einzelnen Teammitglieder unterschiedlich gut informiert
und wurden daher von der Bevölkerung immer weniger
als Berater anerkannt.
Das PT Il etablierte eine straff organisierte Teamarbeit
in den Quartieren selbst, um die permanente Diskussion
mit der Öffentlichkeit zu ermöglichen und die Einwoh-
nerschaft bei akuten kleineren Planungsproblemen zu
unterstützen (wie z.B. beim Aufstellen von Verkehrs-
ampeln und Anpflanzen von Bäumen).
Zu 4) The planner’s Use of Influence:
Der Plan des PT I scheiterte vor allem deshalb, weil
dieses Planungsteam der communitywide Bürgergruppe
und der power elite, der Administration, den größten
Einfluß auf die Planung ermöglichte. Der Plan des PT |
wurde von den Nachbarschaftsgruppen abgelehnt, weil
deutlich erkennbar wurde, daß in dem Plan nur die In-
teressen weniger, nämlich der power elite, vertreten
wurden.
Vergleich der beiden Pläne
Das PT I1-Projekt erforderte wesentlich geringere Ein-
griffe in die bestehende Siedlungsstruktur als der Plan
des PT I, der eine große Grünzone vorsah und, gemäß
den Wünschen der elite power, die weniger günstigen
Gebiete des Sanierungsbereiches für Arme, Alte und
Neger vorsah.
Der PT I1-Plan stellte noch nicht die Endlösung dar. 1967
bildete sich eine Gruppe "CAUSE" (Community Assembly
of Unified South End) aus Negern, Weißen (Armen und
Mittelschichtlern) und Studenten, die den Planungsaspekt
der gerechten, sozialen Wohngebietsverteilung noch
verstärken konnten und die Projektierung zusätzlicher
"oublic houses" erwirkten.
Es wird deutlich, daß PT Il eine weniger reaktionäre
Planung betrieb als PT 1, das vielmehr auf der Grund-
lage Davidoffschen Pluralismus” eine "gerechtere" Pla-
nung durchzusetzen versuchte, die durchaus einem
linksliberalen technokratischen Selbstverständnis der
Planer entsprechen mag. Der Handlungsspielraum zur
Veränderung der bestehenden Herrschaftsverhältnisse
ist indessen bestimmt durch die resignative Anerkennung
der "objektiven" gesellschaftlichen Normen und Gesetze
der herrschenden Klasse, worauf Lisa R. Peattie als ein-
zige zaghaft hinweist.
2.2 Bart-Studie (Bay Area Rapid Transit) (Rittel, 48)
Bei dieser Studie handelt es sich um eine Untersuchung,
die Rittel mit einer Gruppe von Studenten aus Berkeley
durchführte. Bei der Projektierung eines neuen U-Bahn-
Netzes um San Franzisco hatten die staatlichen Pla-
nungsämter es unterlassen, den Einfluß der drei Haupt-
stationen auf die umliegenden besiedelten Gebiete zu
untersuchen. Die Stadtplaner hatten ihrem Projekt, das
als vorbildlich geltende System der kanadischen U-Bahn
Toronto, zugrunde gelegt.
Die Studentengruppe aus Berkeley stellte sich die Auf-
gabe, die Einzugsbereiche für drei Substationen in Oak-
land, einem Schwerpunkt in dem gesamten U-Bahn-Netz,
mit Hilfe der ansässigen Bevölkerung zu untersuchen,
mit dem Ziel, Vorschläge für Sanierungen und Neupla-
nungen auszuarbeiten .
Die erste Station lag in der Nähe eines großen Stadions
IC
inmitten eines "schwarzen Quartiers"; die zweite in
einer vorwiegend von Weißen bewohnten Kleinindustrie-
gegend und die. dritte in einer dicht besiedelten Region
mit vorwiegend weißen Bewohnern irischer Herkunft.
Von dem Studententeam wurde zunächst die generelle
Übertragbarkeit des Toronto-Systems bestritten und eine
Analyse der spezifischen Situation unter Einbeziehung
der Ortsansässigen vorgenommen und die bestehenden
Eigentumsverhältnisse sowie die herrschenden sozialen
Gruppen und deren Repräsentanten ermittelt.
Rittel betont, daß es sich nicht darum handele, eine
getreue Repräsentanz aller Nutzer ausfindig zu machen,
sondern vielmehr um das Aufdecken der Kon- und Diver-
genz möglichst vieler Standpunkte der einzelnen sozialen
Gruppen und Individuen.
Den einzelnen Betroffenen wurden drei Fragen gestellt:
1) "Was würde Ihrer Meinung nach in diesem Gebiet
geschehen, sobald das U-Bahn-Netz fertiggestellt
ist?"
2) "Ist das, was Sie erwartet, in Ihrem Interesse; haben
Sie etwas zu befürchten oder zu begrüßen?"
3) "Was sollte Ihrer Meinung nach statt dessen geschehen?"
Die Beantwortung der letzten Frage stellt schon eine
Annäherung an einen Planvorschlag der Betroffenen dar.
Die Antworten und statements der einzelnen Bürger wur-
den in Listen einander gegenübergestellt und den Be-
teiligten vorgelegt, die somit ihre eigene Auffassung
mit der anderer vergleichen (anonym), ihre Meinung
beibehalten, ändern oder modifizieren konnten (s. dazu
Teil C,. Pkt. 2).
Nach mehreren Durchgängen dieser Art wurden die Be-
troffenen von den sich als advocate planners begreifen-
den Studenten angeleitet, Pläne zu lesen und selbst
Planzeichnungen anzufertigen.
Außerdem wurden die Bewohner über die Finanzierungs-
möglichkeiten, die Durchführbarkeit u.a.m. ihrer
Vorstellungen von den Studenten ständig beraten, so daß
nach einigen Wochen viele alternative Pläne der Be-
wohner mit eingetragenen Standorten, möglicher Nutzun-
gen sowie Finanzierungsvorschlägen vorlagen. Die
alternativen Pläne für jede Station zeichneten sich durch
die Nichtübereinstimmung mit der prototypischen Lösung
der Stadtplanungsbehörde aus.
Aufgrund der Normierung aller Planunterlagen und
-zeichen waren die verschiedenen Pläne gut vergleich-
bar und wurden, von den Studenten graphisch überar-
beitet, der Stadtplanungsbehörde vorgelegt. Durch die
Vielfalt alternativer Pläne wurden die "Sachzwänge"
in der prototypischen behördlichen Planung relativiert.
Die Stadtplaner wurden angeregt, die verschiedenen
Pläne weiterzuverfolgen und in den öffentlichen hearings
der "planning commission" zu diskutieren, die aufgrund
der neugeschaffenen, breiten Interessenbasis der Bevöl-
kerung zu einer funktionstüchtigen demokratischen Ein-
richtung wiederbelebt werden könne. In öffentlichen
Diskussionen solle deutlich gemacht werden, aufgrund
welcher politisch-planerischer Maßnahmen welche
Gruppe oder Person unterstützt, bzw. benachteiligt
werde.
Damit sah die Studentengruppe ihre Arbeit als abgeschlos-
sen an. Die Fortführung des Projekts scheiterte daran,
ARCH+3 (1970) H. 9