ihren Interessen entsprechend auf solche partiellen
Interventionen beschränken.
Eine wirkliche Planwirtschaft lehnt diese Argumenta-
tion ab mit dem Hinweis darauf, daß man sich nur bei
einem freien Kräftespiel auf einem Wettbewerbsmarkt
ein ‘klares Bild’ über die Werte der Waren machen
könne, die sie entsprechend der subjektiven Wert-
theorie nur für in Marktpreisen messbar hält. (9)
(Aus der Abwesenheit von Marktpreisen in der Plan-
wirtschaft wurde 1920 aufgrund der Prämissen der
subjektiven Werttheorie die völlige Irrationalität und
Unwirtschaftlichkeit der Planwirtschaft “bewiesen” .)
(10)
Diese Methode der bürgerlichen Ökonomie, Werte aus-
schließlich in Marktpreisen zu messen, bereitet der
Planung der Monopole jedoch tatsächlich erhebliche
Schwierigkeiten, denn grössere Planungen haben ge-
wöhnlich eine Veränderung der Einkommensstruktur zur
Folge, so daß. die davon direkt abhängigen Konsumen-
tenpräferenzen vor und nach der Planungsmaßnahme
durchaus nicht mehr vergleichbare Märkte bestimmen.
So sind dann die ex-ante Marktpreise mit denen ex-
post nicht mehr zu vergleichen. Dieses Dilemma
setzt rationaler Planung in Teilbereichen eines kapi-
talistischen Systems enge Grenzen. Entweder wagt
man es, sich auf Spekulationen zu verlassen, oder
man Überläßt als notwendig erkannte, jedoch für das
private Profitinteresse zu risikoreiche Planungsvorha-
ben dem Staat, der dadurch eine wichtige Aufgabe er-
hält für die Sozialisierung möglicher Verluste.
5. Zyklen
Die Schwierigkeiten mit den Gleichgewichtstheorien
ebenso wie die Absurdität der subjektiven Werttheorie
zwangen die bürgerlichen Ökonomen spätestens nach
der Weltwirtschaftskrise , sich stärker mit dem Marx’schen
Modell der erweiterten Reproduktion (11) auseinander-
zusetzen und dynamische Wirtschaftsmodelle zu ent-
wickeln.
So sieht z.B. Schumpeter (12) im Gegensatz zu Wal-
ras gerade erst in der Aufhebung des wirtschaftlichen
Gleichgewichts die Möglichkeit zu wirtschaftlichem
Wachstum. Besonders die Annahme der gleichbleiben-
den Produktionstechniken scheint ihm einem Erkennen
wirtschaftlicher Entwicklungen entgegenzustehen, die
er gerade auf ’Innovationsschübe’ zurückführt. Diese
Innovationen geschehen nicht naturhaft, sondern sind
ihm Ergebnis ’unternehmerischer Leistungen’, die
entsprechend durch den Profit honoriert werden - der
in einem stationären Wirtschaftskreislauf überhaupt
unerklärlich bleibt.
Der Profit einer Innovation sinkt in dem Maße, in
demsie auf dem Wettbewerbsmarkt wirtschaftliches
Allgemeingut wird, so daß der Unternehmer nach neuen
Innovationsmöglichkeiten suchen muß, um erneut in
den Genuß von Profiten zu kommen. Der Versuch,
diese Verallgemeinerungen aufzuhalten, führt zur Bil-
dung der Monopole. Die periodisch einsetzenden
Innovationen scheinen Schumpeter die Ursache des
zyklischen Verlaufs der kapitalistischen Wirtschaft zu
sein. Er erkennt nicht, daß die Innovationsschübe al-
lenfalls Folgen und kaum Ursache der Zyklen sein
können, weil er die Bewegungsgesetze des Kapitalis-
mus und die damit verbundenen Implikationen nicht in
seine Überlegungen einbezieht, sondern im Gegenteil
Phänomene der Wirtschaft losgelöst aus sich selbst zu
erklären sucht.
Die Zyklen als strukturierendes Kennzeichen der kapi-
talistischen Wirtschaftsentwicklung mußten zwangs-
läufig zu einem wesentlichen Forschungsbereich der
bürgerlichen Ökonomie werden. Die darauf aufbauen-
den Konjunkturtheorien sind inzwischen zum wichtig-
sten Werkzeug der Wirtschafts- und Strukturpolitik und
damit auch der Planung geworden. Die Investitions-
schübe blieben deshalb auch nicht die einzige Erklärung
der Zyklen. Die wesentlich bedeutungsvolleren unter-
suchen die Abhängigkeiten des Wirtschaftswachstums
von der Konsumtion, vom Sparen und von den Investi-
tionen.
7. Neue Ökonomie
Da im entwickelten Monopolkapitalismus der Wider-
spruch zwischen Wirtschaftswirklichkeit und dem von
den Theoretikern postulierten Ideal des Wettbewerbs
immer deutlicher wird und gleichzeitig selbst im Boom
Arbeitslosigkeit, ungenutzte Kapitalien und brachlie-
gender Boden nicht zu verhindern sind, suchten Theo-
retiker wie Keynes Mittel, diese ’Produktionsfaktoren‘
zu beschäftigen, ohne gleichzeitig die Grundwider-
sprüche der kapitalistischen Produktionsweise verändern
zu müssen. Er sieht "keinen Grund zu der Annahme,
das bestehende System setze seine Produktionsfaktoren,
die in Gebrauch sind, nicht richtig ein." (13)
Im Gegensatz zu den älteren Theoretikern, die auch
die Vollbeschäftigung als automatische Folge des funk-
tionierenden Wettbewerbs sahen, versuchten die Theo-
retiker der Neuen Ökonomie, über die Konstituierung
der Vollbeschäftigung erst den Wettbewerb funktions-
fähig zu machen. Sie lassen in einer Zeit höchst ent-
wickelter Produktionsmittel in den Metropolen die
Prämisse der Knappheit zugunsten der des Überflusses
fallen und setzen sich die Vollbeschäftigung bei aus-
reichender Menge vorhandener Ressourcen zum Ziel.
Dazu wird es notwendig, ein bestimmtes Investitions-
volumen zu sichern. Die von den Liberalen geforder-
te laissez-faire-Politik garantiert ein solches Volumen
nicht unbedingt, besonders nicht in Rezessionen, wes-
halb die Keynes-Schule zur wesentlichen Aufgabe der
öffentlichen Haushalte erklärt, durch ihre Ausgaben
hier steuernd einzugreifen. Diese Ausgaben sollen die
Zyklen ausgleichen und ein ’stabiles Wirtschafts-
wachstum” sichern.
Grundvoraussetzung einer solchen Wirtschaftspolitik ist
die genaue Kenntnis des Konjunkturverlaufes und eine
darauf basierende flexible Planung. Die Möglichkeit
zur Voraussage der Konjunktur glaubt Keynes gefunden
zu haben in seiner Analyse der Spartätigkeiten.
Die orthodoxen Ökonomen sahen eine direkte Abhän-
gigkeit der Investitionen vom Sparen über den Zins.
Diese Aussage modifizierte Keynes. Nach seiner Theo-
rie wachsen mit steigendem Einkommen die Ersparnisse
schneller als die Investitionen.
Er definiert die Krise als Missverhältnis zwischen Inve-
stitionen, Ersparnissen und Beschäftigung. Deshalb
fordert er für den Fall einer grösseren Arbeitslosigkeit
erhöhte Ausgaben der öffentlichen Hand, ja sogar
ausdrücklich die Verschuldung der Staatshaushalte.
ARCH+3 (1970) H. 10