In der Praxis würde eine Beurteilung folgendermaßen ab-
laufen: die Tauglichkeit eines Handgriffs ist zu beurteilen.
Um dies jedoch absolut durchführen zu können, muß der
Sollwert für einen Griff mit bester Tauglichkeit formuliert
werden. Erst anhand der aufgestellten Sollforderung können
alle anderen Produkte beurteilt werden.
Bei einer stufenweisen "Hochrechnung" ergibt sich für jede
Teileigenschaft die ihr zustehende Note. Die Gebrauchs-
tauglichkeit erscheint dann als eine Note zwischen 0 und
10. Die Ausrechnung erfolgt jeweils durch Multiplikation
von Note und Faktor. Das Gruppenurteil bildet sich aus
der Summe der Produkte der Einzelurteile, dividiert durch
100.
Gebrauchswert
20 40 r
» ET 4
— 0
ALL
IM
DM
DM >
Anschaffungspreis
Auftrag
Nummer
Beurteikungsprogras
Bearbeitet
Geprüft
Abb.5 : Gebrauchswert
3.3.4 Gebrauchswert
Der Gebrauchswert (DIN 66053) wird durch graphische
Kombination der Verteilungen der Gebrauchstauglichkeiten
und der Kosten (Anschaffung, Unterhalt) ermittelt (Abb. 5)
Es kann in etwa gesagt werden, daß die Kosten eines Gegen-
standes mit dessen Tauglichkeit exponentiell ansteigen.
Der Preis wird aus diesem Grund in der. graphischen Dar-
stellung logarithmisch aufgetragen.
Die Schwerlinie der Gebrauchswerte wird folgendermaßen
festgelegt: durchschnittliche Kosten schneiden durchschnitt
liche Gebrauchstauglichkeit im Punkt " 5", die Standard-
abweichungen beider Verteilungen schneiden sich bei
"+ ss" und u e"
Der Abstand von der gefundenen Schwerlinie gibt den
Gebrauchswert eines Prüfling an. So haben zum Beispiel
Prüflinge, je weiter sie in Pfeilrichtung von dieser Geraden
entfernt sind, einen desto höheren Gebrauchswert; mit der
Abweichung gegen die Pfeilrichtung sinkt der Gebrauchs-
wert.
Diese Konstruktion macht es möglich, bei Vorliegen einer
für den gewählten Markt und die gewählte Produktklasse
repräsentativen Prüflingsbevölkerung zahlenmäßig orien-
tierte Vergleiche zwischen den Prüflingen anzustellen. *
4. Von der Analyse zur Synthese: ein neues Produkt
Dieses für die Qualitätsbestimmung entwickelte Verfahren
kann unter einem anderen Blickwinkel als ein Werkzeug
zur Produktentwicklung verwendet werden. Es läßt sich
dann in die Gruppe der systematischen Entwurfsmethoden
einordnen, deren Ziel es ist, komplexe Entwurfsprobleme
für eine Bearbeitung überhaupt erst zugänglich zu machen
und im weiteren Prozeß die Innovation methodisch herbei-
zuführen. Durch das Ordnen und Darstellen der Einfluß-
größen wird die Produktstruktur für alle an der Konzept-
festlegung Beteiligten durchsichtig. Die gesamte Entschei-
dungsgrundlage wird verbreitert, ein problembezogenes
Gespräch wird erleichtert, eine Kompromißfindung vor-
bereitet. Werden während des Entwurfsprozesses Konzep-
tionen entwickelt und modifiziert, so können die Auswir-
kungen der Veränderungen leicht verfolgt und eingeschätzt
werden; schwache Stellen eines Konzepts können leicht
aufgespürt werden. Über den Rahmen der rationalen
Operationen hinaus ist durch eine aufgestellte Produkt-
struktur ein Gerüst gegeben, an dem sich kreative Aktionen
orientieren können: eine Korrektur an der "Idee" kann
augenblicklich vorgenommen werden.
Die jeweilige Güte der technischen Realisation einer Eigen-
schaft kann mit den fixierten Sollforderungen verglichen
werden. Die Auswirkungen von einzelnen Tauglichkeits-
steigerungen können im Hinblick auf die Gebrauchstaug-
lichkeit beobachtet werden.
a
Wird die Gewichtung geändert, ändert sich das Produkt
bei seiner technischen Realisation ebenfalls. Das Spek-
trum der Verschiebung kann eine kleine Verbesserung
ausmachen oder aber das Produkt so verändern, daß ein
völlig neuer Produkttyp entsteht.
(Beispiel: Erhöhung des Bedienkomforts bei Kameras führte
zur Kassettenkamera.)
Das Durchspielen verschiedener Schwerpunktprogramme ist
eine der Methoden Innovation herbeizuführen. Die durch
verschiedene Verbraucherbedürfnisse entstehenden Schwer-
punktverschiebungen können, da sie in der Struktur fixier-
bar sind, bei der Realisation berücksichtigt werden. Es
entsteht eine sinnvolle Produktdifferenzierung (Abb. 6)
Insbesondere das Problem der vielen Präferenzprogramme
läßt deutlich werden, daß hier ein System vorliegt, das
sich vorzüglich für eine Computeranwendung eignet. Bei
der Bildung von sich ergänzenden Produktsystemen ist dann
zum Beispiel eine schnelle Abstimmung der Teileigenschaften
möglich. Funktionsüberschneidungen können leicht ausge-
schaltet werden.
ARCH + 2 (1969) H.5