tion zu sein. Die Aufsplitterung der Verantwortlichkeit
auf zahlreiche zum Teil von, wie in den Falluntersu-
chungen nachgewiesen, jeder politischen Vertretung un-
abhängige Trägerschaften hat eine erhebliche Undurch-
schaubarkeit des Planungsvorganges zur Folge und bewirkt
daher sicher das Desinteresse an den Standardformulierun-
gen mit. Autonomie eines für alle Aspekte eines Projektes
zuständigen Planungsträgers kann das Bewußtwerden der
Partizipation bei den Benutzern, d.h. Ausführenden der
Planung bewirken. Dieser Planungsträger wäre zudem in
der Lage, über den von ihm und dem Benutzer beauftrag-
ten Entwerfer eine echte komprehensive Planung zu
leisten und über Angebote von Einrichtungen die Benutzer
mit neuen Möglichkeiten zu konfrontieren.
9.2 Diese erhebliche Autonomie, d.h. heißt Macht, die
hier für den Planträger gefordert wird, ist nur vertretbar
bei intensiver und unmittelbarer Kontrolle durch den
Benutzer, wie sie in der Aufgaben- oder Projektorientie-
rung des imperativen Mandats liegen könnte; exakte
Ausführungen hierzu müssen besseren Kennern der Dele-
gationsprobleme vorbehalten bleiben. Diese Vorschläge
beabsichtigen nur, sowohl Position, d.h. Handlungsfähig-
keit, des Planträgers als auch des ausführenden Benutzers
zu stärken, um die für Verbesserungen von Standards not-
wendige Kommunikation und Mobilität zwischen den
Aktoren im Planungssystem zu intensivieren.
10.1.1 Mittelvergabe
Da projektorientierte Autonomie nicht Autarkie bedeutet,
sind die einzelnen in der Tendenz dezentral dürchge-
führten Projekte über die Finanzierung ihres Vorhabens
von größeren überlagernden Systemen abhängig. Eine
Möglichkeit, die geforderte Comprihensität der Projekt-
durchführung zu gewährleisten, kann in einer projektorien-
tierten Mittelvergabe liegen. Die gegenwärtige Praxis
ressortorientierter Mittelvergabe scheint die Ansätze
projektorientierter Planung, da, wo sie wie erwähnt vor-
liegen, unmöglich zu machen. Das gedachte Verfahren
würde bedeuten, daß, wie Lage und Hauptanbindungen,
auch die Gesamtkosten eines Projektes auf einer frühen
Planstufe festgelegt werden. Das Verhältnis der einzelnen
Bereiche oder Einrichtungen zueinander kann erst auf der
letzten Planstufe bestimmt und muß im Laufe der Durch-
führung ständig korrigiert werden. Ein Planträger, der
in bezug auf ein begrenztes Projekt autonom ist, erhält
dadurch eine Ausweitung seines Handlungsspielraumes,
um "Angebote" zu machen. Ein schnelleres und damit
eher erkennbares Reagieren auf Aktionen der Benutzer
kann es diesen ermöglichen, Partizipation mit Willen
und Bewußtsein auszuüben.
9.3 Die Position des Entwerfers hätte wie die des Plan-
trägers durch das imperative Mandat geprägt zu sein, in
der Form der Auftragsvergabe ist das bereits angedeutet;
jedoch ist der Entwerfer nicht technischer Erfüllungsge-
hilfe, sondern durch das Aufzeigen von Entscheidungs-
punkten und mit Herbeiführung von Entscheidungen am
Willensbildunas- und Umsetzunasvorgang aktiv beteiligt
10. Durchführung bzw. Organisation der Planung
Eine wesentliche Schwierigkeit in den vorgeschlagenen
Ansätzen dürfte die Abgrenzung von Planungsprojekten,
d.h. die Herstellung der Planungsautonomien sein. Dieses
gilt vor allem, da der momentane Trend durch die Ent-
wicklung nicht projekt-, sondern aspekt- oder ressort-
orientierter Systeme, vor allem bei der hochtechnisierten
Industrie und Verwaltung, diesem Konzept zuwider zu
laufen scheint. Der hier vorgeschlagenen projektorientier-
ten Dezentralisation scheint ein Zug zur aspektorientier-
ten Zentralisation gegenüberzustehen. Dieser Gegensatz
scheint uns auflösbar durch eine entsprechende Planfolge,
wie sie hier nicht schlüssig entwickelbar ist, sondern nur
angedeutet werden kann.
10.1 Pläne als Schnittkräfteformulierung
Es sind Planfolgen denkbar, die zur Herstellung autono-
mer Projekte jeweils die Schnittkräfte zu überlagernden
Projekten oder Planungssystemen darstellen und zu mini-
mieren versuchen. Ansätze in dieser Richtung liegen in
Landes- oder Gemeindeentwicklungsplänen, also auch
streng genommen projektorientierten Handlungsanweisun-
gen vor, die Schnittkräfte, d.h. gegenseitige Beeinflus-
sung verschiedener oder sich überlagernder Projekte sind
nur nicht mit der notwendigen Systematik und klaren Ab-
sicht durchgeführt.
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R
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Veröffentlichung in diesem Heft
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