Full text: ARCH+ : Zeitschrift für Architekten, Stadtplaner, Sozialarbeiter und kommunalpolitische Gruppen (1984, Jg. 17, H. 73-78)

würde bedeuten Forellenweg nicht als eine „Schlafstadt” verwandelt, da die Ablauf des Planungsverfahrens: 
einzelne Insel sondern eher als Teil Arbeitsquellen woanders lokalisiert Auslober: Magistrat der Stadt Salzburg - Abt. 
eines größeren Systemes - in welches sind. Andererseits ist es wahr, daß X Raumplanung, und Gemeinnützige Salz- 
es als Anziehungszentrum fungiert - zu Forellenweg mit einer elementaren den ON a Fried. 
verstehen. Diese Interpretation ermög- Infrastruktur rechnen wird (Geschäfte, eh RO S Wr “ EEE Ch )  “ 3 
licht davon auszugehen, daß die zu- Kindergarten). Man kann aber nicht Dr ) ED Kun NS ibn ON nn 
künftige Erweiterung des Gebietes über Mischfunktionen reden. Die Ent- Valle (Udine) SARAH 
nach den von Forellenweg gegebenen scheidung, eine Siedlung zu bauen - die Gurachterverfahren 
Regeln erfolgen wird. en . nach dem Gesagten, eher pragmatische Eingeladene Architekten: geladen wurden 15 
„Ich glaube - sagt Friedrich Achleit- Gründe hat - wird aber Erfolg haben, Architekten: Pr. 1 Brandstätter - Pr. 2 Erich 
ner - daß das Gutachterverfahren wenn es zum einen gelingt, menschen- Hlir- Pr. 3 Architektengemeinschaft Fonatsch- 
‚Forellenweg’ nicht nur von der Art der würdige Lebensformen in Sozialwoh- Wondra - Pr. 4 Klaus Franzmair - Pr. 5 Archi- 
Abwicklung für Österreich einen nungen zu realisieren. Die Entschei- tektengemeinschaft H. Jungwirth - E. 
Modellcharakter hat, sondern, daß in dung wird zum anderen gerechtfertigt Scheindl - Pr. 6 Knauseder - Smekal - Pr. 7 
der heutigen städtebaulichen Diskus- sein, wenn dieses Beispiel die öffent- Heinz Kugler - Pr. 8 Architektengemeinschaft 
sion damit ein ganz bestimmter Punkt lichen Organismen motiviert, ihre Kaschl-Mühlfellner - Pr. 9 Architektenge- 
der Entwicklung markiert wurde. Die Wohnungspolitik zu ändern und Archi- ’meinschaft „Missing Link, Kapfinger Kri- 
sieben in die engere Wahlgekommenen tekten sowie auch Bauherren dazu führt Schanitz - Pr. 10 Robert Krier - Pr. I] Walter 
Projekte zeigen im Prinzip vier Alter- nicht nur den Wohnungsstandards, son- On 7 7 Dr in Pontiller — Pr. 13 Al- 
nativen der Neuinterpretation von Ge- dern auch die städtebauliche Lage der N Sch din - R EL A 
schichte N N aufeinenbe- Eingriffe zu betrachten. Nur so kann ia Uhren, CE SW SIOT 
stimmten Ort. Aldo Rossi hat sozusagen man verhindern gegenüber der nicht une: Die U ö ; SE 
die poetischste, aber auch abstrakteste gerade glücklichen Realität in einen NEE RE EC RO 
Interpretation geliefert, Krier die radi- Zweckoptimismus oder -pessimismus der vorgegebenen städtebaulichen Rahmen- 
kalste im Versuch der Wiederherstel- zu verfallen, Haltungen, die nur das bedingungen erfolgte seitens der Mag. Abt. IX 
lung stadträumlicher Qualitäten. Rossi Machen lähmen oder die zu radikalen im Einvernehmen mit der Gemeinnützigen 
umgrenzte den Ort, Krier besetzte ihn. und verantwortungslosen Vorschlägen Salzburger Wohnbaugesellschaft m.b.H. kurz 
Beide ‘Arbeiten sind in ihrem Modell- führen, wo man glaubt, die „Tabula CGSWB. Bei diesem Verfahren wurde keines 
charakter nicht direkt übersetzbar. Für rasa” sei die universelle Panazee. Forel- der Projekte ausgeschieden, wohl aber einzel- 
