send zum besonderen Fall des Nutzungsstudiums über-
zugehen.
Der Forschungsprozeß beginnt, sobald in der Praxis eine
unerwartete Erfahrung gemacht wird. Sein Ziel ist es, für
den (unerwarteterweise) erfahrenen Sachverhalt eine zu-
friedenstellende Erklärung zu finden, um die Kontroll-
kapazität gegenüber der Umwelt zu erhöhen und in der
Praxis erfolgreicher zu werden. Peirce gliedert den For-
schungsprozeß seiner logischen Struktur nach in folgende
Schritte:
(1.) Hypothesenbildung: Die Hypothese bezeichnet,
wenn möglich gestützt durch eine funktionale Erklärung
und nicht nur durch Aufzeigen statistischer Korrelatio-
nen, eine Beziehung zwischen dem erfahrenen Sach-
verhalt und einer oder mehreren diesen Sachverhalt
mitverursachenden Größe(n) 66), Die logische Struktur
der Hvpothesenbildung ist von der Form der Abduktion:
bisb;e B
AB
a;,a; € A, (möglicherweise)
ist, das ist dies, daß die Modalität der Konklusion, also der
Grad oder die Stufe der Gewißheit, mit der sich die in der
Konklusion enthaltene Aussage aus den in den Prämissen
enthaltenen Aussagen ergibt, nicht wie im Fall der Deduk:
tion oder der Induktion die der absoluten bzw. relativen
Gewißheit (s.u.), sondern die einer Möglichkeit ist: Mög-
licherweise ist aj, aj £ A, der Fall; aber daß a; der Fall
ist, ist nicht notwendige Voraussetzung dafür, daß b; der
Fall ist; es kann auch sein, daß nicht aj, aj £ A, sondern
z.B. fi, fi € F (als mitverursachende Größe) der Fall ist.
Die Abduktion hat jedoch nicht den Charakter des blinden
Versuchs, kommt sie doch zustande durch Inbeziehung-
setzen einer Beobachtung mit der Erfahrung.
(2.) Ableitung der erwarteten Ergebnisse des Experiments:
Durch diese Ableitung wird angegeben, zu welchem Ergeb-
nis das Experiment führen muß, damit die Hypothese als
durch das Experiment bestätigt angesehen werden kann.
Die logische Struktur dieser Ableitung ist von der Form
der Deduktion:
A—B
ai
b; (gewiß)
Die erste Prämisse, ein praktischer Satz, bezeichnet den
neuerlich erfahrenen Sachverhalt, somit ein Besonderes.
Die zweite Prämisse, ein theoretischer Satz, bezeichnet
eine bereits vorhandene Erfahrung, somit ein Allgemeines,
welches erinnert wurde aufgrund einer im Zusammenhang
mit der neuerlichen Erfahrung gemachten Beobachtung.
Man darf sich durch die formale Gleichheit einer allge-
meinen und einer besonderen Aussage in der (nicht-for-
malen) Sprache über die inhaltliche Unterschiedlichkeit
der jeweiligen Aussagen nicht hinwegtäuschen lassen.
In der formalen Logik ist der theoretische Satz als Satz-
funktion zu fassen mit Termini allgemeiner Bedeutung,
hier ‚A‘ und ‚B‘, die sich den jeweils besonderen Fällen, be-
zeichnet durch ‚aj‘ bzw. ‚b;‘ zuordnen lassen: a; © A,
bj = B. 67) Das jeweilige Allgemeine wird im Forschungs-
prozeß mit immer neuem Besonderen in Beziehung gesetzt
und so im Laufe der Entwicklung immer adäquater gefaßt.
Das Zeichen ‚> ‘ im theoretischen Satz bezeichnet eine
konditionale Beziehung. Die Konklusion — hier gekennzeich
net durch das von Boole eingeführte Zeichen , .‘.‘, welches
auch von Peirce verwendet wird —, ebenfalls ein praktischer
Satz, bezeichnet eine Größe, die als eine den in der ersten
Prämisse bezeichneten Sachverhalt mitverursachenden
Größe in Frage kommt. Was hier von besonderer Relevanz
seine Arbeit: The Logic of Drawing History from Ancient
Documents, in: Peirce, Ch, S.: Collected Papers[7.162 ]
bis [7.255 ], Belknap Press of Harvard University Press,
1931 bis 1958, Peirce‘s Konzeption des Forschungsprozesses
ist eine eminent praxisbezogene. Dieser Praxisbezug, durch
den sich der Peirce‘s Pragmatismus auszeichnet (vgl. Peirce:
Collected Papers [5.196 ], a.a.O.) ist allerdings idealistischer
Prägung. Wenn ich zur wissenschaftstheoreitschen Charakte-
risierung des Nutzungsstudiums bzw. seiner Ergebnisse, was
die logische Struktur betrifft, dennoch weitgehend Peirce
folge, so ist das so gewonnene Ergebnis vom Standpunkt des
dialektischen Materialismus aus zu relativieren. Dies geschieht
Die erste Prämisse ist der theoretische Satz des Syllogismus
des Schritts (1.). Als zweite Prämisse, als praktischer Satz
(experimentelle Anordnung), wird gesetzt: die Konklusion
des Syllogismus des Schritts (1.). Die Modalität der Konklu-
sion eines praktischen Satzes (erwartetes Ergebnis des Ex-
periments), ist die der Gewißheit. 68) Wenn das tatsächliche
Ergebnis des Experiments dem erwarteten Ergebnis ent-
spricht, so kann die Hypothese als bestätigt gelten; wenn
nicht. so gilt die Hypothese als falsifiziert.
(3.) Verallgemeinerung: Über die Verallgemeinerung wird
die in der Hypothese bezeichnete und über das Experiment
bestätigte Beziehung zwischen a i und b i als eine für alle
entsprechenden Fälle a i, a i£ A, und b i, bis B gültige
erklärt. Die logische Struktur der Verallgemeinerung ist
von der Form der Induktion:
D
A > B (relativ gewiß)
Beide Prämissen sind praktische Sätze. Die erste ist die
über die anschließende Behandlung des Subjekt-Objekt-
Verhältnisses.
Vgl. Anmerkung 52.
In der Unterscheidung von praktischen und theoretischen
Sätzen folge ich Schickel, J.: I Ching, in.: Schickel, J.:
Große Mauer, Große Methode, Ernst Klett Verlag, 1968,
S. 231 bis S. 283. Schickel bezieht sich, was diese Unterschei-
dung betrifft, seinerseits auf König, J.: Bemerkungen über
den Begriff der Ursache, a.a.O., S. 48 ff. .
Die Begriffe der Gewißheit und der relativen Gewißheit
werden ausführlich erörtert bei: Klotz, H.: Der philosophi-
66)
67)
68)