historisch vorgegebene Strukturen, die linear Die Schriften von Christopher Alexander lose Art zu Bauen” haben wir aus den Kapi-
in die Gegenwart verlängert werden. Der erscheinen demnächst in deutscher Sprache teln 1, 2, 4, 5, 10, 14 und 21 die Passagen aus-
Bruch zwischen Tradition und Moderne beim Löcker Verlag Wien. Herausgeber der gewählt, die sich ausschließlich mit der Bedeu-
scheint getilgt, die Vergangenheit wird zur Schriften ist Hermann Czech. tung der Patterns beschäftigen. Im Anschluß
Gegenwart: The Presence of the Part -so auch Wir bedanken uns an dieser Stelle herzlichst folgen ungekürzt 8 Patterns.
der Titel der Architektur-Biennale 1980 in für die Genehmigung zum auszugsweisen Nikolaus Kuhnert und Susanne Siepl (Pat-
Venedig. Im anderen Fall heißt das: Unter- Vorabdruck aus „Die zeitlose Art zu Bauen” terns) zeichnen für die redaktionelle Überar-
ordnung der Stadtbauanalyse unter die und „Eine Pattern Language”. Aus „Die zeit- beitung.
Gesetze einer Entwurfsästhetik, die in den
Ausprägungen der Stadt nur noch Metamor-
phosen ein und desselben Reservoirs von
Archeformen sehen will. Wie im ersten Fall Christopher Alexander
die Gegenwart, so droht in diesem Fall die
Vergangenheit, in einem bestimmten Kunst-
verständnis aufzugehen. ®
Ganz anders Alexander. Die Regeln E P tt L S g
werden weder historizistisch noch archety- ine a ern an ua C
pisch gedeutet. Sie sind grundsätzlich kultu- N ; N T
reller Natur. Als Substanz einer Kulturhaben Ayszüge aus: „Die zeitlose Art zu Bauen” und „Eine
sie die Bedeutung von Invarianten, die von 99
Ort zu Ort, von Zeit zu Zeit in verschiedener Pattern Language
Gestalt auftreten. In diesem Sinne bilden sie
die Basis vorindustrieller Kulturen und
werfen sie Licht auf die Malaise gegenwär-
tiger Kultur; dieser Malaise sucht Alexander
durch einen einfachen Vorschlag zu begeg-
nen: durch Ausbau der Muster der Bezie-
hungen zu einer Pattern Language, die die
Aufgabe übernehmen soll, die in traditionel-
len Kulturen die implizit herrschenden
Regeln hatten.
Aber nicht nur um die Explikation kultu-
reller Regeln geht es. Zugleich eröffnet die
Einführung einer Pattern Language die
Chance, in den Patterns mehr als nur
„Wörter“ zu sehen, nämlich „Wörter“ und
„Regeln“ und in der „Sprache“ selbst ein
generatives System. An den Pattern sind
demnach drei Bedeutungsebenen zu unter-
scheiden: Sie sind
® als „Wörter“ Muster der Beziehungen,
® als „Regeln“ Handlungsmaximen zur
Gewinnung dieser Muster und
® als „Sprache“ überhaupt ein generatives
System.
Damit scheint die Versprachlichung der
Architektur nicht mehr zu übertreffen zu sein.
Und doch liegt hier der Springpunkt seiner
Produktivität. Denn was er hier auf die Ebene
der Sprache verlagert - die Frage der Regeln,
die Frage der Generativität der Sprache
überhaupt - und neuerdings auf die Ebene der
Gefühle, kann man in zweierlei Weise deuten: Kapitel 1 Die Ordnung, die dieser Prozeß einem Haus
zum einen als Vorwurf, zum anderen als oder einer Stadt bringt, entspringt direkt aus
ara Den Vorwurf der Linguisierung der dem inneren Wesen des Volkes, der Tiere und
rchitektur haben wir angesprochen, nicht ° ° Pflanzen.
dagegen die zu greifenden Probleme. Die zeitlose Art Dieser Prozeß haucht dem Menschen
Ich denke, daß dieser Weg fast unaus- Leben ein, kehrt das Lebendige einer Familie
weichlich ist. Denn welche Chancen hat heute oder Stadt heraus und bestimmt Gedeih und
eine utopisch gewendete Gesellschaftskritik, m . Verderb, alles in allem die Freiheit, aus sich
bei gleichzeitigem Fehlen realer gesellschaft- Sie ist ein Prozeß, der seine heraus jene Ordnung zu bilden, die das Leben
licher Alternativen als auf die autochthonen ; ; erst möglich macht.
Mittel der Architektur zurückzugreifen, um On Ss nichts als aus Sich Er ist so kraftvoll und grundlegend, daß man
so wenigstens einen Schritt voranzukommen. selbst heraus schöpft; sie ist mit seiner Hilfe jeden Bau dieser Welt so
ST ch Se N A nicht erzwingbar, sondern schön wie nur irgendwie vorstellbar gestalten
Erneuerung der Architektur. Sie sind im 1 Bra ; ;
einen wie in anderen Fall Vorformen einer entsteht aus sich selbst heraus. Wenn Sie diesen Weg einmal begriffen haben,
Neuen Architektur, noch belastet mit den EN SE EEE N U
Schatten der Vergangenheit. Es gibt nur eine Art zeitlosen Ba STEH SM 4: .
Bei allen methodischen Zweifeln darf aber ah sende alt und N eule um Hiches le gemeinsam mit Ihrer Familie zu planen oder
nicht übersehen werden, daß Alexander nicht als je zuvor. einen Garten für Ihre Kinder, einen en
bei methodischen Überlegungen stehenge- Die großen Bauwerke der Vergangenheit, platz, eine schöne Terrasse zum Sitzen un
blieben ist, sondern eine Pattern Language die Dörfer, Zelte und Tempel, in denen man Träumen.
mit 253 Patterns vorgelegt und, wie in diesem sich sofort zu Hause fühlt, wurden immer von Er hat die Kraft, daß mit seiner Hilfe
Heft ersichtlich, an verschiedenen Projekten Menschen geschaffen, die dieser Art sehr Hunderte von Menschen gemeinsam eine
erprobt hat. Darüber hinaus arbeitet er an nahe kamen. Es gibt keinen anderen Weg, lebendige, pulsierende, friedvolle und ange-
einem neuen Projekt mit dem Arbeitstitel: bedeutende Gebäude, Städte, schöne Plätze, nehme Stadt, so schön wie die schönsten
The Natur of Order. einfach Räume, wo man sich wohl und Städte der Geschichte, zu schaffen imstande
Diese Arbeiten stehen zur Diskussion, und lebendig fühlt, zu bauen, als diesen einen. sind.
anhand ihrer sind die methodischen Zweifel Und wie wir sehen werden, führt dieser Weg Mit der zeitlosen Art zu bauen, wird die Stadt
auszuräumen. ARCH+ wird sich bemühen, jeden, der ihn befolgen will, zu Bauwerken, ohne Hilfe von Architekten und Planern
dieser Diskussion mit weiteren Beiträgen von deren Formen so alt wie die Bäume und ebenso unter ihren Händen wachsen und
Christopher Alexander nachzukommen. Berge, ja wie unsere eigenen Gesichter selbst gedeihen, wie die Blumen in Ihrem eigenen
Nikolaus Kuhnert sind Garten