tisierten Innenbereichen eine weit dar-
über hinausgehende Bedeutung. In den
USA läuft diese Umdefinierung der
City über rücksichtslose private Bauspe-
kulation, als Verlagerung der im Um-
land verstreuten Einkaufspaläste in
die alte City. In Europa fehlen dazu die
sozialen und stadtgeographischen Vor-
aussetzungen. Aber das Centre Pompi-
dou wie das Berliner Kongreßzentrum —
bei allen Funktions- und Qualitätsdiffe-
renzen zuungunsten des Berliner Alu-
minium-Sauriers — bieten doch in ver-
gleichbarer Weise kulturelle Zentrierun-
gen an, die das, was sie an gerade noch
vorhandener eigener Kultur der Sanie-
rungsviertel zu zerstören mithelfen, in
voragefertiater Form ersetzen.
In solchen Anlagen hat die Techno-
logie eine doppelte Aufgabe: zum ei-
nen, die Tragekonstruktion zu erstellen,
zum andern, sich soweit ästhetisch dar-
zustellen, daß eine attraktive Massen-
form entsteht, die bei Benutzung wider-
spruchslos in Teilangebote zerfällt. Sol-
che Gebäude sind Vorgriffe: bevor sich
— angesichts der entgegenstehenden
Schwierigkeiten — individuelle Bedürf-
nisse zu einer vergleichbaren Komplexi-
tät bündeln können, wird ein Angebot
gemacht, das die eigentlich progressive
Trennung von Ingenieurbau und Ästhe-
tik als staatliches Regiemodell kontrol-
liert (so wie in den USA — siehe San
Franciscos Embarcadero-Center — als
privates in der Hand von Hotelketten
oder anderer großer Kapitale). Massen-
tätigkeit wird zur Gebäudeeigenschaft,
zu einer attraktiven Folie. In dieser Mas-
senästhetik von oben erstickt gerade der
sich mühsam aus langer Erstarrung re-
gende Wille nach Selbsttätigkeit bereits
wieder im Keime, mitten in der Illusion
befriediat zu werden.
Technische und ästhetische Praxis: wer,
wie, wo?
Es wäre nun schön, wenn man dem Mo-
dell der Massenästhetik von oben Ver-
hältnisse entgegensetzen könnte, in de-
nen technische und ästhetische Kompe-
tenz sinnfällig zusammenkämen. Aber
die Trennung von Technologie und
Ästhetik ist das Realitätsprinzip, mit dem
sich alle Versuche der Gegenwehr her-
umschlagen müssen. Der Zwang dazu
steckt schon in der Zugänglichkeit nur
bestimmter Baustrukturen und der
Nichtzugänglichkeit der Herstellungs-
und Entwurfsprozesse. In den vorhan-
denen Lücken von Pilotprojekten,
Kleinaufträgen oder Umnutzungen im
Zusammenhang von Bürgerinitiativen
oder ähnlicher Zusammenschlüsse gibt
es, soweit ich sehe, nur zwei Möglich-
keiten: zu basteln mit den als Abfall
erreichbaren oder billig auf dem Markt
erstehbaren vorgefertigten Elementen,
gleich welchen Materials und technolo-
gischen Niveaus, oder eine Art negati-
ver Technologie zu entwickeln, die in
der konsequenten räumlichen Ausformu-
lierung von Lebensverhältnissen die feh-
lende technologische Beweglichkeit
privativ ausdrückt.
Ich sehe zwischen beiden Möglich-
keiten keine prinzipielle Entscheidung.
Natürlich kann man aus dem Basteln
eine reaktionäre Ideologie machen, die
mit dem technischen Material wie mit
einer zweiten Natur umgeht, die man
einfach vorfindet und die einen, außer
daß sie irgendwo reinpaßt, nichts an-
geht, wo also der Herstellungsprozeß
ausgegrenzt und dämonisiert wird. Aber
in einer Situation aufgezwungener Re-
duktion muß man die Bastel-Haltung
in vielen Situationen sicherlich als beste
Möglichkeit annehmen, während ande-
re Probleme eine Reichweite haben, die
sich über Fundsachen nicht areifen läßt.
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