 
Bild 3 
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ARCH+ 2 (1969) H.7
	        

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