Horst Höfler, Lutz Kandel, Eva-Maria Kreuz
ENTWICKLUNG EINER KLASSIFIKATIONSTECHNIK
ZUR BESCHREIBUNG DER DISZIPLIN UMWELT-
PLANUNG (1)
1. Wenn ein Ausbildungssystem in Zukunft darauf ver-
zichten muß, "genormte Pakete für bestimmte Berufe (so
wie man sich diese vor 10 oder 15 Jahren vorstellte) zu
packen" (Steinbuch, 1), so sind daraus ebenfalls Folge-
rungen für die Ausbildung von Architekten zu ziehen.
Zwei dieser Folgerungen sollen im weiteren näher unter-
sucht werden:
"Beschreibung" des’ Aufgabengebietes einer Disziplin
Umweltplanung. Die bis jetzt gehandhabte Methode
der Lehrplanaufzeichnung mit Kurstitel, Stoff, Zeit
ist kein adäquates Mittel zur Information des Stu-
dierenden über Lehr- und Forschungsaktivitäten.
Diese Darstellung gibt kein realistisches Bild des
aktuellen Lernprozesses, wie er in der Hochschule
z.T. schon stattfindet.
Umfassende und vergleichbare Information über die
angebotenen Lehr- und Forschungsinhalte und die
Darstellung der Abhängigkeiten zwischen diesen In-
halten, welche evtl. dazu beitragen könnte,
Zwanaskombinationen im Studienplan abzubauen.
2. Jede Beschreibung ist eine Auswahl von Merkmalen,
wodurch bestimmte Aspekte durch die subjektive Aus-
wahl des Beschreibenden vor anderem hervorgehoben
werden. Um das Aufgabengebiet der Umweltplanung zu
beschreiben, sind Merkmalsbereiche zu finden, deren
subjektive Auswahl möglichst von vielen nachvollzogen
werden kann, die also "objektiv" im Sinne einer inter-
personellen Nachvollziehbarkeit sind.
Im Gegensatz zur bisherigen Klassifizierung der Umwelt-
planung nach Objektbereichen ist eine zusätzliche
Spezifizierung nach dem Methodenbereich notwendig:
"Durch explizite Angabe der Sache und der Methode
kann jede beliebige Wissenschaft primär charakterisiert
werden" (Maser, 2).
Die Merkmale Objektbereich und Methodenbereich er-
scheinen auch für eine Beschreibung der Disziplin Um-
weltplanung sinnvoll. Zur Fundierung dieses zweistelli-
gen Klassifikationsschemas seien weitere Beispiele ange-
geben:
] Diese Arbeit entstand am Institut für Grundlagen der
Modernen Architektur der Universität Stuttgart (Leitung
Prof.Dr. Jürgen Joedicke)
2.1 Die mit jeder Disziplin verbundene Entwicklungsar-
beit oder Forschung muß sich nach Bense (3) mit den
Fragen auseinandersetzen:
Was wird geforscht?
(Thematisierung der Forschung
durch Angabe eines Objektbe-
reiches, der abstrakt oder ob-
jektgebunden sein kann)
(Bestimmung der Verfahrenswei-
sen, d.h. Auswahl aus einem
vorliegenden Methodenreper-
toire, oder Entwicklung eines
solchen. Für Wissenschaftstypen,
die Erkenntnisse im Hinblick
auf konkrete Aktionsaufgaben
gewinnen (sogen. handlungs-
orientierte Wissenschaften, wie
allgemeine Methodologie,
Praxeologie, Heuristik, etc.),
empfiehlt sich nur eine Klassi-
fizierung im Methoden- und
Ablaufsbereich)
Wie wird geforscht?
Warum wird geforscht?
(Kausalnexus, abhängig von der
Zwecksetzung der Personen, die
Forschung betreiben, d.h. ab-
hängig von dem unterschiedli-
chen Wertsystem dieser Personen)
2.2 Die fortschreitende Industrialisierung des Bauens be-
nötigt komplexe Klassifikationsschemata. Dafür schlagen
Claxton und Wilson (4) ein Klassifikationsschema vor,
welches ebenfalls zwei Merkmalsbereiche in Beziehung
setzt:
Produkte
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Abb. 1 Produkt - Prozeßklassifikation nach Claxton und
Wilson
ARCH+ 2 (1969) H.8