nisation der baulichen Umwelt erfolgen kann, daß vielmehr
beide Organisationen in wechselseitiger Abhängigkeit von-
einander entwickelt werden müssen, also eine enge Koope-
ration zwischen dem Bereich der Praxisplanung und dem
Bereich der Nutzungsplanung erforderlich ist — während
eine Zusammenfassung der beiden Bereiche nicht sinnvoll
ist. Die Tätigkeitsorganisation muß einerseits im Zusam-
menhang mit der Strategie der Veränderung der Welt ent-
wickelt werden, damit nämlich dafür gesorgt werden kann,
daß sie den bezüglich der Tätigkeiten gestellten Funktiona-
litätsforderungen genügt; sie kann andererseits nicht ohne
Erwägung der verschiedenen Möglichkeiten der Organisa-
tion der baulichen Umwelt festgelegt werden, da anders der
Funktionalitätsforderung bezüglich der baulichen Umwelt
nicht optimal genüge geleistet werden kann: Es sind die in
der Vorstellung mehr oder weniger unorganisiert vorhande-
nen oder unreflektiert organisierten Komplexe der Tätig-
keiten und der baulichen Umwelt so zu organisieren, daß
die beiden Organisationen einander zugeordnet werden
können auf der Grundlage ihrer gegenseitigen Eignung 27),
d. h. der gegenseitigen Eignung der korrespondierenden
Elemente der beiden Organisationen, also der durch die Zu-
ordnung entstehenden Kopplungen von Tätigkeitseinheiten
bzw. Tätigkeitsgängen und Einheiten der baulichen Um-
welt, sowie der gegenseitigen Eignung einzelner struktu-
reller Momente der einen oder anderen Organisation und
der Gesamtorganisation. (Mit dem Terminus ‚Tätigkeits-
gang’ bezeichne ich eine Folge von Tätigkeitseinheiten
(z. B. die Tätigkeitseinheiten, die zu einem Kurs gehören)
welche die gleiche(n) Tätigkeitsform(en) haben und der-
selben Einheit der baulichen Umwelt oder verschiedenen
Einheiten desselben Typs zugeordnet werden können.) 28)
Eine Zusammenfassung der beiden Planungsbereiche ist
ra
Zum Begriff der Eignung siehe auch Alexander, C.: Notes on
the Synthesis of Form, Harvard University Press, 1964,
S. 15 ff..Barker und Wright verwenden zur Charakterisierung
der Beziehung zwischen „Verhaltensmustern”” und dem
„nichtpsychologischen Milieu’”” neben dem Terminus „Eig-
nung” („fittingness””) auch den Terminus „Synomorphie”
(„sy nomorphism’”). Wenn auch gegen diesen Terminus, ver-
wendet etwa im Sinn von: in der Gestalt zusammenpassend
oder zusammenwirkend, nichts einzuwenden ist, so doch
gegen Barker’s und Wright’s Definition, zumal, wenn man
bedenkt, daß ihr Begriff des Milieus nicht nur die nicht-
menschliche, sondern auch die gesellschaftliche Umwelt
einschließt: „Das Adjektiv synomorph bedeutet: von ähn-
licher Struktur (Gestalt, Form) . . . Das Kriterium der Syno
morphie liegt im Bereich des Wahrnehmbaren; sie wird un-
mittelbar gesehen.” Barker, R. G., Wright, H. F.: Midwest
and its Children, Row Peterson, Evanston, Illinois, 1954,
S. 46. Zum relativen Charakter des Begriffs der Eignung
bzw. Nichteignung siehe Teil II.
