beinhaltet eine langfristige Wirkung, die ebenfalls
eine Leistungssteigerung zugunsten des Unterneh-
mers bedautet und ihm zusätzlich noch Steuervor-
teile einbringt.
Prämiensysteme
Prämiensysteme zielen direkt auf eine differenzierte
Leistung im Arbeitsprozeß, die sich entweder durch
besonders geringen Zeitaufwand oder besondere Quali
tät (gewonnener Wettbewerb) auszeichnet.
Die Zeitprämie nimmt zum Teil in Planungsinstitutionen
den Charakter eines Akkordsystems an, wobei der Normal
satz periodisch erhöht wird, was gegenüber manuellen Ar-
beiten hier jedoch besser vertuscht werden kann. Auch bei
den Präminesystemen wird versucht, den Anschein der
Vergütung von Extraleistungen zu geben; da diese Bezah-
lung jedoch nicht den Extraprofit des Unternehmers an-
tastet und zusätzlich eine Disziplinierung der Angestellten
erzielt wird, liegt der Nutzen beim Unternehmer.
Die Verschleierungsmechanismen des Verhältnisses zwischen
Lohnarbeit und Kapital, wie sie den angestellten Archiekten
gegenübertreten, sind bei dem sogenannten „freien Mitarbei-
terverhältnis‘“ noch weitergehend. Die freien Mitarbeiter
sind quasi Lohnabhängige, sie verkaufen ihre Arbeitskraft
an Unternehmer, unterstellen sich damit dessen Verwer-
tungsinteresse, gehen dabei jeodch kein festes Anstellungs-
verhältnis ein, sondern binden sich vertraglich nur für eine
quantitative oder qualitative Aufgabe (z.B. zwei Monate
Urlaubsvertretung, ein Jahr Bauleitung oder Bearbeitung
eines Wettbewerbs). Das verstärkt die Illusion relativ
unabhängig zu sein, besonders wenn dabei eine günstige
Bezahlung erzielt werden kann. Dabei ist aber wesentlich
daß für den „freie Mitarbeiter“ jegliche Sozialleistungen
entfallen; also die zunächst günstig (scheinende finanzielle
Stellung, durch eine hohe Arbeitsplatzunsicherheit und
Eigenfinanzierung jeglicher Kosten, die durch Arbeitsaus-
fall, Krankheit, Invalidität und Altersversorgung verur-
sacht werden, modifiziert wird.
Dennoch scheinen die Erfahrungen der Arbeitssituation
und der Arbeitsplatzunsicherheit zunehmend das ideolo-
gische Selbstverständnis der Architekten als freie, schöpfe
rische, mit Lust und Liebe arbeitende Individuen aufzu-
brechen. Denn die Großbüros beschäftigen nicht nur
die Architekten massenhaft als ganz gewöhnliche Lohn-
arbeiter — und stellen damit die Bedingungen der Ein-
sicht in die objektive Lage der abhängigen Architekten
her, sie bieten auch die Möglichkeit, die Ideologie der
Individualität, die im kleinen Büro mit seinen feudalen
Zügen persönlicher Bindungen und Abhängigkeiten so
schwer entschleiert werden kann, in der kollektiven
Auseinandersetzung um Arbeitsbedingungen, Lohnhöhe
etc. praktisch zu überwinden. Ausdruck für ein verän-
dertes, die reale Situation reflektierendes Bewußtsein
ist die in den letzten Jahren bei Architekten einsetzende
Gewerkschaftsdiskussion, die bereits zur Bildung von
Fachgruppen der Angestellten in Architektur- und
Planungsbüros innerhalb der Gewerkschaft Bau Steine
Erden geführt hat als ein erster Schritt praktisch-politi-
scher Konsequenz auf die Verallgemeinerung der Lohn-
arbeit bei Architekten.
Neben diesen verschiedenen Stufen der Verschleierung
des Ausbeutungsverhältnisses, dem die angestellten Archi-
tekten unterliegen, stellen Leitungsfunktionen, Lohnhöhe
und Arbeitsplatzbedingungen (saubere Arbeit, kein Ma-
schinenlärm und noch relativ lockere Überwachungsmetho
den, die allerdings durch Großraumbüros, Stechuhren und
ähnliche Veränderungen langsam abgegaut werden)
Momente dar, die einerseits erhebliche Unterschiede zur
Masse der Lohnabhängigen bedeuten, die andererseits
den lohnabhängigen Architekten die Einsicht in die
grundsätzliche Entwicklung ihrer eigenen Lage erschweren.
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