— die mit industriell gefertigten Bauprodukten neu hin-
zutretenden „branchenfremden” Kapitale.
Obwohl gerade die erste und letzte Gruppe direkt (durch
Anstellung von Architekten in ihren Planungs- und Ver-
kaufsabteilungen) und indirekt (durch Veränderung der
Technologie) erhebliche Auswirkungen auf die Tätigkeit
des Architekten haben, beschränken wir uns in der fol-
genden Untersuchung im wesentlichen auf das Baugewerbe,
insbesondere das Bauhauptgewerbe. Liegt diese Ein-
schränkung in der Hauptsache daran, daß über die beiden
anderen Gruppen bisher nur wenig Material aufgearbeitet
worden ist, so erscheint sie doch gerechtfertigt, da die
Entwicklung des Baugewerbes als repräsentativ für die
bisherige Entwicklung der gesamten Bauproduktion gel-
ten kann ©).
Die Untersuchung des Baugewerbes, vor allem des Roh-
baus, d.h. also, des Bauhauptgewerbes, soll folgende
Schritte umfassen:
Beschreibung der Produktionsweise und Kapitalzu-
sammensetzung des Bauhauptgewerbes
2. Untersuchung der Ursachen für die Rückständigkeit
der Bauproduktion im Vergleich zu anderen Industrie-
zweigen
3. Untersuchung der Tendenzen in Richtung auf eine in-
dustrialisierte Bauproduktion.
weise historisch in der Baubranche bereits durchgesetzt
hat, ist also die Untersuchung der Kapitalgröße. Es ist
ein gewisses Minimum an Kapital erheischt (vorgeschos-
sene Produktionsmittel ebenso wie vorgeschossenes va-
riables Kapital = lebendige Arbeitskraft), um industri-
ell produzieren zu können, ja, die Kapitalgröße selber
wird zum wesentlichen Motor der industriellen Produk
tionsweise. Im Übergang von der handwerklichen zur
manufakturellen Produktion erscheint der Unterschied
daher zunächst rein quantitativ. Aber erst auf Basis der
quantitativen Vergrößerung des Produktionsbetriebes
wird auch qualitative Veränderung der Produktion zur
immanenten Notwendigkeit. Erst mit der Anwendung
einer größeren Arbeiteranzahl und in quantitativer Pro-
portion dazu auch Arbeitsmitteln ist die Entfaltung der
gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit möglich
und damit die Basis für die Umwälzung der Produktions-
weise gegeben 8). Für die Bauproduktion werden wir im
folgenden zeigen, daß das Bauhauptgewerbe heute noch
durch eine äußerst niedrige Kapitalgröße gekennzeichnet
ist, und daß dem eine noch großteils handwerkliche Pro-
duktionsweise entspricht. Demgegenüber stellen die we-
nigen Großunternehmen eine vergleichsweise kleine Spitze
dar, von der allerdings die wichtigsten Veränderungsten-
denzen für die Architekten ausgehen.
Größenbewegung des Bauhauptgewerbes nach Beschäftigten
I. Kapitalgröße im Bauhauptgewerbe
„Die kapitalistische Produktion beginnt, wie wir sehen,
in der Tat erst, wo dasselbe individuelle Kapital eine
größere Anzahl Arbeiter gleichzeitig beschäftigt, der Ar-
beitsprozeß also seinen Umfang erweitert und Produkt
auf größerer quantitativer Stufenleiter liefert. Das Wir-
ken einer größeren Arbeiteranzahl zur selben Zeit, in
demselben Raum (oder, wenn man will, auf demselben
Arbeitsfeld), zur Produktion derselben Warensorte, un-
ter dem Kommando desselben Kapitalisten, bildet histo-
risch und begrifflich den Ausgangspunkt der kapitalisti-
schen Produktion.” 7) .
Wesentlicher Ausgangspunkt für die Untersuchung, in
welchem Umfang sich die kapitalistische Produktions-
6) Vergleiche zu dem Komplex der Kapitalakkumulation im
Bauhauptgewerbe auch Rolf Rosenbrock, „Der Prozeß der
Industrialisierung des Bauens unter den Bedingungen priva-
ter Kapitalverwertung in der BRD und West-Berlin”, Diplom-
arbeit 1972, FU Berlin, die für die vorliegende Untersuchung
von uns herangezogen wurde.
7) MEW 23.8. 341
Aus den Tabellen 2 und 3 geht hervor, daß sich seit 1950
nennenswerte Strukturveränderungen innerhalb des Bau-
hauptgewerbes in Richtung auf eine Vergrößerung der
Betriebe nicht abgespielt haben. Nach wie vor sind in ca.
90 % der Betriebe weniger als 50 Lohnabhängige be-
schäftigt, in 95 % der Betriebe weniger als 100. Nach wie
vor beschäftigen die Kleinbetriebe mit weniger als 50 Be-
schäftigten ca. 40 % aller Lohnabhängigen, die Betriebe
der Größenklasse zwischen 50 und 100 Beschäftigten
20 % aller Lohnabhängigen. Die übrigen 40 % Bauarbeiter
und Angestellte sind in Großbetrieben mit über 100 Be-
schäftigten. Die Krise 1966/67 hat sowohl die absolute
Anzahl der Unternehmen als auch der Beschäftigten er-
heblich reduziert. Zu geringfügigen Strukturveränderungen
hat dies insofern geführt, als trotz absoluter Abnahme der
Beschäftigten der relative Anteil von Beschäftigten in der
obersten Betriebsgrößenklasse von 9 auf 10 % gestiegen
ist. (siehe Tabelle 2 und 3)
8) Vgl. hierzu die historische und begriffliche Darstellung der
Entwicklung der Industrialisierung bei Marx, Kapital I,
IV. Abschnitt „Die Produktion des relativen Mehrwerts.”