Full text: ARCH+ : Studienhefte für architekturbezogene Umweltforschung und -planung (1969, Jg. 2, H. 5-8)

In der Praxis würde eine Beurteilung folgendermaßen ab- 
laufen: die Tauglichkeit eines Handgriffs ist zu beurteilen. 
Um dies jedoch absolut durchführen zu können, muß der 
Sollwert für einen Griff mit bester Tauglichkeit formuliert 
werden. Erst anhand der aufgestellten Sollforderung können 
alle anderen Produkte beurteilt werden. 
Bei einer stufenweisen "Hochrechnung" ergibt sich für jede 
Teileigenschaft die ihr zustehende Note. Die Gebrauchs- 
tauglichkeit erscheint dann als eine Note zwischen 0 und 
10. Die Ausrechnung erfolgt jeweils durch Multiplikation 
von Note und Faktor. Das Gruppenurteil bildet sich aus 
der Summe der Produkte der Einzelurteile, dividiert durch 
100. 
Gebrauchswert 
20 40 r 
» ET 4 
— 0 
ALL 
IM 
DM 
DM > 
Anschaffungspreis 
Auftrag 
Nummer 
Beurteikungsprogras 
Bearbeitet 
Geprüft 
Abb.5 : Gebrauchswert 
3.3.4 Gebrauchswert 
Der Gebrauchswert (DIN 66053) wird durch graphische 
Kombination der Verteilungen der Gebrauchstauglichkeiten 
und der Kosten (Anschaffung, Unterhalt) ermittelt (Abb. 5) 
Es kann in etwa gesagt werden, daß die Kosten eines Gegen- 
standes mit dessen Tauglichkeit exponentiell ansteigen. 
Der Preis wird aus diesem Grund in der. graphischen Dar- 
stellung logarithmisch aufgetragen. 
Die Schwerlinie der Gebrauchswerte wird folgendermaßen 
festgelegt: durchschnittliche Kosten schneiden durchschnitt 
liche Gebrauchstauglichkeit im Punkt " 5", die Standard- 
abweichungen beider Verteilungen schneiden sich bei 
"+ ss" und u e" 
Der Abstand von der gefundenen Schwerlinie gibt den 
Gebrauchswert eines Prüfling an. So haben zum Beispiel 
Prüflinge, je weiter sie in Pfeilrichtung von dieser Geraden 
entfernt sind, einen desto höheren Gebrauchswert; mit der 
Abweichung gegen die Pfeilrichtung sinkt der Gebrauchs- 
wert. 
Diese Konstruktion macht es möglich, bei Vorliegen einer 
für den gewählten Markt und die gewählte Produktklasse 
repräsentativen Prüflingsbevölkerung zahlenmäßig orien- 
tierte Vergleiche zwischen den Prüflingen anzustellen. * 
4. Von der Analyse zur Synthese: ein neues Produkt 
Dieses für die Qualitätsbestimmung entwickelte Verfahren 
kann unter einem anderen Blickwinkel als ein Werkzeug 
zur Produktentwicklung verwendet werden. Es läßt sich 
dann in die Gruppe der systematischen Entwurfsmethoden 
einordnen, deren Ziel es ist, komplexe Entwurfsprobleme 
für eine Bearbeitung überhaupt erst zugänglich zu machen 
und im weiteren Prozeß die Innovation methodisch herbei- 
zuführen. Durch das Ordnen und Darstellen der Einfluß- 
größen wird die Produktstruktur für alle an der Konzept- 
festlegung Beteiligten durchsichtig. Die gesamte Entschei- 
dungsgrundlage wird verbreitert, ein problembezogenes 
Gespräch wird erleichtert, eine Kompromißfindung vor- 
bereitet. Werden während des Entwurfsprozesses Konzep- 
tionen entwickelt und modifiziert, so können die Auswir- 
kungen der Veränderungen leicht verfolgt und eingeschätzt 
werden; schwache Stellen eines Konzepts können leicht 
aufgespürt werden. Über den Rahmen der rationalen 
Operationen hinaus ist durch eine aufgestellte Produkt- 
struktur ein Gerüst gegeben, an dem sich kreative Aktionen 
orientieren können: eine Korrektur an der "Idee" kann 
augenblicklich vorgenommen werden. 
Die jeweilige Güte der technischen Realisation einer Eigen- 
schaft kann mit den fixierten Sollforderungen verglichen 
werden. Die Auswirkungen von einzelnen Tauglichkeits- 
steigerungen können im Hinblick auf die Gebrauchstaug- 
lichkeit beobachtet werden. 
a 
Wird die Gewichtung geändert, ändert sich das Produkt 
bei seiner technischen Realisation ebenfalls. Das Spek- 
trum der Verschiebung kann eine kleine Verbesserung 
ausmachen oder aber das Produkt so verändern, daß ein 
völlig neuer Produkttyp entsteht. 
(Beispiel: Erhöhung des Bedienkomforts bei Kameras führte 
zur Kassettenkamera.) 
Das Durchspielen verschiedener Schwerpunktprogramme ist 
eine der Methoden Innovation herbeizuführen. Die durch 
verschiedene Verbraucherbedürfnisse entstehenden Schwer- 
punktverschiebungen können, da sie in der Struktur fixier- 
bar sind, bei der Realisation berücksichtigt werden. Es 
entsteht eine sinnvolle Produktdifferenzierung (Abb. 6) 
Insbesondere das Problem der vielen Präferenzprogramme 
läßt deutlich werden, daß hier ein System vorliegt, das 
sich vorzüglich für eine Computeranwendung eignet. Bei 
der Bildung von sich ergänzenden Produktsystemen ist dann 
zum Beispiel eine schnelle Abstimmung der Teileigenschaften 
möglich. Funktionsüberschneidungen können leicht ausge- 
schaltet werden. 
ARCH + 2 (1969) H.5
	        

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