und Nike Herkules befinden — wobei die
Hawk dem Abschuß tieffliegender, die Nike
Herkules der Vernichtung hochfliegender
Flugzeuge dient.
Die Nike Herkules „kann als Boden-Bo-
den oder als Boden-Luf-System benutzt wer-
den. Sie dient der Überwachung des Luft-
raums und hat eine Bekämpfungsreichweite
von 140 km (zum Vergleich: Hawk 40 km).
Sie kann bis 30 km aufsteigen. ”“”
Interessant ist in diesem Zusammenhang,
daß es weitaus mehr Nike Herkules-Stellun-
gen als die offiziell bekanntgegebenen, auf
diesem Gürtel liegenden, gibt. Die in der Ab-
bildung dargestellten ’zusätzlichen’ Stellun-
gen liegen allerdings so weit westlich, daß sie
— als Boden-Boden-System eingesetzt — im
Ruhrgebiet und im Rhein-Main-Gebiet ein-
schlagen würden. Vielleicht liegt darin der
Grund, warum diese Nike Herkules-Stellun-
gen z.B. in Weißbüchern nicht dargestellt
werden.
Die ausgewählte Zielplanung als neueste
Variante der NATO-Strategie hat noch wei-
tere Konsequenzen für das Bundesgebiet.
Sollen nämlich von der NATO nicht mehr die
Städte des Gegners, sondern seine politi-
schen Zentren und militärischen Anlagen in
erster Linie im Krieg getroffen werden, so be-
deutet dies auch umgekehrt, daß die konzen-
tration des Militärs an bestimmten Punkten,
in bestimmten Regionen der BRD Konse-
quenzen für diese Orte hat, die dadurch als
militärische Ziele für den Gegner ungleich in-
teressanter sind als z.B. Flächengewinne an
der Ostgrenze der BRD. Diese strategisch in-
teressanten Ziele liegen vor allem im westli-
chen Bereich der BRD, also in der rückwärti-
gen Kampfzone (z.B. Atombomberflugplät-
ze, Atomwaffenbunker, Raketenstellungen,
NATO-Hauptquartiere ...).
Diese kurze Beschreibung der räumlichen
Auswirkungen der NATO-Strategie zeigt,
daß jede Region der BRD durch die Strategie
selbst gefährdet ist, sei es durch die Atom-
bomben des ’Gegners’ oder gar durch die ’ei-
gene’, „nur aus Gründen der Verteidigung
erfolgte Verwüstung ganzer Landstriche ”
Wie konkret sind nun die Forderungen des
Militärs an die Infrastruktur?
Die räumlichen Auswirkungen der NATO-
Strategie, also die erläuterte räumliche Ar-
beitsteilung zwischen vorderem und rückwär-
tigem Kampfgebiet, aber auch die seit dem 2.
Weltkrieg erfolgte Dislozierung (= räumliche
Verteilung) der militärischen Einheiten, füh-
ren zu einem höheren Verkehrsanteil der
Bundeswehr und der NATO schon in Frie-
denszeiten. Der Bedarf an Nachschub ist von
1914 bis 1960 auf das Sechsfache gestiegen;
die neuen Waffensysteme fordern „optimale
operative Beweglichkeit”®.
Daraus ergeben sich bestimmte Ansprü-
che, denen das Verkehrswesen bezüglich
Quantität und Qualität zu entsprechen hat.
Hier sind zunächst zwei Grundforderungen
zu nennen”
.. Leistungsfähige West-Ost-Verbindungen
Aus militärischer Sicht ist es absolut ge-
fährlich, wenn beim Bundesfernstraßen-
bau in erster Linie die Nord-Süd-Verbin-
dungen erweitert werden, — wie es in der
BRD nach dem 2. Weltkrieg der Fall war
— Wo doch gerade für den Nachschub die
Verbindungen in West-Ost-Richtung lei-
stungsfähig sein müssen. Dieses Problem
scheint jedoch in der Verkehrsplanung
mittlerweile genügend berücksichtigt wor-
den zu sein, so daß Oberst i.G. Hartwig
Flor, BMVtdg., in einem Vortrag fest-
stellt: „Und auch die neuesten Ergebnisse
der Prognose-Untersuchungen des Bun-
desministers für Verkehr bezüglich der
e.—— ——. GRENZE. DER
x LUFTWAFFEN-
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N su. HAWK-GÜRTEL.
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Verkehrsbedürfnisse in den 80er Jahren
hat — auch für die Fachleute überraschen-
derweise — ergeben, daß dem Ausbau ge-
rade von leistungsfähigen West/Ost-Ver-
bindungen gegenüber den Nord/Süd-Ver-
bindungen eine überproportionale Bedeu-
tung zukommen wird. ”’
Vermeiden von Ballungen
Gerade aus militärischer Sicht sind Kon-
zentrationen jeder Art, ob auf dem Gebiet
des Städtebaus, des Verkehrs oder Wirt-
schaft, gefährdete Angriffspunkte für den
Gegner. Derartige Ballungen werden vom
Militär mit ’Sorge’ betrachtet. Hartwig
Flor fordert in seinem Vortrag weiter „in
dieser Richtung des Guten nicht zu viel zu
tun” und „Ballungen ... durch Auflocke-
rung, Vermaschung, Schaffung von Um-
gehungen usw. wenigstens in tragbaren
Grenzen zu halten ”®
Verkehrsträger Eisenbahn
Diese militärischen Forderungen beziehen
sich auf das gesamte Verkehrsnetz der BRD.
