Full text: ARCH+ : Studienhefte für architekturbezogene Umweltforschung und -planung (1969, Jg. 2, H. 5-8)

Hans-Jürgen Frank und Roland Wick 
STÄDTEPLANERAUSBILDUNG 
Zur Diskussion städtebaulicher Ausbildungsformen: 
3. Teil - Eigenständiges Städtebau- bzw. Stadtplaner- 
studium 
Im Jahre 1963 wurde an der TH Aachen eine Untersuchung 
angestellt, die den Fehlbedarf an städtebaulich ausgebil- 
deten Diplom-Ingenieuren feststellen sollte. Danach hätten 
jährlich mindestens 120 Städtebaustudenten ihr Studium in 
Nordrhein-Westfalen beginnen müssen, damit die im Jahre 
1975 offenen 800 Stellen mit qualifizierten Kräften hätten 
besetzt werden können (1). 
In anderen Bundesländern ist die Situation ähnlich. Durch 
die extrem starke Zunahme der Bevölkerung in Stadtregionen 
und die zunehmende Akzeleration der Entwicklung wird der 
Bedarf an Städtebauern und Stadtplanern aber noch viel 
stärker zunehmen. Es wird geschätzt, daß die Zahl der 
Planer in den USA, die im Jahr 1967 ca. 4 500 betrug 
(Mitglieder des American Institute of Planners), im Jahr 
2000 auf ungefähr 25 000 angewachsen sein wird. 
Dem großen quantitativen Fehlbedarf steht ein noch viel 
größerer qualitativer Mangel gegenüber. 
Qualifizierte städtebauliche Ausbildung ist eine verhältnis- 
mäßig junge und noch stark in Entwicklung befindliche 
Einrichtung; bis in jüngste Zeit war die Situation durch 
autodidaktisches Hereinwachsen herkömmlich ausgebildeter 
Architekten in die Aufgaben des Städtebaus gekennzeichnet 
Bis vor wenigen Jahren war die einzige Möglichkeit der 
Städtebauausbildung in Deutschland innerhalb des Archi- 
tekturstudiums. Der Entwicklung folgend haben die meisten 
Architekturschulen weitgehende Vertiefungs- oder Speziali- 
sierungsmöglichkeiten eingerichtet. 
Darüber wurde in ARCH+ 4 näher berichtet. 
Aus Gründen der wünschenswerten Intensität und Komplexi- 
tät, besonders auch im Hinblick auf vieldisziplinäre Aus- 
bildung, sind jedoch seit einigen Jahren Studiengänge in 
Form des städtebaulichen Aufbaustudiums an einigen Hoch- 
schulen eingerichtet und nach den Empfehlungen des Wissen- 
schaftsrates an anderen geplant. Darüber wurde in ARCH+ 3 
ausführlich berichtet. 
Das Nach- oder Aufbaustudium, das ein komplett abge- 
schlossenes Hochschulstudium der verschiedensten Fach- 
richtungen voraussetzt, ist die Form, in der in England und 
den USA die Mehrzahl aller städtebaulich tätigen Planer 
ausgebildet werden. Durch die gemeinsame Weiterbildung 
von Absolventen verschiedener an der Planung der Umwelt 
beteiligter Einzeldisziplinen ist eine multidisziplinäre Zu- 
sammenarbeit schon während des Studiums bestens gewähr- 
leistet. 
In dieser Situation ist die Einrichtung von eigenständigen 
Städtebau- bzw. Planerstudiengängen nicht nur naheliegend, 
sondern vielmehr dringend notwendig, um die großen Lük- 
ken quantitativer und qualitativer Art vielleicht noch über- 
brücken zu können. Dies wird jedoch nur unter großen An- 
strengungen und einem nicht unerheblichen; auf alle Fälle 
aber weit über herkömmliche Vorstellungen hinausgehenden 
Aufwand an finanziellen Mitteln möglich sein. 
Mit einer differenzierten Anzahl von Studiengängen, zwi- 
schen denen ein großes Maß an Durchlässigkeit und Über- 
gangsmöglichkeiten auf verschiedenen Ebenen besteht 
(etwa im Sinne der Gesamthochschule, wie dies die Vor- 
schläge von Prof. Deilmann und dem BDA vorsehen), könn- 
te ein Instrumentarium städtebaulicher Ausbildung geschaf- 
fen werden, das dem sich laufend differenzierenden Berufs - 
bild des städtebaulich tätigen Planers gemäß wäre . 
Nachdem in Großbritannien schon verhältnismäßig lange 
Erfahrungen mit eigenständigen Studiengängen für Stadt- 
planer bestehen, gibt es diese Möglichkeit nun seit einiger 
Zeit auch an deutschen Hochschulen, in Aachen und Berlin 
Die neugegründete Universität Dortmund wird in ihrer 
Fakultät für Raumplanung ein Planerstudium einrichten und 
mit dem WS 69/70 beginnen, dessen Charakteristikum die 
Annäherung an die Probleme der Umweltplanung über die 
großen übergeordneten Zusammenhänge sein wird. 
In den beifolgenden graphischen Darstellungen sollen nun 
die zwei schon bestehenden deutschen Studiengänge, das 
Schwerpunktstudium Städtebau an der TH Aachen und das 
Studium für. Stadt- und Regionalplanung an der TU Berlin 
vergleichend dargestellt werden. 
Neben der vergleichenden Gegenüberstellung von Ant- 
worten eines Fragebogens und der Studienpläne wurden 
letztere analysiert und graphisch aufgeschlüsselt. 
ARCH + 2 (1969) H.5
	        

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