Full text: ARCH+ : Studienhefte für Planungspraxis und Planungstheorie (ab H. 28: ARCH+ : Zeitschrift für Architekten, Stadtplaner, Sozialarbeiter und kommunalpolitische Gruppen) (1975, Jg. 7, H. 25-28)

ARCH+7. Jg. (1975) H. 27 
Helga Fassbinder, a.a.O., Heft 22. 
Vgl. dies.: Der Sozialplan . . ., a.a.0., S. 63: „Wenn in 
dieser politischen Situation Bürgerinitiativen entstanden 
sind, so als naturwüchsige Abwehrorganisationen infolge 
der juristisch unzulänglich gegen Übergriffe abgesicher- 
ten Lebensbedingungen und der fehlenden wirksamen 
Interessenvertretung . . .” Kurzum: man verbessere den 
Sozialplan und überlasse den Rest den Gewerkschaften 
und hat so wieder klare Fronten — welche freilich in 
nicht wenigen Kommunen so aussehen dürften: der ört- 
liche DGB-Vorsitzende gegen sich selbst in seiner Funk- 
tion als führendes Mitglied der Mehrheitsfraktion des 
Rats. 
Helga F., a.a.O., S. 62. 
Adalbert Evers, a.a.0., S. 35 und Helga Fassbinder, 
a.a.0., Kursbuch 27, 5. 82. 
Vgl. Helga F. ebenda: „Diese Aktionen (die der Stadtteil- 
initiativen) gewinnen Bedeutung im Klassenkampf dann, wenn 
sie Einsicht in den Gesamtzusammenhang des Ausbeutungsver- 
hältnisses dadurch vermitteln, daß sie Kosten für Miete, 
Verkehr, Kinderaufzucht, Erholung etc. als Reproduk- 
tionskosten der Arbeitskraft kenntlich machen, den Bezug 
zum Kampf um Verkauf der Ware Arbeitskraft zu ihrem 
Wert (gemeint ist: Tauschwert) aufzeigen.” (Hervorh. und 
Einschübe in Klammern: d.V.) Die Herausbildung politi- 
schen Bewußtsein wird hier als bloßer Einsichtsprozeß be- 
griffen, das selbst erfahrene Modell einer intellektuellen 
Politisierung als das Modell auf alle anderen übertragen. 
Z.B.: die Basis des Zusammenhalts von Mieterselbstorga- 
nisationen, wie die gemeinsam erlittene Ausbeutung durch 
eine Trägergesellschaft, die gemeinsame Erfahrung, sich in 
ginem aus dem Boden gestampften Neubauviertel ‚ das den- 
noch einige Möglichkeiten positiver Identifizierung ermög- 
licht, zurechtfinden zu müssen, lassen sich nicht durch die 
bloße Einsicht ersetzen, daß es sich hier um Reproduktions- 
interessen handelt ( — welche ihrerseits nicht in Tausch- 
wertkategorien abgehandelt werden können —), welche ei- 
gentlich von den Gewerkschaften vertreten werden müß- 
ten, welche sich aber realiter auf „allgemeine Appelle“‘ 
(Helga F.) an die Adresse der von ihnen bevorzugten Funk- 
tionsträger beschränken würden. 
Helga F.: Der Architekt — Berufsbild und Berufsrelität, 
ARCH+ 17, S. 10. 
Ebenda, S. 4. 
Editorial zur Berufspraxis, a.a.0., S. 3. 
Vgl. ebenda, S. 6. 
Auch innerhalb der Parteien, namentlich der SPD und den 
Jusos, läßt sich dieser Gegensatz von basisdemokratischer 
Orientierung einerseits und, um es ganz einfach zu formu- 
lieren, karrieristischer Orientierung andererseits feststellen. 
So etwa beispielhaft die Baader-Meinhof-Gruppe. 
Hierher gehören auch die Gewerkschaftsausschlüsse akti- 
ver Gewerkschafter und politisch motivierte Kündigungen 
durch die Unternehmer. 
Vgl. die Überlegungen zur Einschränkung der Möglichkei- 
ten und zur Spaltung von Bürgerinitiativen aus Anlaß der 
Bauplatzbesetzung des Kernkraftwerks Whyl. 