Hinsichtlich des Stellenwertes der Eisenbahn
muß kurz erwähnt werden, daß sie, obwohl
sie sich in den letzten beiden Weltkriegen für
den Aufmarsch bewährt hatte, nach dem 2.
Weltkrieg für die militärische Nutzung zu-
nächst bedeutungsloser wurde. Mit der Zeit
wurden allerdings die Vorteile der Eisenbahn
wiedererkannt, die vor allem auf dem Gebiet
der Versorgung und der schnellen Verlegung
von Schwerstfahrzeugtruppen liegen. Vortei-
le hat die Eisenbahn auch wegen ihres gerin-
gen Personalaufwandes und ihrer straffen Or-
ganisation. Außerdem sind Transporte per
Bahn vor allem in Friedenszeiten aus Kosten-
und Sicherheitsgründen interessant. In fol-
genden Punkten stellt das Militär Forderun-
gen an die Eisenbahn:
|. Elektrifizierung
Der Anteil der elektrifizierten Strecken
der DB darf nach Ansicht der Militärex-
perten einen bestimmten Prozentsatz
nicht überschreiten, da sonst die Krisen-
anfälligkeit durch Stromausfall unkalku-
lierbar wäre. Die Grenzen der Erträglich-
keit liegen bei ca. 40 %. Aber auch bei
Teilelektrifizierung müssen für die Sicher-
stellung der militärischen Versorgung ein-
satzbereite D-Loks durch die Bundesbahn
bereitgehalten werden, die durch das DB-
Personal ständig mit Blick auf den Ernst-
fall gewartet werden müssen.
Streckenstillegung
Einerseits fordert die Bundeswehr eine
gesunde und rationell arbeitende DB, an-
dererseits werden aber tatsächlich geplan-
te Rationalisierungsmaßnahmen wie
Streckenstillegungen kritisch bewertet.
Die Streitkräfte brauchen aus ihrer takti-
schen Konzeption heraus Umleitungs-
möglichkeiten, „Ballungsumfahrungen”,
um nach der Zerstörung z.B. einer Groß-
stadt diese umgehen zu können. Gerade
aber die Strecken, die an den Ballungsräu-
men vorbeiführen, sind von Stillegung be-
droht. Daraus resultiert die militärische
Forderung, die stillgelegten Strecken nicht
abzutragen, sondern sie für den Ernstfall
instandzuhalten, was natürlich den ur-
sprünglichen KEinsparungseffekt relati-
viert
Gleisanschlüsse
Vor allem für Depots ist es interessant,
den Transport von Munition, Sprengköp-
fen etc. per Bahn zu vollziehen, denn der
Umschlag von z.B. Raketensprengköpfen
vom Bahnhof auf LKWs und der Trans-
port zum nächsten Depot auf öffentlichen
Straßen ist umständlich und gefährlich, ist
aber kein Einzelfall, da gerade Raketen
häufig gewartet werden müssen. Gleisan-
schlüsse scheitern allerdings häufig an fi-
nanziellen Erwägungen.
Wenn auch die Eisenbahn „die erste Rolle als
wichtigstes militärisches Transportmittel ab-
getreten”” hat, so haben doch die militäri-
schen Bedürfnisse die Entwicklung des Gü-
tertransportes per Bahn (auf dem Gebiet des
Containertransports oder beim Transport
von LKW auf Waggons, also Huckepack-
Verkehr) derart beeinflußt, daß die Bundes-
bahn beim Gütertransport auf die Bundes-
wehr angewiesen ist. ’Androhungen’ seitens
der Bundeswehr, den gesamten Transport
von der Schiene auf die Straße zu verlagern,
führen jedes Mal zu panischen Reaktionen:
„Die Verlagerung bedeute für die Bundes-
bahn einen drastischen Umsatzrückgang”!®
Verkehrsträger Straße
Straßen sind von je her militärisch interessant
gewesen, denn sie bieten verschiedene Vor-
teile gegenüber anderen Verkehrsträgern:
® Das Straßennetz ist „im Vergleich zu an-
deren Binnenverkehrsträgern ... gegen-
über konventioneller und atomarer Waf-
fenwirkung im Krieg relativ weniger ver-
wundbar.”"”
® Das Straßennetz ist dichter als jeder ande-
re Verkehrsträger. „Seine Maschenweite
beträgt im Durchschnitt 2 km”'”. Es bie-
tet also sehr gute Umleitungs- und Aus-
weichmöglichkeiten bei Märschen und
Transporten.
® Beschädigungen durch Sabotage 0.ä. las-
sen sich leicht beseitigen.
Strategisch ist die Bedeutung der Straße so
einzuordnen, daß im rückwärtigen Kampfge-
biet noch immer die Eisenbahn eine bedeu-
tende Rolle spielt, während im vorderen
Kampfgebiet die Straßen an Bedeutung ge-
winnen. Um diesen Zusammenhang zu ver-
stehen, ist es zunächst notwendig, das militä-
rische Straßennetz zu erläutern.