zepte und Forderungen durchzudrücken und die weniger
Einzelergebnisse im Auge haben.
Diese Organisationen müssen dauernd versuchen, ihre
Mitglieder zu engagieren, um trotz der unterschiedli-
chen Aktualität der Konflikte die Wirksamkeit dieser
Strategie über einen längeren Zeitraum zu garantieren.
Es handelt sich bei dieser Strategie um den umfassenden
Versuch, gesellschaftliche Gruppen syndikalistisch auf
technokratische Progressivität zu verpflichten gegen die
reaktionär-feudalistische Irrationalität der herrschenden
Stadtplanung.
Zusammenfassend
Die Konfliktstrategie kommt nach Burke weniger zur
Förderung des Emanzipationsprozesses in der Planung
in Frage, sondern eher für umfassende soziale Reform-
bestrebungen. Die Tatsache, daß die behavioral change
Strategie den meisten Erfolg verspricht, wenn alle Be-
troffenen am Problemfindungsprozeß beteiligt werden,
macht diese Strategie möglicherweise für systemimma-
nente öffentliche Planungsaufgaben interessant. Staff
supplement und cooptation eignen sich dagegen kaum als
Partizipationsstrategien, da die Bevölkerung vorwiegend
zur Legitimation administrativer reaktionärer Organisa-
tionen und Entscheidungen herangezogen wird:
"Selbst die totalitärste technokratisch-politische Ver-
waltung bedarf, um reibungslos zu funktionieren,dessen,
was gewöhnlich ’moralisches Rückgrat” genannt wird:
einer (relativ) ’ positiven’ Einstellung der ihr unterwor-
fenen Bevölkerung zur Nützlichkeit ihrer Arbeit und zur
Notwendigkeit der Repression, wie die gesellschaftliche
Organisation der Arbeit sie ausübt (44).
1.2 Advocacy and Pluralism in Planning (Davidoff) (45)
Davidoff beschreibt die Aufgaben des Planers im Parti-
zipationsprozeß, Die Bezeichnung advocate (planner)
ist der Rechtspflege entlehnt: Politische Prozesse dienen
nach Davidoff im Idealfall der Wahrheitsfindung in ähn-
licher Weise wie die Rechtssprechung, "d.h. der Findung
der relativen Wahrheit, der gerechten Entscheidung".
"Der Anwalt (advocate) vertritt ein Individuum, eine
Gruppe oder Organisation. Deren Positionen verteidigt
er in einer Sprache, die sowohl seinem Klienten als
auch dem Entscheider, den er zu überzeugen sucht, ver-
ständlich ist." Pluralismus als Grundlage politischer
Auseinandersetzungen beschreibt den Prozeß der Vertei-
digung, während Anwaltschaft (advocacy) die Rolle des
Experten, des "Professional" in diesem Prozeß darstellt.
Ein entscheidendes Problem der advozierenden Planung
sieht Davidoff in den unterschiedlichen Wertvorstel-
lungen und -systemen der Anwälte und ihrer
Klienten und daraus resultierend in der Suche nach ge-
eigneten Bewertungsverfahren.
"Technical devices such as cost-benefit analysis by
themselves are of little assistance without the use of
means for appraising the values underlying plans."
Advocate planning müsse jeweils exakte Definitionen
von z.B. "sozialen Kosten und Nutzen" angeben, denn
es gebe nicht ein neutrales Bewertungsverfahren, son-
dern ebenso viele wie Wertsysteme. Daher betont Da-
vidoff auch, daß keine wertneutralen Positionen möglich
seien:
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"Appropriate planning action cannot be prescribed from
a position of value neutrality, for prescriptions are based
on desired objectives." (s. Rittel, Teil C 1.)
Diese Einsicht müsse den advocate planner veranlassen,
ständig die Vorurteile aufzudecken, die Informationen
und deren Interpretationen zugrunde liegen.
Interessant ist in diesem Zusammenhang die Feststellung
Davidoffs, daß professionelle Planer sich bisher selten
als advocate planner betätigen. (Möglicherweise ist
deren "Akkommodationsprozeß" an die bestehenden Ver-
hältnisse mit dem Abschluß der Hochschulausbildung
effizienter im Sinne einer ökonomisch prädeterminierten
Statuszuweisung vollzogen als dies bei Soziologen und
Fürsorgern aufgrund ihres diese Statusvorteile ersetzenden
Idealismus’ der Fall sein kann.)
Als Informant der verschiedensten Gruppen, vor allem
seiner Klienten, habe der advocate planner, so Davidoff,
auch Bildungsaufgaben zu übernehmen. Im Gegensatz zur
Burkeschen educational-therapy-strategy beschränkt er
diese Bildungsaufgaben jedoch vornehmlich auf die Auf-
klärung der Klienten über deren gesetzliche und politi-
sche Rechte.
Er weist auch darauf hin, daß nicht der eine Plan
(als Ergebnis eines frühzeitig herbeigeführten Consensus)
das Ziel der advocacy planning sein soll:
"Lively political dispute aided by plural plans could
do much to improve the level of rationality in the pro-
cess of preparing the public plan."
Ein Diskussionsforum für eine Vielzahl alternativer Pläne
besteht in den USA formal in der Einrichtung der "plan-
ning commission'"., Davidoff sieht jedoch in der planning
commission eine "verkümmerte Institution" aus dem An-
fang dieses Jahrhunderts, als das "dirty business" der
Politik noch einer "Aristokratie" vorbehalten war, die
bestimmte, was rechte Politik war. Auch Rittel weist
darauf hin, daß diese Kommission ein scheindemokrati-
sches Forum sei, da keine wirklichen Alternativen dis-
kutiert würden: Eine öffentliche Diskussion über die
Alternativen verschiedener Experten komme nicht zu-
stande, weil die allseitige Kommunikation durch die
Spezialistensprache in den Expertisen und Argumentatio-
nen verunmöglicht werde und sich daher zur sozialtech-
nischen Befriedung der Nutzeransprüche als dysfunktional
erweist.
1.3 Reflections on Advocacy Planning
Auch Lisa R. Peattie (46) unterstreicht in ihrem Aufsatz
die Notwendigkeit, viele alternative Pläne anzufertigen:
Der advocate planner gehe davon aus, daß jeder Plan die
Verkörperung bestimmter Gruppeninteressen darstelle. Es
gebe keine "beste" Lösung und kein "Allgemeinwohl"
genereller Art in der Planung, daher werde Planung
"pluralistisch, partisanenhaft, offen, öffentlich und
politisch"
Peaitie leitet die Notwendigkeit der citizen participa-
tion ab aus dem Unbehagen breiter Bevölkerungsschich-
ten, besonders der Armen, von dem System zweckrationa-
len Handelns unkontrollierbar überwältigt (oberwhelmed)
zu werden. Der advocate planner fungiere jedoch nicht
einfach als "Kanal, durch den die Interessen der Ge-
meinschaft fließen", diese Interessen müßten vielmehr
zur Konkretion in einem Plan noch transformiert werden
ARCH+3 (1970) H. 9