Das bedeutet natürlich nicht, daß Eingriffe dieses Typs, na- 
mentlich das Schlagen von Verkehrsschneisen, nicht nach 
wie vor in einer Reihe von Fällen an der Tagesordnung sind, 
Vgl. Christina Thürmer-Rohr: Zur vermeintlichen und tat- 
sächlichen Bedeutung von Milieu, ARCH+ 23 und Fuhr- - 
mann/Mailandt/Reiß-Schmidt: „Milieu‘“ und was dahinter 
steckt, ARCH+ 25. 
Vgl. BDA-Manifest „Für Architektur — Wider das Bauen 
Ohne Gestalt“. 
28) Vgl. Aldo Rossi: Die Architektur der Stadt, Bauwelt-Fun- 
damente 41. 
29) Vgl.den Vortrag in diesem Heft. 
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Julius Posener 
KRITIK DER KRITIK DES FUNKTIONALIS- 
MUS 
Das Internationale Design Zentrum Berlin veranstaltete 
in der letzten Zeit zwei Symposien. Der Artikel von Ju- 
lius Posener steht im Zusammenhang der hier geführten 
Diskussionen . . . Mit dem ersten Symposion haben wir 
das Verhältnis von Erscheinungsbild und fundamentalen 
Bedingungen der Gesellschaften in den Mittelpunkt der 
Diskussion gestellt. Im zweiten Symposium nehmen wir 
einen Teilaspekt heraus, die Architektur und das Design, 
um sie mit diesen fundamentalen Bedingungen zu kon- 
frontieren. Mit dem zweiten Symposium zum „Pathos 
des Funktionalismus“ setzt das IDZ Berlin seine Politik 
fort, die Rolle des Design auf den verschiedenen Erschei 
nungsebenen zu klären und die Erfahrungen mit Design 
zu den Gesamtzusammenhängen in der Gesellschaft in 
Beziehung zu bringen. 
Der Ideator Brock und das IDZ gewannen gemeinsam 
Prof. Klotz für die wissenschaftliche Leitung. Klotz stell- 
te den Titel des Symposions faktisch um. Das zentrale 
Thema wurde die Metakritik des Funktionalismus. Es wur- 
de festgestellt, daß die immer stärker artikulierte Kritik 
am Funktionalismus, ausgelöst von der festgestellten In- 
suffizienz der Sozialplanung, nun voll der Architektur zu- 
geschrieben wird. Verlust an Architekturqualität, Stereo- 
typie, fehlende Identifikationsmöglichkeiten und so wei- 
ter sind deutliche Merkmale für Fehlplanung, die aber 
nicht direkt dem historischen Funktionalismus zuzuschrei- 
ben sind. Vielmehr sind sie Produkte eines verarmten Ab- 
legers des Funktionalismus, des Internationalen Stils. Al- 
so ist eine Rehabilitierung der ursprünglichen Zielsetzun- 
gen des Funktionalismus notwendig, um zu einer Revi- 
sion der Funktionalismuskritik zu gelangen. 
Der Schwerpunkt wurde so vom Pathos des Funktiona- 
lismus auf die Reaktion der Gegenwart auf diesen verla- 
gert........ 
Francois Burkhardt — IDZ Berlin 
Daß der Funktionalismus nun bereits seit vielen Jah- 
ren sehr hart kritisiert wird,darf niemanden wundern. Er 
hat die neue Architektur geschaffen, diese Architektur, 
welche mit so großem Abscheu und mit so großen Hoff- 
nungen aufgenommen wurde, welche dann mit Schimpf 
und Schande aus dem Lande gejagt wurde, nach zwölf 
Jahren wieder auferstand und nun Quadratkilometer der 
Stadtlandschaft besetzt hält. Das klingt fast wie der Text 
der Messe; und wie die zweite Person des Credo findet 
der Funktionalismus auch nach der Auferstehung auf Er- 
den keine Ruh. Das könnte für seine Lebenskraft sprechen. 
Seine Kritiker sagen das Gegenteil: sie beziehen sein lan- 
ges Nachleben auf die Fortdauer der Fesselung, der er sei- 
ne Entstehung verdankt habe: seiner engen Bindung an die
	        

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