Richard Röhrbein
Der
Außen-
wohnraum
Die Siedlung Cunostraße in
Berlin-Wilmersdorf
Stadtentwicklungsschwerpunkt ist aus den
bekannten guten und schlechten Gründen seit
der Mitte der 70er Jahre i.w. die Innenstadt.
Von daher sind Siedlungen oder Siedlungs-
teile rar geworden, von der Lage her und vom
Umfang.
Hier in Berlin-Wilmersdorf, im Ortsteil
Schmargendorf, entstand auf den Spuren und
rechtlichen Fort- und Festschreibungen ge-
nerationsalter Planungen der für den ganzen
Süden und Westen Berlin bestimmenden
Vorstellungen /.A.W. Carstenns, ab 1977
doch noch ein Stück Siedlung. Sie sucht im
Vollzug von Geschichte und aktuellen Not-
wendigkeiten Identität in alten und neuen
Ansätzen der Siedlungsbewegung, sie sucht
Wohn- und Lebensqualitäten, auch gerade im
Schatten der gigantischen Stadtautobahn-
überbauung Schlangenbader Straße, vor
allem durch Räumlichkeit und ihrer Nutz-
barkeit im Wohnumfeld als „Außenwohn-
raum“ (B. Taut).
Der wegen seiner Aktualität näher be-
schriebene Abschnitt Kolberg-Süd ist -
vorläufig - letzter Teil eines größeren
Abschnittes verwandter Vorstellungen einer
stärker qualitätsorientierten Verantwortungs-
übernahme für rund 400 Wohnungen und
ihrer Außenwohnräume d.h. für ca. 1000
Einwohner. Versorgt werden die Wohnungen
durch die direkt angrenzenden Einzelhandels-
und Dienstleistungseinrichtungen im Orts-
kern Schmargendorf mit Dorfkirche aus dem
13. Jahrhundert und Rathaus aus dem 19.
Jahrhundert, sowie Resten vorindustrieller
Bebauung und transformierter Nutzung.
Die Grundschule liegt gleich gegenüber, die
Kindertagesstätte ist innerhalb des „Eigen-
blockes“ in Bau. Drei Buslinien stellen günsti-
ge Verbindungen zu der gar nicht weit entfern-
ten Innenstadt her. 800 Kleingartenparzellen
grenzen direkt an das Sport- und Freizeit-
areal Lochowdamm-Stadion mit Schwimm-
bad sind fußläufig, der Grunewald mit dem
Fahrrad schnell erreichbar
Städtebauliche Intentionen
Die städtebaulichen Intentionen waren auf
folgende Aspekte gerichtet: Differenzierung
der Siedlungsgroßform und der Einzelbau-
körper durch eine Reihe städtebaulicher,
architektonischer und freiräumlicher wie
nutzungsspezifischer Maßnahmen, die der
Brauchbarkeit und der Identifikation dienen
sollten
® Auf der Ebene des Gesamtkomplexes:
Raumbildung zur Unterstützung von Wohn-
umfeldaktivitäten und zur Verbesserung der
Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum für
unterschiedliche Nutzergruppen. Diese Ab-
sichten sollten im Einklang entwickelt werden
in Dimension und räumlichem Bezug sowie im
architektonischen Detail zu der vorhan-
denen Bebauung. Dabei wurde Wert auf eine
größere Transparenz der neuen Bebauungen
gegenüber den historischen und den Anlagen
von 1972 gelegt, um ausschließende Wir-
kungen und eine „Friedhofsruhe“ mit un-
günstigen Hallwirkungen zu vermeiden und
Außenbezüge zur Anreicherung der gege-
benen einseitigen Wohnnutzung zu ermög-
lichen.
® Auf der Ebene des Einzelbaukörpers des
Hauses: Baukörperliche Differenzierung ho-
rizontal wie vertikal, um die Identifizier-
barkeit der Bau- und Raumelemente zu
verstärken und das haus- und wohnumfeld-
bezogene Nutzungskonzept zu unterstützen.
Die architektonische Orientierung wurde
gleichfalls mit Rücksicht auf die vorhandene
Bebauung angelegt. Dabei werden den
Mitgestaltungsmöglichkeiten insbesondere im
Bereich der Außenraumgestaltung eine be-
sondere Bedeutung beigemessen.
Den Absichten zur städtebaulichen Diffe-
renzierung dienen im einzelnen folgende
Maßnahmen:
® Orientierung des Gesamtsiedlungskom-
plexes von der Forckenbekstraße im Norden
bis über die Friedrichshaller Straße im Süden -
auf einer Länge von rund 700 m an zwei
parallel verlaufenden Erschließungs- und
Orientierungslinien von „Straße und Weg“
mit unterbrechenden Raum- und Platzsitua-
tionen unterschiedlicher Nutzungs- und Auf-
enthaltsqualität.
® Ausgeprägte kammernde und eckakzentu-
jerende Raumbildungen mit im wesentlichen
geschlossenen orthogonalen Raumwirkungen
in identischer fünfgeschossiger Höhenent-
wicklung und mit kleinmaßstäblichen Binnen-
elementen.
® Ausstattungs- und Gestaltungsintensität
des Freiflächen- und Grünraumkonzeptes in
gestalterischer Einheit mit den städtebau-
lichen und architektonischen Elementen.
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„„aumuc:1- Funktionale Ordnungsprinzipien beim Neubauprojekt Kolberg- Nord in Berlin-
Schmargendort
mlich - funktionale Bezüge
Platzorientiertes Wohnen mit Versorgungseinrichtungen (Läden, Lokale) im EG. Besondere gestalterische Differenzierung der Baukörper
zu. -"- -=- Gemeinbedarfseinrichtungen (Kita, Gemeinschaftsräume) in eingeschossigen Anbauten. Höhenstaffelung und
besondere gestalterische Differenzierung der Baukörper
Strassenorientiertes Wohnen (Orientierung der WE zum Schul- und Sportareal an der Forckenbeckstrasse bzw. zum Neubaublock
Kolberg- Süd) Besondere gestalterische Differenzierung der Baukörper
Grünorientiertes Wohnen mit Orientierung der WE zu den Innenhöfen (Mietergärten) und zur Kleingartenkolonie Oeynhausen
Mietergärten
=. mit direktem Zugang zu den Erdgeschoßwohnungen
Öffentlicher Platzraum
Halböffentlicher -«- (Übergangsbereich Platz / Innenhof)
Blockinnenbereich mit Kinderspieleinrichtungen
=... als Erwachsenentreffpunkt
seo Hauptfußwegverbindungen in den Blockinnenbereichen
=> Blickbeziehung
Raumbildung
Ausgeprägte Strassen -/Platzraumbildungen
.] Weniger ausgeprägte „.. (Übergangsbereiche)
Prag
MID Hofräume
iM) Ourchgänge
Eckausbildung
DD Architektonisch hervorgehobene Ecke mit stärkerer räuml. Wirkung
3 =ur= ur geringerer -.u-