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Zur Erhöhung des Gebrauchswerts von ARCH+ für die
Leser sind in der Redaktion folgende Ideen im Ge-
spräch:
— eine gesonderte Beilage, welche unterschieden vom
redaktionellen Teil es Basisinitiativen, Studenten-
gruppen usw. ermöglicht, sich darzustellen, ohne
gleich wissenschaftlichen Ansprüchen konfrontiert
zu werden
Ringdiskussionen zu zentralen Vorgängen oder Ver-
öffentlichungen statt individueller Buchbesprechun-
gen
Bereitstellung von Arbeitshilfen, Bibliographien usw.
eine Anzeigenrubrik, in der nach Berichten, „grauer
Literatur‘, Kontakten zu anderen Gruppen oder Per-
sonen, mit ähnlichem Arbeitsschwerpunkten inseriert
werden kann.
— mehr Bilder, Pläne, Graphiken, Karikaturen.
Zur Verbesserung der Möglichkeiten der Mitarbeit an
ARCHE ist in der Diskussion:
- frühzeitige Ankündigung in Aussicht genommener
Schwerpunkte, damit evtl. Autoren einen Arbeitsan-
reiz erhalten oder durch frühzeitiges Einsenden von Ar-
beitsentwürfen nicht länger ins Blaue hinein fertige
Artikel produzieren müssen.
Vorbereitung von Themenschwerpunkten durch Ar-
beitskonferenzen, zu denen sporadische Mitarbeiter
und solche, die es werden möchten, eingeladen wer-
den, um diese Mitarbeit auf breitere Basis zu stellen.
Die Realisierung solcher Veränderungen — schwer-
punktmäßig im Jahr 1976 — setzt eine intensive Diskus-
sion zu beiden Komplexen, dem inhaltlichen, in diesem
Editorial nur angerissen, und dem mehr praktisch:orga-
nisatorischen voraus, eine Diskussion, die nach unseren
Intentionen nicht von der Redaktion allein geführt wer-
den sollte. Denn stärker als ein theoretisierendes ‘Or-
gan‘ ist eine Zeitschrift, wie sie ARCH+ (immer noch
nicht) ist, auf die Mitarbeit derjenigen angewiesen, die
sie gebrauchen und mit ihr arbeiten.
Wir benötigen also Eure Stellungnahmen zu den von
uns skizzierten politischen Vorüberlegungen für die wei-
tere Entwicklung der Zeitschrift ebenso wie Eure Kriti-
ken. Korrekturen und Vorschläge zu dem,was sich an
praktischen Maßnahmen im Stadium der Diskussion be-
findet,Leserzuschriften zu diesem Editorial, die wir dann
auch (selbstverständlich nach Rücksprache) veröffentli-
chen und dokumentieren möchten, sind also nicht nur
willkommen, sie sind notwendig. Nur so kann die Inten-
tion dieses Editorials, eine „Tendenzwende“ in der Pub-
likationspraxis und im Arbeits- und Kommunikations-
stil der Redaktion einzuleiten, zu mehr als einer bloßen
Deklamation werden.
Wolfgang Ehrlinger, Adalbert Evers, Christoph Feldtkeller, Mark
Fester, Sabine Kraft, Nikolaus Kuhnert, Jörg Pampe
BEI UMZUG NEUE ADRESSE ANGEBEN!
ARCH+ 7. Jg. (1975) H. 27
Dieses Editorial ist Zwischenergebnis einer Diskussion der
Redaktion über die künftige Publikationsstrategie von ARCH+.
Weitere Beiträge hierzu sollen folgen. Auch die Redaktionsmit-
glieder, die dieses Editorial nicht mit unterschrieben haben, pla;
nen einen Beitrag. Wir würden uns freuen, wenn auch aus dem
Kreis der Leser Stellungnahmen zu den hier angeschnittenen
Fragen kommen würden.
L)
2
Vgl. Editorial, ARCH+, Heft 20. .
