das oben erwähnte Regionalprogramm als Unter-
stützung der städtebaulichen Sanierungs- und Ent-
wicklungsmaßnahmen dienen soll (46).
2. Die Verbesserung der Wohnattraktivität in
jeder Beziehung: z.B. die Erhaltung eines roman-
tischen Stadtbildes, attraktive Einkaufsmöglichkei-
ten, der Ausbau des kulturellen und des Vergnü-
gungsangebots, Kunsthalle, Musikhalle, Kongreß-
halle, Ausstellungshalle, Sporthalle usw. Gut aus-
gebaute Schul- und Hochschuleinrichtungen sind ein
besonders wichtiges Entscheidungskriterium bei
der Wahl des Wohnortes. Das Vorhandensein einer
Universität steigert die Möglichkeiten der lokalen
Kapitale, qualifizierte Arbeitskräfte zu bekommen,
da die Erfahrung zeigt, daß ein großer Teil der
Absolventen nach dem Studium in der gleichen Stadt
bleibt. Hierunter fällt auch die Entwicklung und
Erschliefung attraktiver Naherholungsmóglichkeiten.
Regionen mit von der Natur vorgegebenen Vorteilen
haben hier einen Vorsprung, wie z. B. München.
Alles, was geeignet ist, Arbeitskrüfte anzuziehen,
wird unter dem Gesichtspunkt der Konkurrenz um
die Arbeitskrüfte zur Voraussetzung für die Kapital-
verwertung (47).
1.3.2 Ausbau der Städte zu leistungsfähigen
Zentren
Die zweite wichtige Vorleistung für das Kapital
besteht in der Umstrukturierung der Städte und
Ortschaften in leistungsfähige Zentren der Zirkula-
tion.
Wir verstehen darunter:
a) Die Konzentrierung der Fabriken, Handelsunter-
nehmen und verschiedensten Dienstleistungen
an einem Ort, die durch ihre Zusammenballung
sogenannte Fühlungsvorteile erlauben, indem sie
die Produktion und Realisierung der Waren der-
jenigen Kapitale erleichtern, die in ihrem Wir-
kungskreis angelegt sind.
b) Die funktionsgerechte, störungsfreie Anordnung
von Produktion, Zirkulation und Realisierung
der Waren im und um das Zentrum.
e) Die hierarchische Struktur der zentralen Orte.
a) Fühlungsvorteile senken den Kostpreis und
verkürzen die Umschlagszeit des ausgelegten Kapi-
tals. Die räumlich nachbarschaftliche Anordnung
verschiedener Funktionen vermindert die Reibungs-
verluste und bringt Organisationsvorteile. Die Ar-
beitsteilung zwischen den Produzenten erhöht zwar
einerseits die Produktivität des einzelnen, macht
aber zugleich das Gelingenihres Wieder-Ineinander-
greifens zu einem kritischen Punkt möglicher Kri-
sen. Die Unternehmen sind heute auf den ständigen
Kontakt besonders zu den Dienstleistungsunterneh-
men angewiesen: Ein Unternehmen im Wirkungsra-
dius der Zentren spart lange Wege und Kosten zu
den Beratungsbüros, es kann leichter und schneller
Reparaturdienste durchführen lassen, wodurch sich
die Ausfallzeiten der Maschinen verringern, gute
Beziehungen zu einer großen Bank erlauben, z.B.
schnellere Reaktionen auf veränderte Marktsitua-
ARCH+ 4 (1972) H. 16
tionen, die Nachbarschaft zu Forschungsinstituten
ermöglicht vielleicht die schnellere Ausbeute der
Ergebnisse, für angestellte Arbeitskräfte stehen
bessere Fortbildungsmöglichkeiten zur Verfügung
Die Reihe der vielfältig denkbaren Fühlungsvor-
teile ließe sich verlängern.
Der Staat bzw. die Kommunen müssen besonders
die Ansiedlung öffentlicher Dienstleistungen vor-
nehmen und die Ansiedlung privater fördern, um
die zentralörtliche Funktion des Zentrums zu ver-
größern: Zu den öffentlichen Dienstleistungen zäh-
len z.B. Behörden und Verwaltungseinrichtungen,
staatliche und halbstaatliche Organisationen,
Bibliotheken, Forschungseinrichtungen. Unter die
privaten Dienstleistungen fallen z.B. die Büros von
Rechtsanwälten, Steuerberatern, Werbefachleuten,
Verkaufsorganisationen, Unternehmensberatern,
Ingenieuren usw.; Handelsunternehmen wie Import-
Export-Firmen, Groß- bis Kleinhandel, Ausliefe-
rungslager; Banken und Versicherungen; Handwer-
ker aller Berufe, Die Aufzählung enthält sowohl
Dienste, die vom Kapital selbst übernommen wer-
den können (Handelskapital) als auch solche Dienste.
die, ihrer Bestimmung nach unproduktiv, von ei-
nem Einzelkapitalisten gegen Geld verkauft werden
(Beratungsbüros), als auch solche Dienste, die vom
Staat übernommen werden müssen, da sie unprofita-
bel sind (Verwaltung) (48). Vom Standpunkt des
Kapitals ist die Anwesenheit dieser Dienste und die
Möglichkeit, sie in Anspruch zu nehmen, entschei-
dend.
b) Die aufgezeichneten ökonomischen Interessen
des Kapitals an der Raumordnungs- und Städtebau-
politik schlagen sich in bestimmten, sich in ihren
Grundstrukturen immer wieder ähnelnden Grund-
rissen und Plänen der Städte nieder, Daß die städti
schen Strukturen Ausdruck der ökonomischen Be-
dingungen sind, ist nicht das Neue der heutigen
Situation; geändert haben sich, als Folge unverän-
derter Interessen des Kapitals, die erforderlichen
städtischen Funktionen, ihre Organisation inner-
halb des Stadtgefüges und das Erscheinungsbild der
Städte.
Das Kapital fordert die günstigsten Standorte: Die
Fabriken am Rande der Stadt, verkehrsgünstig für
den Arbeitskräfte- und Warentransport. Banken,
Versicherungen und Konzernverwaltungen verlangen
für sich ein zentrales Viertel mit hohem Statuswert.
Das Zentrum wird mit Einrichtungen des Handels
und Dienstleistungssektors ausgestattet, Kaufhäuser,
kleine Spezialläden, Büros und Praxen, Restaurants,
Hotels und Vergnügungszentren. Um ihren regiona-
len Einzugs- und Versorgungsbereich zu vergrößern,
werden sie an bestimmten Straßen zusammengefaßt.
Z.T. werden die Einkaufsstraßen zu Fußgänger-
bereichen erklärt, die allerdings nie weiter als 5
Minuten vom Autoparkplatz entfernt liegen sollen
(49). Die Innenstädte müssen leicht erreichbar sein.
häufig wird ein Erschließungsring um den Innen-
stadtbereich geplant, an dem die Parkhüuser "auf-
gehüngt" werden. Neue innerstüdtische Nahver-
kehrsmittel werden erprobt. Industriegebiete, Ver-
waltungszentralen, Handelszentrum und Erholungs-
gebiete werden mit den Wohngebieten der Arbeits-
krüfte durch breite Verkebrsbünder verbunden, die
die Stadt in einzelne Quartiere zerschneiden. In
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