Neue Heimatkunde (4)
Geld strahlt nicht (non radiat)
Mit dem Gemeinschafts-Kernkraftwerk
Neckarwestheim (GKN), einer Tochter
der Neckarwerke-AG (45%), der Techni:
schen Werke Stuttgart (32%), der Bun-
desbahn (20%) und eines Zementwerkes
(3%) begann Neckarwestheims strahlen-
de Zukunft. Seit den ersten Kapitalein-
lagen 1974 in die gemeinsame Gesell-
schaft steht den Ängsten vor der Atom-
technologie klingende Münze gegenüber:
Die Gewerbesteuer. 1970 entfielen auf
jeden der 1.700 Einwohner gerade
37 DM Gewerbesteuer, Neckarwestheim
war damit fast Schlußlicht im Vergleich
zu den umliegenden Nachbargemeinden.
Zwischen 1973 und 1974 machten die
Gewerbesteuereinnahmen dann einen
Sprung von 188 DM auf 516 DM je Ein-
wohner. 1977 schließlich kamen auf jeden
der inzwischen rund 2.000 Einwohner
2.357 DM — gegenüber 1970 ist dies eine
Steigerung um das 64-fache!
Seit 1976 liefert das Atomkraftwerk Neckar-
westheim, ‚in landwirtschaftlich reizvoller La-
ge”, wie es in Werbetexten heißt, 600 Mega-
watt ins Verbundnetz und 200 Megawatt für die
Bundesbahn. Zur Dorfmitte Neckarwestheims
sind es knapp zwei Kilometer
Von 5.000 Einsprüchen yegen den Kraftwerks
bau kamen 13 aus dem Ort. Im malerischen
Neckarwestheim regte sich Ablehnung erst, als
Dei niederem Wasserstand des Neckars die Kühl-
oatterien erstmals auf Vollast liefen und eine
Nebelwand bildeten
Qualifizierte Arbeitskräfte werden überre-
gional gesucht: Anzeige in der Stuttgarter Zei-
tung vom 3.5.1975. Stellen für „‚tüchtige Hel-
ferinnen” und ähnliches bietet GKN über Aus:
hang am Neckarwestheimer Rathaus.
eErnn
Dabei erhält Neckarwestheim nur eine
Hälfte der Gewerbesteuer des GKN, die
andere Hälfte fließt nach Gemmrigheim,
weil das Atomkraftwerk genau auf der Ge-
meindegrenze errichtet wurde. Auch
Gemmrigheim kann deshalb weit über-
durchschnittliche Steigerungsraten bei der
Gewerbesteuer verbuchen (s. Schaubild 1).
Haben unsere Wirtschaftsplaner damit
den Köder in der Hand, wie sie ihre Stand-
ortplanung verkaufen können, in Neckar-
westheim oder anderswo? Im Amtlichen
Mitteilungsblatt der Gemeinde Wyhl am
Kaiserstuhl zum Beispiel wurden die Bür-
ger gleichfalls an ihren pekuniären Interes
sen gepackt: mehr Gewerbesteuer, Herab-
setzung von Gebühren und Gemeinde-
steuern, Verkaufserlös des Betriebsgrund-
stücks, Schaffuna von Arbeitsplätzen wa-
Die Gewerbesteuer vom Kraftwerk finanziert
die Infrastruktur: 500 Plätze bietet die .,Reb-
\andhalle’‘
Sind Sie
s ra D n
eine mutige junge Dame?
oder traut sich auch
i DD)
ein Herr?
Haben: Sie Freude am Umgang mit Menschen, an Diskussionen und moderner
Technik? Können Sie auf Emotionen sachlich und auf sachliche Fragen korrekt
reagieren? Dann sollten Sie weiterlesen:
Wır errichten in Gemmrigheim/Neckarwestheim (zwischen Heilbronn und Stuttgart)
In landschaftlich reizvoller Lage ein Kernkraftwerk.
"Unser Ziel ist, die Oeffentlichkeit umfassend und objektiv über die Strom-Erzeu-
‚gung aus Kernenergie mit ihren Auswirkungen auf die Umwelt in Wort, Bild und
Schrift zu informieren.
Ein mit allen technischen Hilfsmitteln ausgestattetes Informationszentrum (ca. 100
Sitzplatze) steht zur Verfügung.
Eine kontaktfähige, selbständige und liebenswürdige Persönlichkeit mit ‚guter All-
gemeinbildung und sicherem Auftreten findet hier eine interessante Aufgabe mit
freier Zeiteinteilung.
Besondere Kenntnisse sind zunächst nicht erforderlich. Sie sollten als Schulab-
5chluß möglichst Abitur haben und die Fähigkeit und Bereitschaft mitbringen, sich
in die allgemeinen Probleme der Energie-Versorgung und der Kernenergie einzu-
arbeiten und sich auf diesen Gebieten weiterzubilden,
Ihre Kollegen werden Ihnen dabei helfen, Ihre Aufgabe zunehmend selbständig zu
losen.
Einstelltermin: ab sofort
Bitto schicken Sie uns Ihre Bewerbungsunterlagen (Lebenslauf, Zeugnisabschrif-
ten, Lichtbilder). Wir werden Sie dann einladen, um mit Ihnen Einzelheiten Ihrer
neuen Aufgabe zu besprechen.
GKN — Gemeinschaftskernkraftwerk Neckar GmbH
7129 Neckarwestheim, Postfach