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IBA-Berichtsjahr 1984! Mit einem @ Selbst der Stadtrand mit seinen
beispiellosen Ausstellungszirkus Trabantenstädten und damit die
wird mit der IBA Berlin weltweit Zukunft der Stadterneuerung wird
präsentiert, propagiert, oft beschö- thematisiert. Der Raum „Stadter-
nigt. Berlin ist wieder da! (Wahl- neuerungsgebiete der Zukunft”
kampfparole von CDU-Bürgermei- scheint mir von der Problembear-
ster Diepgen angesichts der Zer- beitung wie von der politischen und
schlagung der Hausbesetzerszene) städtebaulichen Bedeutung her
Doch noch lebt die städtische Oppo- einer der wichtigsten zu sein. Das
sition, wenn auch geschrumpft. Die Innere des Lehmbaus im Zentrum
ach so feierliche Eröffnungsveran- des Raums begeistert auch den kul-
staltung zum IBA-Berichtsjahr in turbeflissenen Besucher: „Oh,
der Philharmonie wird - trotz aller Georg, schau, hier ist ein echter Gia-
Schwierigkeiten, die begehrten nu- cometti!” Die Hauptlosung des Rau-
merierten Eintrittskarten zu bekom- mes: „Behutsamkeit - auch im Um-
men - gestört, zerstört: Trillerpfei- gang mit der neuen Stadt”
fen, Buhrufe, Pfiffe und aufmar- ® Der Blick in die Geschichte tolgt
schierende Polizisten verfremden nicht den falschen Spuren der tra-
die „dürren Reden” (M. Sack in der ditionellen Baugeschichte: Neue
ZEIT) des Bausenators, des Bundes- Genossenschaftsmodelle werden
bauministers, des regierenden Bür- mit alten konfrontiert. Auch der
germeisters. „Jede IBA” so die Versuch einer hıstorıschen Darstel-
scharfe Analyse Diepgens, „suchte lung der Berliner Stadterneuerung
und fand Antworten auf Fragen, die wird gewagt.
das Zusammenleben der Menschen Mit dieser dürren Aufzählung sind
berühren. Und jede hinterließ auch die positiven Aspekte der Ausstel-
En NEUN nde N EEE DC 0 En lung natürlich noch keineswegs
Opposition: Transparente werden SISChOP: Tobi atisch (und p or
entfaltet, Flugblätter flattern durch isch wenig sensibel) ist dagegen der
1 Raum über die Stadterneuerung in
den wohlgestalteten Raum. „Das Ost-Berlin. Die Periodisierung der
spüren alle: Es geht aufwärts mit den Entwi cklun erscheint unv IE tän
Mieten. CDU” (Richtigstellung einer nl 5 1 or
) ; dig, die neueste Diskussion und Pra-
CDU-Wahlkampfparole). Und wei- is (Friedrich P
ter: „Es reicht! Schluß mit der Show! xis (Friedrichstraße, Platz der Aka-
Behutsame Stadterneuerung und gemie) wird ht BE7SIEL
Internationale Bauausstellung: Alte Andere wichtige Themen kom-
Hüte! Instandsetzung ohne Mieter- men in der Ausstellung etwas zu
höhung - alles Lüge!” (aus einem kurz: Stadterneuerung und Arbeits-
Flugblatt der Bürgerinitiative SO 36) plätze, Stadterneuerung und techni-
Nicht nur das IB A-Berichtsjahr, son- sche Infrastrukturen (diese beiden
dern auch das Veranstaltungsgebäu- Themen sind externalisiert - in die
de erhält so einen Merkzettel - ein Ausstellung „Kreuzberger Mi-
historischer Moment für die Phil- schung”), Stadterneuerung und Ver-
harmonie. Der einzige Versuch des schwendung (mir fiel nur ein Ko-
offiziellen Programms, sich der heu- stenvergleich Instandsetzung / Mo-
tigen Auseinandersetzung zu stel- dernisierung versus Abriß/Neubau
len, ist das „musikalische Manifest auf), und überhaupt die strategi-
für die Postmoderne” von W. D. schen Fragen: politische, städtebau-
Schubert nach Texten Matthias liche U Ka str
Koeppels: „Es ist soweit, die Mauern - tiven der Stadtpolitik, die Bestim-
stürzen nieder. Die Knechte der IBA Berichtsher: bst 1984 mung der Gegner Me Verbündeten
Wohnungsbaugesellschaften sind ; der behutsamen Stadterneuerung.
