Bunker mit Maschinengewehrstand
Beobachtungsposten mit Flakstellung
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Der Atlantikwall
hang, und es ist eine Verwechslung, die
Brauchbarkeit dieses Arsenals für instru-
mentelle Prozesse für sein Eigenleben zu
halten.
Das seelische Geschehen hat seine
Geschichte als gegenwärtig. Wir werden
sehen, daß sich dabei nichts Physiolo-
gisches in Psychologie, nichts Individuelles
in Gesellschaft oder Geschichte umwan-
delt. Eine Umwandlung existiert nicht, es
sind verschiedene Verschlüsselungen, ver-
schiedene Beobachtungsarten, nicht ver-
schiedene Gegenstände. Dann ist die
Aufhebung der historischen Zeiten, die
Gegenwärtigkeit der Geschichte auf alle
Ereignisse der Evolution, der Geschichte,
die Entstehung der Arbeitsvermögen und
auch auf die Zukunft bezogen. Ausschließ-
lich in dieser Perspektive ist Selbst-
regulierung das wirkliche Verhältnis. Wir
sehen es nicht, weil diese Perspektive durch
willkürliche Ausschnitte der geschicht-
lichen Ordnung verdeckt ist. Ihr Eigen-
leben haben aber Bewußtsein, innere
Geschichte der lebendigen Arbeit und
menschliches Eigentum in diesem wirk-
lichen Verhältnis, also etwas anderem als
dem, was sich als Wirklichkeit vor-
gaukelt.?
Im Herbst erscheint als Suhrkamp-Ta-
schenbuch Nr. 967: Hellmut Becker, Carl
Nedelmann, Psychoanalyse und Politik.
Ich kenne davon nur die Fahnen. Auf
Fahne 48 findet sich eine Abhandlung der
Autoren mit dem Titel ’Von der Anwend-
barkeit psychoanalytischer Kategorien auf
die Politik’. Daß der Weltuntergang „aus
einem frommen Mythos zu einer technisch
vollziehbaren Möglichkeit geworden ist“,
nehmen die Autoren als Herausforderung,
sämtliche politischen Denkformen: und
darauf gegründete Handlungen einer kriti-
schen N G6erprüfung zu unterziehen. In
raschen Zügen räumen die Autoren die
Illusion aus, politische Prozesse ließen sich
aus dem bewußten Handeln verstehen.
Gegenständlich, sagen die Autoren, wird
das was in der Welt an Wiederholungs-
zwang, Rüstungswahn und schon errichte-
ter Landschaft des Kriegs existiert, sobald
die unbewußten Prozesse ebenfalls beob-
achtet werden: die Abwehrmechanismen
(Verdrängung, Projektion, Verleugnung,
Spaltung, Introjektion, Rationalisierung,
Reaktionsbildung, Ungeschehenmachen).
Für ganze Gesellschaften aber erschei-
nen diese Prozesse wenig sichtbar. Sie sind
überlagert, z.B. durch die Balanceökono-
mien. Sie wären auch dann als Prozesse
schwer sichtbar, wenn ihre Resultate
sämtlich bekannt und ihre Unbewußtheit
aufgehoben wären. Dort aber, wo ein tech-
nischer Grund oder eine hektisch planende
Absicht Teile der Unbewußtheit unnötig
machen, treten die inneren Bilder, nach
denen sich Menschen und Gesellschaften
wirklich richten, deutlicher hervor. Es ist
deshalb kein Zufall, daß Sigm. Freud die
wichtigste anschauliche Darstellung der
Zeitlosigkeit psychischer Geschichte an
einem Beispiel der Architektur deutlich
macht}
) Sigm. Freud, Das Unbehagen in der Kultur, in:
Gesammelte Werke, XIV. Band, London 1948,
S. 427 f. Hervorhebung von mir.
Man muß sich die Differenz deutlich machen. In
unseren Städten haben die Autos Vorfahrt, die das
Zeichen Grün erhalten. Andernfalls gibt es Zusam-
menstöße. Die Augen können die Folgen sehen:
Die Auto-Dinge stoßen sich wirklich in Raum
und Zeit. Mit diesem Wirklichen verhält es sich
aber wie mit dem Ritter an König Artus’ Hof, der
sagt: Haben die Leute denn keine Augen im Kopf?
Die Sonne geht, wie ich sehe, am östlichen Hori-
zont auf, am westlichen unter. Es bewegt sich also
die Sonne, nicht die Erde.
Die von Freud wiedergegebene Beobachtung ver-
stößt gegen etwas, das sinnenklar erscheint. Im
geschichtlichen Verhältnis wäre es danach so, daß
in einer Stadt Autos, ohne Stopplichter zu beach-
ten, in allen Richtungen hin- und herfahren und
doch nie aufeinander treffen. Ein solcher Ge-
schichtsfluß ist aber das wirkliche Verhältnis und
die in ein Auto eingebaute Verdinglichung verhält
sich dazu unnatürlich, unwirklich. Weder haben sie
als Ding von sich aus, noch hat die lebendige Ar-
beit, die sie hervorgebracht hat, zu anderen leben-
digen Arbeiten die Tendenz, Zusammenstöße her-
vorzurufen. Auf dem Jahrmarkt ist der Zusammen-
stoß von Autoscootern geradezu das Vergnügen
Es ist das geschichtliche Beziehungsverhältnis,
das eingebaute Widerstandssystem der toten
Arbeit, die die Regelungssysteme des Straßen-
verkehrs erzwingt: eingebauter Privategoismus;
Rücksichtslosigkeit ist keine Naturform lebendiger
Arbeit. Weil rücksichtslos aufgebaut wurde, muß
das Korrektiv der Rücksicht in die Bewegungen
eingebaut werden.
Sigm. Freud, ebda.
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