ARCH+ 7. Jg. (1975) H. 25
Klassizismus ist der Stil der politischen Restauration des dama-
ligen Europa, und seine preußische Variante, bezeichnenderweise
die konsequenteste, hat Schinkel in den 20er Jahren (des 19.
Jahrhunderts — E.K.) ausgearbeitet. Dieser konventionelle Klassi-
zismus mit seinem Bildungsanteil stellt nicht bloß fürstliche Macht
dar, sondern sinnt dem Publikum eine gewisse edle Verinnerli-
chung, Selbsterziehung in Übereinstimmung mit der staatlichen
Herrschaft an. Das ist übrigens deeutsche Tradition zumindest
seit der Reformation. Damit ist auch die Beschränktheit der
Muster der Gewerbeförderung auf den konventionellen Klassi-
zismus erklärt: es handelt sich um Bevormundung im Sinne der
Restauration und des Legitimismus.” Görd Peschken, „Stilisti-
sche... .‘“, a.a.O., in: „Festschrift... .”, a.a.0., S. 192.
Ebenda, S. 190.
Beuth, „Vorbilder für Fabrikanten und Handwerker”, 1830,
Vorwort vam Februar 1830, S. IILIV.
Ebenda, S. V.
Beuth, „Vorbilder . ..‘, a.a.O., Vorwort vom Februar 1837,
S. VI - VII.
74) Ebenda, S. VIIIX.
75) „Der Zollverein war ein Produkt bitterer Notwendigkeit. Auf die
Dauer ließ sich der Zustand nicht aufrechterhalten, daß Deutsch-
land in all seiner Zerrissenheit der übermächtigen Konkurrenz
des Auslandes offenlag, während sich fast alle übrigen europäi-
schen Staaten durch Zölle schützten, dagegen der inländische
Markt durch zahllose Zollinien zerschnitten wurde ....
Nicht minder als die Gründung des Zollvereins gab der Bau von
Eisenbahnen der ökonomischen Entwicklung Deutschlands
einen kräftigen Anstoß. Bei der Armut des Landes an guten
Land- und Wasserstraßen begriffen die größeren Handelsstädte
schnell ihr Interesse an dem neuen Verkehrsmittel, Die Regie-
rungen bekundeten auch in diesem Falle ihre angestammte
Kurzsichtigkeit; ihr souveräner Unverstand störte oft genug den
Ausbau des Eisenbahnnetzes. Aber verhindern konnten sie ihn
am letzten Ende doch nicht. Die Eisenbahnen legten die erste
großeBresche in die chinesischen Mauern der partikularistischen
Vorurteile; sie erschlossen den Reichtum des deutschen Bodens
an Eisen- und Kohlenschätzen und förderten gewaltig die große
Industrie, die nun auch in das kleinbürgerliche Süddeutschland
vorzudringen begann.’” Franz Mehring, „Zur deutschen Ge-
schichte ... ‘, a.a.O., S. 118/119.
„Statt sich auf die Volksmassen zu stützen, um Krone und Adel
in Schach zu halten, wollte es (das bürgerliche Ministerium,
Camphausen und Hansemann — E.K.) sich vielmehr durch den
Verrat an den Volksinteressen die Gunst der Krone und des
Adels sichern, in der trügerischen Hoffnung, dann als Dritter
im Bunde der herrschenden Klassen zugelassen zu werden.”
Franz Mehring, „Zur deutschen Geschichte ... ”, a.a.O., S. 141;
vgl. Friedrich Engels, „Revolution und Konterrevolution in
Deutschland”, MEW 8; Friedrich Engels, „Zur Wohnungsfrage”,
MEW 18, S. 258-260; „Illustrierte Geschichte der deutschen
Revolution 1848/49”, Dietz Verlag Berlin 1973.
„Die preußische Regierung dagegen plante einen Leichenraub
an der Revolution, indem sie die nationalen Einheitsbestrebungen
mißbrauchen wollte, um sich die Vorherrschaft über Deutsch-
land zu verschaffen.” Franz Mehring, „Zur deutschen Geschich-
te...” a.2a.0., 3. 143.
78) Vel. ebenda, S. 139 - 163.
