zugeschrieben worden. Seither gilt auch
Brooklyn als weitgehend ’umgekippter’
Stadtteil - nur noch Queens hält still.
Mühsam erholt es sich von diesem
Schock: Gerade erlebte Brooklyn
Heights - gegenüber von Downtown
Manhattan mit dem wohl spektakulär-
sten Blick, den es zu ebener Erde in New
York gibt - ein ’Brownstone Revival’, die
Fulton Street wird zur Haupteinkaufs-
Mall erklärt, und doch ist es ein bißchen
wie von Westberlin nach Ostberlin zum
Einkaufsbummel zu gehen.
Eine halbe Meile weiter nach Osten
liegt Atlantic Avenue Station der Sub-
way und Long Island Railroad, in dem
sich fast alle New Yorker Bahnlinien
kreuzen. Darüber steht ein altes zerfal-
lenes Bahnhofsgebäude, rundherum ka-
putte Häuser und Hütten, freies Ödland
und eine Bank, die sich Stufe für Stufe
selbst hochstapelt und mit einer Kuppel
krönt - im Angesicht dieser Brache wohl
die monumentalste Bank von ganz NYC.
Eine Kathedralen-Halle ganz in Mosaik,
gotisch, mit schmiedeeisernen Seitenal-
tären, vor denen - vor allem Schwarze -
Menschen für ein paar Dollars Schlange
stehen. )
Hinter der Bank die ’Brooklyn Aca- setzen Barockauditorium, plauscht in
demy of Music’ aus hellem Klinkerstein, der Pause im Foyer und knapp davor
dann das Granada-Hotel, randvoll mit und verschwindet nach kurzem, kräfti-
obdachlosen Farbigen, und wieder ka- gem Applaus so schnell wie man kam,
putte Häuser. Ein gruseliger Ort der um ins ’sichere’ Manhattan zurück-
Großspekulation, die hier ein Zentrum zukehren, durch die Gassen im Village
der Kultur und Wissenschaften, insbe- Oder in Soho zu schlendern und sich vor
sondere für Neue Technologien plant. Es dem Einschlafen in seiner gußeisernen
ist nicht weit zum Navy Yard der Marine. Fabriketage - genannt Loft - noch einmal
Einstweilen kommt im BAM injedem die schaurig-schönen Augen vorzustel-
Herbst die Avantgarde-Theater-Musik- len, die um Brooklyns schwarze Ecken
Tanz-Szene von NYC und aus den lugten.
Staaten zum ’Next Wave Festival’ zu- Auch hier gelingt das Geschäft: direkt
sammen, gesponsert vom großen Nach- gegenüber der Academy of Music gibt es
barn, der ’Manufacturers Hanover schon Cappucino in einem sonst leeren
Trust’-Bank und zahlreichen nationalen Haus, das Eckhaus wird gerade verma-
Foundations von Banken und Wirt- kelt, an der anderen Ecke entsteht ein
schaft, die damit „ihre Anstrengungen kleiner Park mit hohem Zaun; zwei
fortsetzen, um die Lebensqualität in kleine Theater in der Nähe sollen wieder
Brooklyn zu verbessern“ - heißt es im eröffnet werden. Die zweifelsohne her-
Programmheft. vorragende Avantgarde-Kultur von New
In der Tat ist das BAM wieder zum Ort York und Amerika dient an dieser Stelle
für Avantgarde-Publikum aus Manhat- der Aufwertung von Brooklyn: ein
tan geworden. Gehört auch das Gebote- Projekt mit zwei Gesichtern.
ne wirklich zum Besten dessen, was diese
Kulturmetropole zu bieten hat. Man
kommt, sucht sich den kürzesten Wegins Zukunft
Haus, sitzt im düsteren. aber vollbe-
Mitten in Manhattan breitet sich ’urba-
nes’ Leben aus. Chelsea, Greenwich
Village, East Village, Soho und mittler-
weile Tribeca sind zu begehrten. Wohn-
adressen, Flaniervierteln und Künstler-
gegenden geworden.
Die Kunstszene im weitesten Sinne
zwischen Cafe und Kneipe, Atelier und
Galerie. Boutiaue und Studio hat sich in