am N nd Der Betonfraß machtes 117 Weihr auch ? Ausstel / UNZSMATI athon ; Auch der internationale Bezug ge-
möglich. Der Betonfraß, der Beton- We d ? rinnt tendenziell zur Selbstdarstel-
fraß setzt das Zeitmaß ..” Am Ende? ende ! lung der Stadtregierungen: So fehlt
Am Ende, so fürchten viele, ist die bei Rotterdam etwa der Hinweis auf
behutsame Stadterneuerung den unter dem Gesichtspunkt von
Priorität und Verschwendung
Durch und durch widersprüchlich: SE ER TEE SENT iß
er berühmtesten holländischen
ET R „Idee NER Gartenstadt (Stadterneuerung Vree-
rgebnis. Die eparatur und Re- wijk) oder die Hilflosigkeit gegen-
konstruktion der Stadt über den katastrophalen Verfallser-
scheinungen des in der Stadtbauge-
Nach der Philharmonie geht es in vor der „Konkurrenz” des IBA-Neu- der kurzen Zeit seit Schaffung der schichte hochgelobten Wohnblocks
den Martin-Gropius-Bau: Die Aus- baubereichs. IBA unter wirklich ungünstigen se- von Michael Brinkmann (Stadter-
stellung „Idee - Prozeß - Ergebnis” Sicher - der Stadterneuerungsteil natspolitischen Verhältnissen in _neuerung Spangen).
wird eröffnet. Die große, zentrale ist ungleichgewichtig, hat Leer- und dem kaputtsanierten Kreuzberg Die interne Diskussion in der IBA
Ausstellung der IBA ist ein Produkt Vollstellen, ist vielleicht hie und da erreicht wurde, ist beachtlich! und im Stadtteil um den Sinn der
von turbulenten Vorläufen, wider- mit etwas zuviel Symbolismus über- @® Ökologische Stadterneuerung Ausstellung im Martin-Gropius-
sprüchlichen Personalentscheidun- frachtet. Manchmal fehlt der not- wird nicht nur dem Auge nahege- Bau wird in der Ausstellung selbst
gen, Kompetenzproblemen, Mittel. wendige Kommentar, manchmal ist bracht: Auf Granitsteinen steigt nur am Rande sichtbar: vor allem in
kürzungen und -verschwendungen, er auch nur kaum zu lesen, da zu man über das den Raum erfrischen- der m. E. zu geringen Präsenz der
Kooperationsschwierigkeiten, Dis- hoch oder zu niedrig angebracht. de, durch Pflanzen gegliederte Was- IBA-Projekte selbst, aber auch in
kussionen innerhalb der IBA über Aber jenseits dieser Schönheitsfeh- ser, das allerdings inzwischen sehr der Kritik an einem Modell, das die
Sinn und Unsinn so einer Großshow ler wird deutlich: Die IBA istein Po- schmutzig ist (jetzt wird wohl kaum Umnutzung des ehemaligen Park-
jenseits des Arbeitsorts. litikum und hat wirklich etwas zusa- mehr einer - wie am Eröffnungs- _hauses hinter dem Kottbusser Tor
Insbesondere der Ausstellungs- gen - und zwar nicht nur über ihre abend - auf die Idee kommen, seine zu einem Kinderhaus darstellt. So
teil Stadterneuerung wird erst in eigenen Aktivitäten, die vielleicht nackten Füße ins Wasser zu strek- kritisieren die Projekte Schokofa-
Angriff genommen, als es eigentlich sogar etwas zu kurz kommen. ken). brik und Regenbogenfabrik mit klei-
schon längst zu spät ist: im Februar ® Behutsame Stadterneuerung -so ® Faszinierende neue Architektur nen Klebezetteln auf ihren eigenen
dieses Jahres. Es ist das große Ver- wird gezeigt - ist nicht nur eine in alter Umgebung wird auch so- Exponaten die Kosten dieses Mo-
dienst Bernhard Streckers, unter die- heute bei Politikern aller Couleur zial beleuchtet: Der Raum „Neues dells (10.000 DM), die sie besser vor
sen finsteren Bedingungen noch beliebte Leerformel, sondern in Wohnen am Fraenkelufer”, eine ge- Ort verausgabt sähen. Damit ist die
eine Ausstellung hingezaubert zu Kreuzberg lebendige Praxis, prakti- lungene Inszenierung des Büros _ungeplante Präsenz der Opposition
haben, eine Ausstellung, die zwar sche Zusammenarbeit mit den Be- Baller, verschweigt‘ nicht - wie inder Ausstellung erschöpft (wenig-
noch die Wunden des Vorlaufs zeigt, wohnern vor Ort. Wer die Verhält- üblich - die Sozialstruktur der Be- stens bisher). Der Rest ist integriert:
die sich aber nicht zu verstecken nisse in anderen Renommierstädten wohner der dortigen Neubauten: So wird z. B. die Stadtteilzeitung
braucht, nicht vor dem kritischen der europäischen Stadterneuerung vor allem Lehrer, Sozialberufler, „Südost Express” brav an einem
Auge des Besuchers. erst recht nicht kennt. muß zugeben: Was bisherin Architekten (auch von der IBA) . Kiosk verkauft.