Vgl. den Begriff des Arbeitsgangs (Ökonomisches Lexikon,
a.a.O.: „selbständiger Teil des technologischen Prozesses,
der aus allen technologisch unmittelbar aufeinander folgenden
Arbeiten besteht, die an ein und demselben Arbeitsgegen-
stand an einem Arbeitsplatz ausgeführt werden.‘‘
Diese wechselseitige Abhängigkeit der Entwicklung der
beiden Organisationen muß Hannes Meyer im Blick ge-
habt haben, als er schrieb: „bauen heißt die überlegte or-
ganisation von lebensvorgängen / bauen als technischer
vorgang ist daher nür ein teilprozeß . . .‘‘ Mever, H.:
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deshalb nicht sinnvoll, weil für die beiden Bereiche sehr
unterschiedliche Qualifikationen erforderlich sind, und
zwar — weshalb eine Zusammenfassung besonders unöko-
nomisch wäre — in asymmetrischer Weise, nämlich im
Bereich der Praxisplanung betriebsartspezifisch, im Be-
reich der Nutzungsplanung betriebsartübergreifend.29)
Ungeachtet der wechselseitigen Abhängigkeit der Ent-
wicklung der beiden Organisationen bleibt die Tätig-
keitsorganisation in ihrem jeweiligen Entwicklungs-
stand während des ganzen Prozesses der Nutzungspla-
nung führende Größe — wie die Strategie der Verän-
derung der Welt während des ganzen Prozesses der Praxis-
planung.
Die Forderung, daß die Entwicklung der beiden Orga-
nisationen in wechselseitiger Abhängigkeit erfolgen
soll, widerspricht nicht der Funktionalitätsforderung.
Diese bezieht sich nämlich nicht wie jene auf den Pla-
nungsprozeß, sondern auf das Ergebnis der Planung
und Implementbildung, den Betriebsprozeß. Im Be-
griff der funktionalen Beziehung ist impliziert die Dis-
parität der beiden Seiten: Sie sind nicht vollständig
aufeinander zurückführbar. Folglich ist die entsprechende
Planung 30) nicht möglich als deduktiver Prozeß, sondern
nur als Prozeß der Erzeugung von Varietät auf einer oder
beiden der disparaten Seiten und ihrer Reduzierung unter
dem Gesichtspunkt der Funktionalität der einen Seite im
Bezug auf die andere. 31)
Es können mehrere Phasen der Nutzungsplanung un-
terschieden werden. Die Abgrenzung verschiedener
Phasen ist in hohem Maß abhängig von der Art und
bauen, 1928, in: Schnaidt, C.: Hannes Meyer, Verlag
Gerd Hatje, 1965, S. 94 bis S. 96.
Die nicht vollständige Zurückführbarkeit der funktional
untergeordneten auf die übergeordnete Größe ist ein charak-
teristisches Merkmal jeglicher Planungsaufgabe. Sie gilt z.B.
auch für die Beziehung zwischen Programm und Plan.
Von hier aus läßt sich ein Grundproblem der Theorie
einer funktionalen Architektur angehen, nämlich die Be-
ziehung zwischen der Funktionalität und dem Symbol-
charakter der baulichen Umwelt. Zunächst einmal läßt
sich zeigen, da® die Funktionalität der baulichen Umwelt
nicht ausschließt, daß diese auch Symbolcharakter hat.
Die Elemente und strukturellen Momente der Organisa-
tion der baulichen Umwelt stammen aus einem Reper-
toir, dessen Elemente sich — in im einzelnen kaum feststell-
baren Schritten — geschichtlich entwickelt haben und
deshalb nicht nur als Anzeichen, sondern auch als Symbole
fungieren, d.h. beim Nutzer Vorstellungen hervorrufen und auf
diese Weise die jeweils ablaufenden geistigen Prozesse beeinflussen.
Die Unterscheidung zwischen Anzeichen und Symbol
findet sich seit Peirce („Index”, „Icon”, „Symbol”’)
bei verschiedenen Autoren. Der grundsätzliche „„struk-
turelle’”” Unterschied ist wohl am deutlichsten herausge-
arbeitet bei Langer, S. K.: Philosophie auf neuem
Wege, S. Fischer Verlag, 1965, S. 61 ff..In einer strengen
Theorie wird sich die Forderung der Funktionalität auch
auf den Symbolcharakter der baulichen Umwelt beziehen.
Aufgrund des geschichtlichen Vermitteltseins der Ele-
mente und der strukturellen Momente der Organisation
30)
31)