So wurden in ARCH+ einige „rein”” theoretische Artikel
veröffentlicht, welche vielleicht besser in der PROKLA
oder ähnlichen Organen erschienen wären: Die Konkre-
tionsstufe der theoretischen Aussagen vermittelte sich
nicht mehr zu deren konkreten politischen Anlaß. Wäh-
rend aber z.B. die Grundrente-Artikel in Heft 17 wenig-
stens in einschlägigen Seminaren an einigen Hochschulen
als Kurzfassung der Marx’schen Rententheorie herangezo-
gen werden konnten, vermittelte sich z.B. der Artikel von
Marc Fester in Heft 23 („Infrastruktur und Kapitalverwertuüf
obschon er versuchte, über ein bloßes Marx-Exzerpt hin-
auszukommen, zu keiner laufenden politischen oder theo-
retischen Diskussion mehr.
Vgl. dazu das BDA-Manifest „Für Architektur — Wider das
Bauen ohne Gestalt‘‘, aber auch die BDA-Ausstellung „„Par-
tizipation — Alibi oder Grundlage demokratischer Pla-
nung‘‘, 1973, konzipiert von S. Goerner u. Ch. Schaller
(Planungsgruppe „dt8”, Köln).
Wenn hier Beiträge einzelner Redaktionsmitglieder be-
handelt und kritisiert werden, so ist dies nicht als indivi-
dualisierende Kritik zu verstehen, sondern als kollektive
Selbstkritik der Redaktion, welche zumindest mehrheit-
lich diese Beiträge in ihren Grundaussagen mitgetragen
hat.
Helga Fassbinder: Kapitalistische Stadtplanung und die
Illusion demokratischer Bürgerinitiative, Probleme des
Klassenkampfs, Sonderheft 1; und dies.: Bürgerinitiati-
ven und Planungsbeteiligung im Kontext kapitalistischer
Regionalpolitik, Kursbuch 27, 1972.
In diesem Kontext vor allem Offe’s „Disparitätenthese‘“,
allgemein vgl. Müller/Neusüß, a.a.O0. und SOPO 6/7.
Auch wenn wir dies in Bezug auf die „Bürgerinitiativen‘‘
für eine schlecht abstrakte Kritik halten, so war diese —
und das ist im Hinblick auf die späteren Positionen her-
vorzuheben — eine explizit politische Kritik.
Man muß dies natürlich alles vor dem historischen Hin-
tergrund und im Zusammenhang mit der — nur in den
Köpfen vollzogenen — „proletarischen Wende‘‘ der zer-
fallenden Studentenbewegung verstehen: es galt eben
nachzuweisen, daß ohne Partei der Arbeiterklasse sich
„Nichts machen” ließe, deren Aufbau — oder schneller:
deren Proklamation — war also die Tagesparole.
In chronologischer Reihenfolge:
Adalbert Evers: Städtische Strukturen und Staatsin-
terventionismus, insbes. Teil IV.2, H. 20, S. 33ff
Lokale Demokratie — Beteiligung der Bürger an der
Planung, Diskussionsbeiträge von Helga Fassbinder,
H. 21
Editorial zur Berufspraxis der Architekten, H. 22
Helga Fassbinder: Der Sozialplan nach StBauFG —
eine kritische Untersuchung aus dem Vergleich mit
dem Sozialplan bei Unternehmenssanierung nach
BetrVG, H.22;
vgl. auch die beiden letzten Seiten des früheren Artikels
in Kursbuch 27 (vgl. Fußnote 5)
Vgl. Lokale Demokratie — Beteiligung der Bürger an der
Planung, Diskussionsbeitrag H.F., a.a.O. und Editorial
Heft 21, 5. 1. Zur Kritik dieses Erklärungsmusters, wel-
ches einen engen Kausalnexus zwischen ökonomischer
Lage und politischer Aktion unterstellt: H.U. Wegener:
Subjektivität und reproduktive Konflikte, unveröff, Ms.
Aachen 1975
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