nigter Veränderung der Produktionsstruktur - keines-
wegs hinreichender Wertmaßstab ist, wird in der DDR
nicht übersehen:
"Die materiell-stoffliche, gebrauchswertmäßige
Entwicklung des Nationaleinkommens ist zwar das
grundlegende Kriterium des ökonomischen Wachs-
tums'', aber heiBt es weiter: "Der ökonomische Inhalt
des Wachstums wird aber entscheidend davon bestimmt,
wie sich der hierfür notwendige Aufwand, oder mit
anderen Worten der Wert je Erzeugniseinheit
entwickelt. Der ökonomische WachstumsprozeB beruht
daher auf der Einheit von Wert und Gebrauchswert.
Das Nationaleinkommen wird sich um so rascher ent-
wickeln, je stärker der Wert je Einheit Gebrauchswert
gesenkt wird." (Hervorhebungen - d.V.) (35)
Dies ist allerdings nur unter der Annahme móglich,
daB die Einsparungen in der Herstellung keine'unvorher-
gesehenen Nebeneffekte in der materiellen Struktur -
deren besonderer Mangel an Flexibilitát betont wurde -
hervorrufen, sondern uneingeschrünkt wachstums-
fórdernd wirken.
Die geschmähte disproportionale räumliche Struktur-
entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise er-
weist sich nun unter der Lupe der vordergründigen
Sparsamkeit als der "eigenen ökonomischen Kategorien
des Sozialismus'' zugehörig, die nur "eine formale
Ähnlichkeit mit entsprechenden Kategorien des Kapi-
talismus haben" (36). Mit dem Prinzip der Sparsam-
keit wird nicht nur die Restauration der materiellen
Seite bürgerlicher Produktionsverhültnisse durchge-
setzt, sondern die disproportionale Entwicklung
nachgeholt, die von den entwickelteren kapitalistischen
Staaten bereits erzwungen wurde und mit ihren Folgen
vor Augen steht.
Der Widerspruch zwischen Zweig- und Gebietsansprü-
chen hat sich weitgehend vertieft.
Die Territorialplanung hat dabei folgende Aufgaben zu
übernehmen:
1. Prognose rationeller Standortverteilung der Pro-
duktivkrüfte entsprechend den Anforderungen der
Ballungsgebiete;
strukturpolitische Konzeption der Volkswirtschaft
von 1971 bis 1975 zur vorrangigen Sicherung der
strukturbestimmenden Aufgaben angeblich auf der
Basis proportionaler Entwicklung in Bezirken und
Kreisen (37).
Dazu sind folgende Methoden eingeführt:
zur Verbesserung der Ermittlung gebietsökonomischer
Potenzen die Variantenrechnung (z.B. Vergleich der
Prognose mit dem Bebauungs- oder Verkehrsplan),
Aufbau eines Kennziffernsystems aus den so ermit-
telten Größen;
iterative Kombination struktureller Faktoren zur
territorialen Optimierung;
Ermittlung von Richtwerten nach den bestehenden
ökonomischen Kriterien für Systemregelungen zum
rationellen territorialen Ressourceneinsatz;
Systemregelungen für territoriale Formen der Wirt-
Schaftsorganisation; vor allem über "ókonomische
Hebel" (z.B. Vorzugskredite), um Betriebe an
ARCH+ 15 (1971-3)
räumlich-strukturellen Maßnahmen zu interessieren
(37).
Die vergleichsweise (mit theoretischen Arbeiten) be-
scheidene Anwendung mathematischer Modelle erstaunt,
wenn man weiß, welche Kraft gerade in der DDR auf
dem Gebiet der Systemtheorie, Kybernetik und Mathe-
matik investiert wurde. Neben der Betonung der steti-
gen Vorwürtsentwicklung auf diesen Gebieten wird als
wesentliche Ursache jedoch auch die Schwierigkeit ge-
nannt, einen genügend detaillierten InformationsfluB
für die Anwendung mathematischer Methoden zu garan-
tieren (38).
Eine weitere wesentliche Ursache stellt die Frage der
Optimalitätskriterien dar: sobald wie die ein-
zelbetrieblichen, regionalen und nationalen nicht über-
einstimmen, lassen sich nur Aufgabenstellungen gemäß
einem Interesse lösen. Daß diese fehlende Überein-
stimmung heute in der DDR die Wissenschaft zum In-
strument weniger macht, stellt ein gravierendes Pro-
blem für die Systemforscher der DDR dar. Alle Skepsis
muß aber ihrer Annahme gelten, daß das Durchsetzen
des umfassenden gesellschaftlichen Interesses nur die
Frage der Ausarbeitung eines Systems sei, wo das ge-
sellschaftliche Interesse Hauptkriterium darstellt (39).
Es zeigt sich, daß Partikularisierung und fehlende Über-
einstimmung von produktiven und sozialen Einheiten der
Anlaß für die wesentlichen Schwierigkeiten der Rechen-
operationen darstellt, daß also die politische Frage der
Planung und Leitung nicht durch immer raffiniertere
mathematische Methoden zu überwinden ist. Damit ist
allerdings die Frage des Werts dieser Methoden durchaus
nicht erschöpfend behandelt. An dieser Stelle muß hin-
reichen. ihre grundsätzlichen Schranken zu sehen.
Der Gebietsperspektivplan - a. territorial bezogene
Informationssysteme zur Grundlagenarbeit
Aufgabe dieser Systeme ist, die zentralen Entschei-
dungen des Volkswirtschaftsrates und der Staatlichen
Plankommission (SPK) zu verbessern, indem sie in
ihren Informationen die Durchsetzbarkeit der vorange-
gangenen zentralen Direktiven in den órtlichen Einhei-
ten widerspiegeln. Dazu gehóren:
a) die Bezirksökonomik (erstmalig für die Vor-
bereitung der volkswirtschaftlichen Generalperspektive
1965 - 80 eingeführt).
Sie ist ein Situationsbericht der von der regio-
nalen Inventur ausgeht, diese analysiert und die zentral
geplante Entwicklung der Zweige im Gebiet durch das
Aufstellen eines Entwicklungsprogramms sichert; sie
wird von den Bezirkswirtschaftsrüten erstellt, denen
alle órtlichen Betriebe unterstellt sind und die ihre
Direktiven vom Volkswirtschaftsrat erhalten; sie gehórt
daher in das von den órtlichen Staatsorganen unabhüngige
System der Wirtschaftsplanung (40);
b)die Stadtókonomik ist ein in ühnlichen Schritten
von den órtlichen Staatsorganen erstellter Situations-
bericht über die materielle Struktur des Stadtgebiets
nach den Vorgaben der Bezirksókonomik:
c) die Generalbebauungspläne der Bezirke
(erstmalig 1966 in Angriff genommen) sind wichtige
Voraussetzung zur Erarbeitung der bezirklichen Per-
spektivpläne; sie haben in dieser Hinsicht als progno-
stisches Instrument zu wirken, dies aber gerade
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