79) Von der Heydt, „Vorschriften für die Ausbildung und Prüfung
80)
81)
82)
83)
84)
85)
70)
71)
86)
72)
73)
87)
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90)
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derjenigen, welche sich dem Baufache widmen”. 1.8.1849, 8 8.
Ebenda, 8 10, 5. 79.
Ebenda,
Ebenda, S. 80, 8 12.
Von der Heydt, „Vorschriften für die Königliche Bau-Acade-
mie zu Berlin”, 1. August 1849, 8 5, S. 80.
L.v. Rönne, „Die Baupolizei . . . “, a.a.O., S. 48.
Wer konnte schon seinen Sohn eine so lange Ausbildungszeit
gestatten? Sollte es aber auch einmal ein „außerordentliches’
Talent der „ärmeren Klassen” geschafft haben, diese Ausbil-
dung zu beginnen, sorgte die lange Studiendauer, die Stufen-
ausbildung (Feldmesser-Bauführer-Baumeister) und die finan-
ziellen Aufwendungen dafür, daß dieser Kandidat die obere
Beamtenlaufbahn nicht erreichen konnte.
„Die Bürokratie ist der imaginäre Staat neben dem reellen
Staat, der Spiritualismus des Staats . . . Die Bürokratie hat
das Staatswesen, das spirituelle Wesen der Gesellschaft in
ihrem Besitze, es ist ihr Privateigentum. Der allgemeine Geist
der Bürokratie ist das Geheimnis, das Mysterium, innerhalb
ihrer selbst durch die Hierarchie, nach außen als geschlossene
Korporation bewahrt. Der offenbare Staatsgeist, auch die
Staatsgesinnung, erscheinen daher der Bürokratie als ein
Verrat an ihrem Mysterium. Die Autorität ist daher das Prin-
zip ihres Wissens, und die Vergötterung der Autorität ist
ihre Gesinnung. Innerhalb ihrer selbst aber wird der Spiri-
tualismus zu einem krassen Materialismus, dem Materialismus
des passiven Gehorsams, des Autoritätsglaubens, des Mechanis
mus eines fixen formellen Handelns, fixer Grundsätze, An-
schauungen, Überlieferungen. Was den einzelnen Bürokraten
betrifft, so wird der Staatszweck zu seinem Privatzweck, zu
einem Jagen nach höheren Posten, zu einem Machen von
Karriere.” Karl Marx, „Zur Kritik der Hegelschen Rechts-
philosophie”, MEW 1, S. 249.
„Je mehr die normale Verkehrsform der Gesellschaft und
damit die Bedingungen der herrschenden Klasse ihren Gegen-
satz gegen die fortgeschrittenen Produktivkräfte entwickeln,
je größer daher der Zwiespalt in der herrschenden Klasse selbst
und mit der beherrschten Klasse wird, desto unwahrer wird
natürlich das dieser Verkehrsform ursprünglich entsprechen-
de Bewußtsein, d.h., es hört auf, das ihr entsprechende Be-
wußtsein zu sein, desto mehr sinken die früheren überliefer-
ten Vorstellungen dieser Verkehrsverhältnisse, worin die wirk
lichen persönlichen Interessen ppp. als allgemeine ausgespro-
chen wurden, zu bloß idealisierenden Phrasen, zur bewußten
Illusion, zur absichtlichen Heuchelei herab. Je mehr sie aber
durch das Leben Lügen gestraft werden und je weniger sie
dem Bewußtsein selbst gelten, desto entschiedener werden
sie geltend gemacht, desto heuchlicher, moralischer und
heiliger wird die Sprache dieser normalen Gesellschaft.” Karl
Marx u. Friedrich Engels, „Die deutsche Ideologie’”’, MEW 3,
S. 274.
Beuth, „Vorbilder .. .‘“, a.a.O., Vorwort 1830, 5. V.
Welche Gründe (ökonomische, lange Ausbildungszeit u.a.)
hier maßgeblich bestimmend waren, dies darzustellen, wird
eine der Aufgaben folgender wissenschaftlicher Arbeiten
sein.
Karl Marx, „Die moralisierende Kritik und die kritisierende
Moral”. MEW 4.5. 347.