Full text: ARCH+ : Zeitschrift für Architekten, Stadtplaner, Sozialarbeiter und kommunalpolitische Gruppen (1984, Jg. 17, H. 73-78)

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Ausbildungszentrum der Schweizerischen Bundesbahn, Murten 
Seit 1980 hat unser Institut an der Architekturfakultät der Uni- Leitungssystem 
versität Karlsruhe eine Computeranlage, bestehend aus einem im großen Umfang produziert und weltweit vertrieben (Bauen 
Klein-Rechner, Bildschirmen, Druckern, einem Plotter, etc.. + Wohnen 8/65 und 12/74). 
Unser Aufgabenbereich heißt „Entwerfen und Konstruieren“. Die Vorstellung, daß alles, was hier im Kleinen erreicht 
Es ist nicht auszuschließen, daß flüchtige Beobachter in dieser worden war, auch im Großen möglich sein sollte, wurde zum 
Anlage nur ein Modeaccessoir, ein Vorzeigeobjekt, oder bestimmenden Wunschtraum unserer Arbeit. Im Großen ver- 
schlichtweg ein Spielzeug sehen, und unsere Beschäftigung für vervielfältigten sich aber die Probleme, und die Verflechtungen 
reinen Luxus erachten, da wir doch in erster Linie 200 und Widersprüche wurden zum Alptraumr 
Studenten mit minimalem Personalbestand zu betreuen haben. Da wir fürchteten, daß die Entwicklung komplexer Gebäu- 
Aus Erfahrungen mit meiner eigenen Arbeit erscheint mir die de-Baukästen über unsere Möglichkeiten ging, versuchten wir 
Beschäftigung mit den neuen Technologien als notwendig, und fürs erste „nur“ einen theoretischen Baukasten für mehrge- 
das möchte ich hier versuchen zu begründen. schossige, hochinstallierte Gebäude zu entwickeln. Die Idee 
Dazu muß ich in den späten 50er Jahren beginnen. Damals war, nach dieser Studie einen Leitfaden zu besitzen, der beider 
schien mit etwas klar zu werden, das ich in einem Aufsatz un- künftigen Entwicklung einzelner Bauteile als Koordinations- 
ter dem Titel, Allgemeine Lösungen in der Bautechnik“ (Bauen hilfe dienen kann. Die Arbeit wurde ein „Dauerbrenner“. Sie 
+ Wohnen 11/62) versucht habe darzustellen. Es ging darum, wurde nach einer Irrfahrt von fast 10 Jahren 1973 fürs erste ab- 
anhand der eigenen Arbeit zu erläutern, daß nur in der geschlossen, unter dem Namen MIDI-System zusammenge- 
ständigen Auseinandersetzung mit den Aufgaben und Werk- faßt und als Buch veröffentlicht (auch Bauen + Wohnen 11/75). 
zeugen unserer Zeit Lösungen von Bauproblemen entstehen Die viel kritisierten 60er und frühen 70er Jahren waren für 
können, die allgemeine Gültigkeit besitzen, Lösungen, die viel- mein Büro die erregendsten und blieben auch für die weitere 
leicht zu ganzheitlichen Abbildungen unseres Zeitalters aus- Arbeit richtungsweisend. Ich arbeitete zu dieser Zeit auch als 
reifen können. Gast am Institut von Konrad Wachsmann an der USC in Los 
Ein für die weitere Arbeit meines Büros wichtiger Auftrag Angeles. Ich war dort mit einer theoretischen Arbeit befaßt, die 
war damals der Bau der Fabrikationshalle für USM in mich etwas aus der Ebene des sogenannten Praktikers heraus- 
Münsingen. Sie sollte für möglichst viele Produktionsarten ge- löste. Meine Arbeit war Teil eines umfassenderen Versuches, 
eignet und beliebig umbaubar und vergrößerbar sein. Ergeb- allgemeine Gesetzmäßigkeiten in den Verbindungen von Teilen 
nis unserer Bemühungen war ein Baukasten, mit dem in einer und bei deren Zusammenbau zu räumlichen Strukturen zu er- 
modularen Ordnung Hallen unterschiedlicher Größe zusam- forschen. Ich versuchte, in diesem Rahmen elementare Gesetze 
mengebaut und wieder abgebaut werden können. Dieser Bau- in dreidimensionalen, orthogonalen Strukturen zu erkennen 
kasten wurde in der Folge zu einem Produkt, das die Firma und zu beschreiben. Die Arbeit wurde unter dem Titel „Von 
selbst herstellte und das unter dem Namen MAXI-System be- Eigenschaften ausgezeichneter Punkte in regulären geometri- 
kannt wurde (Bauen + Wohnen 10/64). schen Systemen“ veröffentlicht (Bauen + Wohnen 11/67 und 
Einige Jahre später bekamen wir den Auftrag, die HTL in 7/8/81). 
Brugg-Windisch zu bauen (Bauen + Wohnen 8/68). Wieder Diese Los Angeles-Zeit war meiner Arbeit im Büro sehr 
war es die Aufgabe, ein Gebäude zu bauen, daß beliebig genutzt förderlich. Ich glaube heute, daß sie mich fähig machte, die 
und verändert werden kann. Erneut versuchten wir einen Bau- Probleme des Bauens, den ständig komplexer werdenden Zu- 
kasten zu entwickeln. Die Probleme waren jedoch komplexer sammenhängen entsprechend, auf einer abstrakteren, allge- 
als beim MAXI-System. Die Anlage sollte aus mehrgeschossi- meineren Ebene zu betrachten. Dabei wurde mir klar, daß wir 
gen Gebäuden bestehen. Die Nutzungsanforderungen führten die angestammte Vorgehensweise bei unserer Tätigkeit hinter- 
zu hohen Installationsdichten (Labors, Hörsäle, etc.). Wir ha- fragen müssen, um auch für zukünftige, komplexere Bauauf- 
ben bei dieser Aufgabe gelernt, daß die geforderte Flexibilität gaben taugliche Lösungen finden zu können. In diesen Jahren 
nur erreicht werden kann, wenn auch die Installationssysteme fühlte ich immer stärker, wie mein Leistungsvermögen einer er- 
ohne großen Aufwand veränderbar sind. Das zu erreichen war folgreichen Bearbeitung der zu lösenden Probleme Grenzen 
sehr schwierig, und wir haben diese Qualität beider HTL nur in setzte. Es ging nicht darum, daß mir die nötige Zeit fehlte, um 
Ansätzen erreicht. auf die bekannten „glücklichen Einfälle“ warten zu können, 
Zur selben Zeit entwickelten wir zusammen mit USM ein mit denen man unerwartet schöpferische Nullpunkte überwin- 
Möbelsystem, einen Baukasten, der im Mikrobereich dasselbe det. Es schien mir vielmehr, daß die Lösungsräume für die Auf- 
leisten sollte, wie die noch zu entwickelnden Gebäude-Bau- gaben, die wir uns stellten, nur mit unserer Vorstellungskraft 
kästen. Uns schien diese Arbeit wie ein Üben im kleinen nicht mehr zu bewältigen waren. Das fühlte ich insbesondere 
Maßstab. Das Möbel-Bausvstem wird inzwischen von USM
	        

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