sondern nur auf der Grundlage des Grundwiderspruchs
der kapitalistischen Produktionsweise, eben des Wider-
spruchs zwischen den kapitalistischen Produktionsverhält-
nissen und den Produktivkräften. Erst wenn die Produktiv-
kräfte und mit ihnen der Mensch als Hauptproduktivkraft
trotz der hemmenden Produktionsverhältnisse auf eine der
kapitalistischen Produktionsweise überlegene Stufe gebracht
werden, kann der Klassenkampf seitens der Arbeiterklasse
siegreich sein im Sinn der Aufhebung der Klassengesell-
schaft.)
Eine hervorragende Rolle bei der Entwicklung der Produk-
tivkräfte spielt die Produktivkraft Wissenschaft, und unter
den verschiedenen Zweigen der Wissenschaft nicht zuletzt
die Planungswissenschaft: Planungstheorie und Planungs-
methodik. Ist ihr allgemeiner Gegenstand das Verhältnis
der verschiedenen Teilolanungen untereinander und das
Verhültnis von Planungsobjekt und Planungssubjekt - die
gegenseitige Vermittlung beider Gegenstände kommt viel
leicht am deutlichsten in der Prognostik zum Ausdruck -
so sind ihre fortschrittlichen Aspekie gesamtgesellschaft-
liche Rationalisierung und Demokratisierung.
Allerdings: Insoweit, als die Produktivkräfte im Wider-
spruch stehen zu den Produktionsverhältnissen, werden sie
nicht eingesetzt, sondern bilden ein Potential, das erst
im Zusammenhang mit der Umwälzung der Produktionsver-
hältnisse sich im Sinne der Höherentwicklung der Gesell-
schaft voll entfalten kann.
Insofern ist auch, was die Produktivkraft Wissenschaft be-
trifft, die Frage ihrer Fortschrittlichkeit, ihres revolutio-
nären Charakters, nicht zufriedenstellend zu klären ohne
Bestimmung des Subjekts der Konzipierung bzw. Aneignung
ihrer Theorien und Methoden. Denn inwieweit sie die Pro-
duktivkräfte und damit den Widerspruch zwischen diesen
und den Produktionsverhältnissen entwickeln, das hängt
davon ab, inwieweit ihre fortschrittlichen Momente (nicht
notwendigerweise also das gesamte Repertoir fortschrittli-
cher,aber noch auf die kapitalistische Praxis bezogener
Theorien und Methoden) der Masse zum Bewusstsein kom-
men, d.h., inwieweit die Masse begreift, in welcher Hin-
sicht und in welchem Ausmass mit diesem Potential sprung-
haft eine Höherentwicklung der menschlichen Gesellschaft
vollzogen werden kann, sobald das Hindernis der überleb-
ten Produktionsverhältnisse beseitigt ist - also, inwieweit
es gelingt, die fortschrittlichen Momente der Produktivkraft
Wissenschaft in der Hauptproduktivkraft Mensch zu ver-
ankern.
Damit ist angeschnitten der Berbhrungspunkt der Themen-
bereiche (1) und (3), sowie das Verhältnis von kapitalis-
Fischer Planungspraxis und der revolutionüren Praxis im
Rahmen einer unabhüngigen Organisation: Wenn der Grund-
widerspruch in der kapitalistischen Produktionsweise, in
den von der Bourgeoisie beherrschten Institutionen auf-
bricht und in ihnen bis zu einem gewissen Grad entwickelt
werden kann, so bedarf es zu seiner vollen Entwicklung
und Aufhebung doch gleichzeitig des Aufbaus derjenigen
Organisation, die in der Lage ist, die Herrschaft der Bour-
geoisie abzulósen und die neue Gesellschaftsformation
gegen die konterrevolutionüáren Krüfte zu verteidigen.
lichen Rationalisierung, der Beitrag "Die gesellschaftli-
che Organisation der Produktion in der DDR im Spiegel-
bild ihrer territorialen Entwicklung" unter demselben Ge-
sichtspunkt sowie unter dem Gesichtspunkt des Verhältnis-
ses von gesamtgesellschaftlicher Rationalisierung und De-
mokratisierung, der Beitrag "Bedingungen und Perspektiven
der Stadtteilarbeit" unter dem Gesichtspunkt des Verhält-
nisses von kapitalistischen Planungspraxis und revolutionärer
Praxis im Rahmen einer unabhängigen Organisation, der
Beitrag "Anmerkungen zu Leonardo Benevolo..." unter
dem Gesichtspunkt des Verhältnisses von Schritt und
Sprung, von Reform und Utopie auf der einen und Revo-
lution auf der andern Seite.
Zum ersten Beitrag noch folgende Hinweise: Indem er die
Frage der Zukunft der herkömmlichen Architektur- und
Stadtplanungsdisziplin aufnimmt, steht er den Artikeln
von E. Wertz: "Über das Berufsbild der Bau-, Orts- und
Regionalplanung" aus Archt- 13/14, und von R. Dilcher,
R. Funke, L. Rautenstrauch, W. Siebel: "Planende Ver-
waltung und die Qualifikation von Planern" aus der
Stadtbauwelt 29 gegenüber. Wahrend sich die beiden
letztgenannten Artikel hauptsáchlich auf Befragungsergeb-
nisse stützen, gehen die Verfasser des hier abgedruckten
Beitrags von theoretischen Überlegungen aus, indem sie
die Notwendigkeit begründen, den Raum als Ressource
anzusehen und haushaltstechnisch zu behandeln, und die
Raumplanung mit dem Konzept der Ressortplanung zu ver-
binden. Wir verweisen noch auf einen weniger bekannten
Artikel von Mark Fester: "Fachbereich Gesellschafts- und
Planungswissenschaften: Neues Programm oder neuer Na--
me ?" aus TUB 2, 1971, der drei verschiedene Standpunkte
zu dieser Frage, die bei der Konzipierung des Fachbe-
reichs an der TU Berlin vorherrschen, gegenüberstellt.
Das Thema gewinnt insofern augenblicklich an Aktualität,
als sich der Deutsche Städtetag, die Kommission für Prü-
fungs- und Studienordnungen der KMK und WRK damit
befasst hat, was aus "vertraulichen" Papieren hervorgeht,
über die die Dekane aller Architekturabteilungen der BRD
Anfang Oktober in Stuttgart bereits beraten haben; und es
ist Zu vermuten, dass sie auf ihrem Treffen im Februar
1972 in Aachen dieses Thema ebenfalls behandeln werden.
Bezogen auf obige Ausführungen wären die Beiträge in
Heft 15 unter folgenden Gesichtspunkten von Interesse:
der Beitrag "Zu einer Theorie der Raumplanung" unter
dem Gesichtspunkt des Verhältnisses der verschiedenen
Teilplanungen untereinander, bzw. der gesamtgesellschaft -
ARCH+ 15 (1971-3)