9 Einbahnstraßen sind nur dort sinnvoll,
wo durch andere Hindernisse das
Tempo erheblich verlangsamt wird.
Andernfalls fahren die Autos
schneller, weil die Fahrer wissen, daß
niemand entgegenkommt.
Juristische Hindernisse:
Die realen Hindernisse sollten mit recht-
lichen Verkehrsbeschränkungen verstärkt
werden:
8 Schilder verbieten die Durchfahrt und
erlauben nur den Anliegern die Zu-
fahrt.
2 Die Geschwindigkeit wird auf 30 km/
Stunde begrenzt.
Schilder zeigen an, daß der Fußgänger
auf diesen Straßen bzw. im gesamten
Wohngebiet (niederländisch: Woonerf,
dort 1976 gesetzlich eingeführt) das
Vorrecht vor dem Autofahrer hat.
Wichtig ist, daß die Schilder stets in Ver-
bindung mit realen Hindernissen stehen.
Andernfalls ist die Einhaltung des Ver-
kehrsrechtes der Willkür des Autofahrers
überlassen — und funktioniert dann häu-
fig nicht, wenn die polizeiliche Kontrolle
fehlt. (In solchen Straßen sieht man die
Polizei merkwürdigerweise nur selten).
Zu den realen und juristischen Hin-
dernissen kommt eine dritte Kategorie
von Hindernissen — die subjektiven,
psychologischen Hindernisse:
2 Die Fußgänger-Überwege werden zu:
- sätzlich markiert: mit farbig abgeho-
Ehe Pflasterung oder mit Ornamen-
teh (variierande Straßenpflasterung).
Die Bereiche vor den Haustüren wer-
den durch Pflasterungen in die Straße
hineingezogen, so daß der Autofahrer
unsicher wird, ob er auf der Fahrstraße
oder über den Bürgersteig fährt.
Die Fahrstraße wird mit Mustern und
Ornamenten gepflastert, damit der
Autofahrer denkt, er befände sich in
einem Fußgängerbereich.
In kurzen Abständen werden Sicht-
behinderungen angebracht: Bäume,
Ziersträucher, Blumenkästen (mit
schlichten Holzeinfassungen), kleine
Pfähle, kleine gepflasterte Hügel, Ver-
kehrsinseln mit einem Baum u.a.
Das Prinzip: Wenn der Autofahrer sicher
ist, seinen eigenen hindernisfreien Be-
reich zu haben, ‚dreht er auf”. Wird er
psychologisch unsicher gemacht, fährt
er automatisch lanasam.
Beispiele: Seit 1970 in Delft (vor allem im
Westerquartier), heute in vielen niederländi-
schen Städten (u.a. Haarlem, Utrecht, Rotter-
dam, Amsterdam, Lelystad, Amersfoort).
Empfehlung der Arbeitsgruppe „Wohnbe-
reichsstraßen” des Verbandes Niederländi-
scher Gemeinden. Seit 1977 in der BRD in
Essen, Bochum, Oberhausen, Stuttgart, Frank-
N CR Osnabrück, Bremen. München, Norwich
ZUGEWINN VON FREIFLÄCHEN
DURCH SCHRÄGPARKEN (3.8)
In Wohnstraßen ist nicht einsehbar,
warum die Straßenfläche zwei Fahrspu-
ren breit ist. Eine Fahrspur kann leicht
umgewandelt werden: zu einer platzar-
tigen Erweiterung des Bürgersteiges.
Dort wird Spielfläche gewonnen. Oder
Abstellfläche für Fahrräder. Oder Bewe-
gungsfläche für Fußgänger und für Leute,
die miteinander reden (vgl. die Wirkung
der alten, sehr breiten Berliner Bürger-
steige). Oder für Baumbepflanzung.
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Oder Blumenbeete in.schlichten Holzein-
fassungen (keine Betonorgien! oder Aus-
stellungen von Kunststoffprodukten!).
Nun müssen auf der Straße auch Fahr-
zeuge zum Parken untergebracht wer-
den. Jeder Fünfte besitzt ein Auto (sta-
tistischer Durchschnitt 1:4; Firmenwa-
gen und Lkw’s stehen anderswo) — d.h.
es müssen große Mengen von Autos un-
tergebracht werden. Meist stellen sie
links und rechts die gesamte Straße voll.
Um den Parkraum in der Länge zu ver-
kleinern, sollen die Autos dadurch gesam-
melt werden, daß sie schräg oder senk-
recht nebeneinandergestellt werden. Sie
können dann zu „‚Paketen‘” zusammen-
gefaßt werden. Dadurch bleibt ein Teil
der zweiten Fahrbahn für die platzarti-
gen Erweiterungen des Bürgersteiges
frei.
Wenn man die schrägparkenden Fahr-
zeug-Pakete wechselnd links und rechts
an der Straße anordnet, zwingt man die
Autofahrer zum Kurvenfahren, d.h. zur
Verlangsamung ihres Tempos.
Die parkenden Fahrzeuge können
teilweise dem Blick entzogen werden,
wenn man auf die vorgezogenen kleinen
Flächen, die die Straße einengen bzw.
die Buchten bilden, Bäume oder Sträu-
cher pflanzt.
Lerer Parkraum kann auch zum Spie-
len verwandt werden,
Beispiele: Niederländische Städte.
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kehrsberuhigung. Erfahrungen und Vor-
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Fußgängerstadt. (Callwey) München 1977
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u.a. Wohnbereichsstraßenanlage).
Auskünfte über niederländische Verkehrsver-
langsamungs-Maßnahmen:
— Ministerie van Verkeer, afdeling Voorlich-
ting, Plesmanweg 1/6, den Haag; Tel.
0031-70-747474
Gemeente Delft, afdeling Voorlichting,
Stadhuis, Markt, Delft; Tel. 0031-15-133
111.
Koninklijke Nederlandse Woeristenbond
ANBW, Verkeersafdeling, postbus 2200,
Den Haag; Tel. 0031—70—26 44 26.
Stop de Kindermoord, Postbus 5058, Am-
sterdam; Tel. 0031-20-799505,
Nederlandse Vereniging Bescherming Voet-
gangers, Passage 61, Den Haag; Tel. 0031-
70-450008.
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