Full text: ARCH+ : Zeitschrift für Architekten, Stadtplaner, Sozialarbeiter und kommunalpolitische Gruppen (1983, Jg. 15, H. 67, 68, [69/70], 71, 72)

Batterie “Todt” 
Die Bunker des Atlantik-Walls 
wurden in kürzester Zeit errichtet. 
In die Bauweisen gehen 
Techniken, Vorplanungen, Ideale 
ein, die sich auf ganz andere 
Projekte beziehen. 
Einiges stammt aus der 
Denkmalarchitektur, die für 
Bauwerke nach dem Sieg geplant 
war. 
Bühnenkonstruktion. 
Aus dem Bühnenraum heraus 
schießen langkalibrige Geschütze 
in das Panorama: die See 
Man könnte jetzt in dem Vorder- 
grund einen Zuschauerraum 
hinzufügen. 
Heiko Petermann 
Stellungnahmen “ 
Materialien aus einem Film 
über den Atlantikwall* 
Ein deutscher Architekt 
Der Bunkerbau begann naturgemäß mit dem 
Aushub. Dazu wurden sämtliche verfügbaren 
Kräfte eingesetzt. Der ausgehobene Boden, in 
diesem Fall Kreideboden, mußte sofort abge- 
deckt werden zur Tarnung. Nach dem Aushub 
erfolgte die Verschalung. Dazu hatte ich Fach- 
kräfte, einen Verschaler aus der eigenen Trup- 
pe und auch einen Betonierer für das Ein- 
bringen des Betons. Und in diesen Beton 
haben wir natürlich sehr viel Eisen hineinge- 
packt zur eigenen Sicherheit, es war Rundei- 
sen und Profileisen. Die Decke warsehrstark, 
vielleicht anderthalb Meter stark, auch nicht 
so notwendig, aber zur eigenen Sicherheit 
wiederum und darauf kam wieder die Erdauf- 
füllung, etwa 2 Meter hoch bis zur Erdober- 
fläche. 
Ich habe mich durch diese Bunkeranlagen 
geschützt gefühlt, zumal ich diese Bunker 
selbst gebaut habe 
Außerdem war mir ja der Bunker auch sehr 
vertraut. Ich hatte einen Lichtschacht einge- 
baut und an der gegenüberliegenden Seite die- 
ses Lichtschachtes ein Landschaftsbild gemalt 
und da hatte man den Eindruck, als würde 
man oberirdisch zum Fenster hinausschauen. 
Und der Bunker selbst lag ja mitten in der 
Feuerstellung und die nahestehenden Ge- 
schütze erweckten ja auch den Eindruck einer 
gewissen Sicherheit 
Ein deutscher Architekt 
Nach meiner Erfahrung hat der Bunkerbau im 
2. Weltkrieg seinen Zweck erfüllt. Er hat ge- 
nügenden Schutz geboten gegen die bis dahin 
bekannten und eingesetzten Waffen. Ich habe 
selbst nach dem 2. Weltkrieg als Angestell- 
ter eines Statikbüros Bunker für Privatperso- 
nen gebaut und das mußte natürlich geheim 
gehalten werden, damit die Nachbarschaft 
nicht vor dem Eigentümer im Bunker war und 
das war dann zum Beispiel in dem einen Fall 
als Garage getarnt. 
Aber meines Erachtens hat dieser ganze 
Bunkerbau keinen Sinn, weil ja nach dem 
ersten Atomschlag die ganze Umgebung zer- 
stört und verseucht ist. Und danach hat das 
Leben, nach einem solchen Atomschlag, kei- 
nen Sinn mehr 
Ein französischer Batıer 
Es Kommt vor, daß ich hier bei ganz bestimm- 
(en Gelegenheiten herumspaziere, etwa wenn 
Freunde zu Besuch kommen, die die Gegend 
nicht kennen. Nun, was gibt es denn hier zu 
sehen? Den Strand. Die Landungsmuseen. 
Die Landungsstrände. Gut ja, ich gehe dann 
zu einigen Stellen und sage: Sieh mal, dort - 
ich erkläre ein bißchen. 
Wenn ich allein oder mit meinem Hund spa- 
zierengehe, komme ich jeden Tag an einem 
Bunker vorbei. Na ja, der steht eben da, mehr 
gibt es dazu nicht zu sagen. 
Ein englischer Soldat 
Wir wußten wenig über die genaue Konstruk- 
tion der Bunker, erwarteten aber den Atlan- 
tikwall als etwas Großes, Respektgebietendes. 
Als wir dann landeten, waren wir neugierig 
darauf, wie er wirklich ist. Aber ich bin doch 
froh sagen zu können, daß wir mit unseren 
Waffen alle Objekte in einer guten Zeit einge- 
nommen haben. 
Zu keiner Zeit hätte ich im Bunker sein wol- 
len. Ich wäre mir wie eine Ratte in der Falle 
vorgekommen. Ich möchte wirklich nie einen 
auf mich gerichteten Flammenwerfer erleben, 
wenn das Feuer durch die kleinste Ritze dringt 
und alle lebendig verbrennt 
+*Regisseur und Autor: Heiko Petermann; Länge: 45 min, 
Farbe; ver 
Vertrieb: ECCO Film, Muskauefstr. 38, 1000 Berlin 3” 
Tel: 030/612 14 65
	        

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