besten so, daß er grundsätzlich in prokapitalistischer Pla-
nung immanent auftauchende Fehler nachweisen und
über dieses Mittel den prokapitalistischen Planer aus
dessen eigener Domäne ausbooten kann. Hierfür nur
einige Hinweise:
Wird ein Plan mittels kybernetischer Methoden dargestellt
(besonders wenn Teile des Planes der Mathematisierung
und Bearbeitung in elektronischen Rechenanlagen zu-
gänglich sein sollen), dann besteht eine der Hauptarbeiten
des Planungstheoretikers bei dieser Darstellung darin,
von ihm unwesentlich erscheinenden Faktoren zu abstra-
hieren. Im allgemeinen dürfte es nicht allzu schwierig
sein zu zeigen, daß unter den vernachlässigten Faktoren
solche sind, die für die Planung extrem wichtig sind.
Noch einfacher wird es, wenn sich der prokapitalistische
Planer wie oben angeführt, bestimmter wissenschafts-
theoretischer Instrumentarien nur dazu bedient, seine
sigene Verkäuflichkeit zu verbessern. Dann wird sich
leicht nachweisen lassen, daß er überflüssige Arbeit und
Kosten verursacht, was unter kapitalistischen Verhält-
nissen immer ein offenes Ohr findet. Verwendet er etwa
informationstheoretische Kategorien aus dem Bereich der
syntaktischen Information ohne zwingende nachrichten-
technische Gründe (und eine Theorie quantitativer in-
haltlicher Information gibt es bis jetzt nur in geringen,
noch nicht anwendbaren Ansätzen), so ist ihm sofort vor-
zuwerfen, daß er sich wissenschaftstheoretischer Mittel
bedient, die für seinen Zweck überhaupt nicht anwendbar
sind.
Der antikapitalistische Planungstheoretiker muß also dieje-
nigen theoretischen Ansätze, die in der kapitalistischen Pla-
nungstheorie angewandt werden, durchblicken können, er
muß besonders deren Mängel kennen, da die Kenntnis die-
ser Mängel für ihn zu einem politischen Instrument wird.
Dies ist übrigens nicht dahingehend mißzuverstehen, daß
der Planungstheoretiker sich damit beschäftigen müßte,
daß etwa Kybernetik und dialektischer Materialismus doch
nicht dasselbe sind (zum einen ist das sowieso klar, zum
anderen spräche dies dem Kapitalisten keineswegs gegen
die Kybernetik).
Dies alleine reicht allerdings nicht. Der antikapitalistische
Planer muß sich und seinen Plan auch verkaufen können.
Da er prinzipiell das Kapital als Käufer vorfindet (selbst
eine von „Linken“ beherrschte staatliche Institution unter
liegt zumindest mit dem, was aus ihr herauskommt, kapi-
talistischer Kontrolle), muß er seine Theorien und seine
Pläne wissenschaftlich so ausstatten, daß sie verkäuflich
sind. Soweit gilt auch für den antikapitalistischen Planer
dieselbe Gesetzmäßigkeit, der der prokapitalistische Planer
unterliegt. Da der Nutzen des Kapitals sich in den aller-
meisten Fällen quantitativ ausdrücken läßt (nämlich in
Profitsummen), schließt das für den Planer notwendig die
ausgiebige Anwendung quantitativer oder quantifizier-
barer Methoden mit ein. Ob der Aufwand, sich diese Me-
thoden anzueignen, angesichts der wie gezeigt geringen
politischen Möglichkeiten lohnt, muß der antikapitalisti-
sche Planungstheoretiker mit sich selber abmachen.
Heinrich Stoffl
UEBER DAS VERHAELTNIS DER
ALLGEMEINEN THEORIE DER
DYNAMISCHEN SYSTEME ZUM
DIALEKTISCHEN MATERIALISMUS
Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Artikel von
P. Gäng über „Funktion und Nutzen der Anwendung
kybernetischer, informationstheoretischer und verwand-
ter Methoden in der Planungstheorie‘
1. Grundsätzliche Bemerkungen
2. Die philosophische Bedeutung der Systemtheorie
3. Die methodologische Bedeutung der Systemtheorie
4. Systemtheorie und Realwissenschaft
5. Systemtheorie als Produktivkraft
6. Systemtheorie und Stabilitätspolitik
7. Zum Artikel P. Gängs
1. Grundsätzliche Bemerkungen
Anlaß für die Abfassung der folgenden Ausführungen war
die kritische Auseinandersetzung mit dem von P. Gäng
verfaßten Artikel: „Funktion und Nutzen der Anwen-
dung kybernetischer und informationstheoretischer Me-
thoden in der Planungstheorie‘“, die von einem Teil der
(ARCH +) - Redaktion als gleichermaßen wesentlich wie