Full text: ARCH+ : Zeitschrift für Architekten, Stadtplaner, Sozialarbeiter und kommunalpolitische Gruppen (1983, Jg. 15, H. 67, 68, [69/70], 71, 72)

Richard Röhrbein 
Der 
Außen- 
wohnraum 
Die Siedlung Cunostraße in 
Berlin-Wilmersdorf 
Stadtentwicklungsschwerpunkt ist aus den 
bekannten guten und schlechten Gründen seit 
der Mitte der 70er Jahre i.w. die Innenstadt. 
Von daher sind Siedlungen oder Siedlungs- 
teile rar geworden, von der Lage her und vom 
Umfang. 
Hier in Berlin-Wilmersdorf, im Ortsteil 
Schmargendorf, entstand auf den Spuren und 
rechtlichen Fort- und Festschreibungen ge- 
nerationsalter Planungen der für den ganzen 
Süden und Westen Berlin bestimmenden 
Vorstellungen /.A.W. Carstenns, ab 1977 
doch noch ein Stück Siedlung. Sie sucht im 
Vollzug von Geschichte und aktuellen Not- 
wendigkeiten Identität in alten und neuen 
Ansätzen der Siedlungsbewegung, sie sucht 
Wohn- und Lebensqualitäten, auch gerade im 
Schatten der gigantischen Stadtautobahn- 
überbauung Schlangenbader Straße, vor 
allem durch Räumlichkeit und ihrer Nutz- 
barkeit im Wohnumfeld als „Außenwohn- 
raum“ (B. Taut). 
Der wegen seiner Aktualität näher be- 
schriebene Abschnitt Kolberg-Süd ist - 
vorläufig - letzter Teil eines größeren 
Abschnittes verwandter Vorstellungen einer 
stärker qualitätsorientierten Verantwortungs- 
übernahme für rund 400 Wohnungen und 
ihrer Außenwohnräume d.h. für ca. 1000 
Einwohner. Versorgt werden die Wohnungen 
durch die direkt angrenzenden Einzelhandels- 
und Dienstleistungseinrichtungen im Orts- 
kern Schmargendorf mit Dorfkirche aus dem 
13. Jahrhundert und Rathaus aus dem 19. 
Jahrhundert, sowie Resten vorindustrieller 
Bebauung und transformierter Nutzung. 
Die Grundschule liegt gleich gegenüber, die 
Kindertagesstätte ist innerhalb des „Eigen- 
blockes“ in Bau. Drei Buslinien stellen günsti- 
ge Verbindungen zu der gar nicht weit entfern- 
ten Innenstadt her. 800 Kleingartenparzellen 
grenzen direkt an das Sport- und Freizeit- 
areal Lochowdamm-Stadion mit Schwimm- 
bad sind fußläufig, der Grunewald mit dem 
Fahrrad schnell erreichbar 
Städtebauliche Intentionen 
Die städtebaulichen Intentionen waren auf 
folgende Aspekte gerichtet: Differenzierung 
der Siedlungsgroßform und der Einzelbau- 
körper durch eine Reihe städtebaulicher, 
architektonischer und freiräumlicher wie 
nutzungsspezifischer Maßnahmen, die der 
Brauchbarkeit und der Identifikation dienen 
sollten 
® Auf der Ebene des Gesamtkomplexes: 
Raumbildung zur Unterstützung von Wohn- 
umfeldaktivitäten und zur Verbesserung der 
Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum für 
unterschiedliche Nutzergruppen. Diese Ab- 
sichten sollten im Einklang entwickelt werden 
in Dimension und räumlichem Bezug sowie im 
architektonischen Detail zu der vorhan- 
denen Bebauung. Dabei wurde Wert auf eine 
größere Transparenz der neuen Bebauungen 
gegenüber den historischen und den Anlagen 
von 1972 gelegt, um ausschließende Wir- 
kungen und eine „Friedhofsruhe“ mit un- 
günstigen Hallwirkungen zu vermeiden und 
Außenbezüge zur Anreicherung der gege- 
benen einseitigen Wohnnutzung zu ermög- 
lichen. 
® Auf der Ebene des Einzelbaukörpers des 
Hauses: Baukörperliche Differenzierung ho- 
rizontal wie vertikal, um die Identifizier- 
barkeit der Bau- und Raumelemente zu 
verstärken und das haus- und wohnumfeld- 
bezogene Nutzungskonzept zu unterstützen. 
Die architektonische Orientierung wurde 
gleichfalls mit Rücksicht auf die vorhandene 
Bebauung angelegt. Dabei werden den 
Mitgestaltungsmöglichkeiten insbesondere im 
Bereich der Außenraumgestaltung eine be- 
sondere Bedeutung beigemessen. 
Den Absichten zur städtebaulichen Diffe- 
renzierung dienen im einzelnen folgende 
Maßnahmen: 
® Orientierung des Gesamtsiedlungskom- 
plexes von der Forckenbekstraße im Norden 
bis über die Friedrichshaller Straße im Süden - 
auf einer Länge von rund 700 m an zwei 
parallel verlaufenden Erschließungs- und 
Orientierungslinien von „Straße und Weg“ 
mit unterbrechenden Raum- und Platzsitua- 
tionen unterschiedlicher Nutzungs- und Auf- 
enthaltsqualität. 
® Ausgeprägte kammernde und eckakzentu- 
jerende Raumbildungen mit im wesentlichen 
geschlossenen orthogonalen Raumwirkungen 
in identischer fünfgeschossiger Höhenent- 
wicklung und mit kleinmaßstäblichen Binnen- 
elementen. 
® Ausstattungs- und Gestaltungsintensität 
des Freiflächen- und Grünraumkonzeptes in 
gestalterischer Einheit mit den städtebau- 
lichen und architektonischen Elementen. 
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„„aumuc:1- Funktionale Ordnungsprinzipien beim Neubauprojekt Kolberg- Nord in Berlin- 
Schmargendort 
mlich - funktionale Bezüge 
Platzorientiertes Wohnen mit Versorgungseinrichtungen (Läden, Lokale) im EG. Besondere gestalterische Differenzierung der Baukörper 
zu. -"- -=- Gemeinbedarfseinrichtungen (Kita, Gemeinschaftsräume) in eingeschossigen Anbauten. Höhenstaffelung und 
besondere gestalterische Differenzierung der Baukörper 
Strassenorientiertes Wohnen (Orientierung der WE zum Schul- und Sportareal an der Forckenbeckstrasse bzw. zum Neubaublock 
Kolberg- Süd) Besondere gestalterische Differenzierung der Baukörper 
Grünorientiertes Wohnen mit Orientierung der WE zu den Innenhöfen (Mietergärten) und zur Kleingartenkolonie Oeynhausen 
Mietergärten 
=. mit direktem Zugang zu den Erdgeschoßwohnungen 
Öffentlicher Platzraum 
Halböffentlicher -«- (Übergangsbereich Platz / Innenhof) 
Blockinnenbereich mit Kinderspieleinrichtungen 
=... als Erwachsenentreffpunkt 
seo Hauptfußwegverbindungen in den Blockinnenbereichen 
=> Blickbeziehung 
Raumbildung 
Ausgeprägte Strassen -/Platzraumbildungen 
.] Weniger ausgeprägte „.. (Übergangsbereiche) 
Prag 
MID Hofräume 
iM) Ourchgänge 
Eckausbildung 
DD Architektonisch hervorgehobene Ecke mit stärkerer räuml. Wirkung 
3 =ur= ur geringerer -.u-
	        
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