Full text: ARCH+ : Zeitschrift für Architekten, Stadtplaner, Sozialarbeiter und kommunalpolitische Gruppen (1979, Jg. 11, H. 43-47, [48])

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päischen Maßstäben ablesen, wie z.B.: 
an seinem Verhalten und seiner Kleidung. 
Er wohnt allein in einem Arbeiter wohn- 
heim der US-Armee in Lichterfelde, wo 
er als Fahrer arbeitet. Er möchte am 
liebsten für immer hier in Berlin bleiben. 
Seine Frau und drei Kinder leben bei 
einem Onkel in der Türkei. 
Form + Funktion / Interpretation 
Das Wohnzimmer wird als einziger Raum 
geheizt und dient unter anderem zum 
Aufenthalt, Empfang der Gäste, zum 
Essen und zum Schlafen der beiden älte- 
ren Kinder. Die Eltern mit ihrem Säug- 
ling schlafen in einem extra Schlafzim- 
mer. Das Berliner Zimmer wird außer als 
Durchgangszimmer und, falls erforder- 
lich, als Gästezimmer kaum genutzt. 
Im kleinen Zimmer hängt lediglich 
Wäsche zum Trocknen. 
Die Sofas, auf denen die Gäste sitzen, 
sind so angeordnet, daß der Blick auf die 
für sie anscheinend wichtigen Dinge, wie 
Fotos, Papiere, Plastikblumen, Schach- 
teln, etc. oben auf dem Schrank, oder auf 
die relativ hoch hängenden Bilder an der 
Wand gerichtet wird. 
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Schlußfolgerung bezüglich der Räum- 
lichkeiten 
Mit einer besseren Raumzuordnung und 
Behebung der bauphysikalischen Mängel 
wäre diese Familie sehr zufrieden. Da 
das eine Zimmer kaum genutzt wird, 
könnte sie durchaus auf ein Zimmer 
verzichten. 
Wichtig erscheint ihnen: 
® eine Verkürzung der Entfernung 
F) zwischen Wohn-/Eßzimmer und 
Küche 
® ein Gästezimmer 
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Stall 
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Sozio-ökonomische Situation der Familie 
Die Familie besteht aus einem Ehepaar 
mit drei Kindern im Alter von 1—5 Jah- 
ren. Der Mann imigrierte 1972, die Frau 
mit dem ersten Kind 1974 nach West- 
berlin. Seit einem halben Jahr wohnen 
sie in der jetzigen Wohnung und zahlen 
eine Miete von 184,— DM. Der Mann ar- 
beitet in einer Fabrik, und die Frau ver- 
sorgt den Haushalt und die Kinder. 
Für die Zukunft baut sich die Familie 
ein Haus in der Türkei, um im Falle 
einer Rückkehr abgesichert zu sein. 
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Die Frau reicht uns zur Begräßung 
Kölnisch Wasser zum Händewaschen. 
Tee und Obst wird uns angeboten. 
Der Vater spielt nicht in Gegenwart des 
Großvaters mit seinen eigenen Kindern, 
sondern fordert seinen Bruder sogar auf, 
als sein Kind zu ihm kommt, es von ihm 
weg zu nehmen, obwohl, wenn der Groß 
vater nicht zugegen ist, er sich, wie wir 
im Nebenraum gesehen haben, sehr lieb 
Besondere Erlebnisse und zärtlich zu seinen Kindern verhält. 
Die Frau spricht kein Wort in Gegen- 
Beim Besuch der Familie waren anwesend: wart des Großvaters, der sie, ebenso wie 
der Mann mit seiner Frau, die beiden klei- die anderen Familienmitglieder, auch 
neren Kinder, die Großeltern aus der nicht zum Reden provoziert. 
Nachbarschaft mit einem ihrer kleinen Beim Verhalten ihrer Kinder gegenü- 
Kinder (siehe Wohnung IV), alle Brüder ber stellten wir das gleiche fest, wie bei 
des Mannes und ein Verwandter, der ihrem Mann. Zum Stillen des Säuglings 
ebenfalls in der Nachbarschaft wohnt. geht sie in den kalten Nebenraum. 
Auch hier fielen uns wieder mehrere Die jüngeren Brüder küssen die Hand 
Rituale auf, wie z.B.: Beim Betreten des Ältesten bei der Verabschiedung. 
der Wohnung werden die Schuhe ausge- An dem ältesten Bruder kann man 
zogen. deutlich die Anpassungen an westeuro- 
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Eingang/Flur 
Söhne 
Eltern: schlafen, aufbewahren von 
wichtigen Dingen 
Kleinkinder 
Bad 
Töchter 
Küche 
Abstellraum 
Aufenthaltsraum: essen, spielen, 
aufhalten, bewirten, etc. 
Gast 
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eventuell notwendige Räume OÖ 
Zugänglichkeit — 
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