Österreich zumindest neu ist, daß die lenweg ist keine Utopie, seine Vor- ne Abweichungen von den städtebaulichen 
beiden am intensivsten diskutierten Ar- schläge sind ‚wirtschaftliche und mate- Rahmenbedingungen festgestellt. Da es sich 
beiten, jene von Ungers und Krischa- © rialisierbare Eingriffe, und, wenn es er- Cabei nicht um einen Wettbewerb handelte, 
nitz/Kapfinger, an. die Siedlungs- und reicht langfristig der Stadterweiterung ”rde den betr offenen Projektanten die Gele- 
Städtebautradition der dreißiger Jahre die grundhaltende Struktur zu geben, genheit we EEE N ee 
anschließen, also eine Tradition aufneh- dann ist die Entscheidung, eine Sied- N ONCE nis, der Überprüfung wurde den 
5 z. ; . itgliedern des Gestaltungsbeirates zur 
men, die zunächst gewaltsam unterbro- lung in den Achziger Jahre zu bauen, Beurteilung vorgelegt. Das Ergebnis der Bera- 
chen und dann, nach dem Zweiten richtig. tungen unter Beteiligung der GSWB und unter 
Weltkrieg, unter ahistorischen Prämis- Als letztes sollte man über den Wan- Anhörung der planenden Architekten war die 
sen ausgeschlachtet wurde. Das Projekt del des Verhältnisses zwischen sozialer Auswahl des Projektes von Prof. Ungers. Die- 
Krischanitz/Kapfinger nimmt sogar Be- und konstruktiver Realität nachdenken. ses Projekt wurde unter der Voraussetzung 
zug auf das Wettbewerbsprojekt Wel- Nach den Experimenten der Sechziger nochmaliger Überarbeitung angenommen. 
zenbachers für die Aighofgründe (1927), Jahre in Bezug auf die. populäre Partizi- Der Gestaltungsbeirat nannte sechs Architek- 
vor allem was die Einbindung der städ- pation im Entwurfsprozess... Nach den ten die mit Ungers an der Ausarbeitung der 
tebaulichen Großform in die Topogra- Ergebnissen einer pluralistischen Ideo- VWohnungsgrundrisse arbeiten sollten. 
phie betrifft. Ungers gelang eine Grat- logie, die in vielen Fällen zum Glauben Überarbeitung des ausgewählten Projektes: 
wanderung zwischen einprägsamer „alles ist möglich” führte... Nach der Ausarbeitung von Ungers städtebaulicher 
städtebaulicher Großform (Spitzname Konfrontation mit der bestehenden Konzeption (Verkehrserschließung, Baukör- 
„Römerkastel”) und differenzierter städtebaulichen Realität... Nach alle verteilung und Freiflächengestaltung). 
Kleinräumlichkeit in der Anlage””°) dem haben viele Städte das Arbeitsmo- der Projekt soll als Grundlage für den er- 
Analysiert man das Projekt Forellen- dell der IBA-Berlin übernommen, um f schied TEN Ze IEE TON und den ver 
weg in Bezug auf seinen Planungspro- die Architekturpraxis wieder herzustel- ale Geste der Wohnung N ! 
zess und seine städtebaulichen und ar- len. Barcelona, Rom und jetzt Salzburg N ischenkollbaufumt Un En ah  CArMEHE: 
chitektonischen Charakteristiken, ent- experimentieren mit qualifizierten Or- or Rahmenplan Wr aufbeWenet a festge- 
stehen verschiedene Fragen: Was kann ganismen, die beratende und regulie- Jegt. Dieser Plan soll den mitwirkenden Archi- 
Forellenweg demonstrieren? In wie rende Funktionen bei der Gestaltung rtekten die thematische (ikonographische) und 
weit kann man über neue Lebensfor- der Stadt übernehmen sollen. Schein- technische (konstruktive) Linie geben. Es er- 
men reden? Nach der trostlosen Nach- bar hat sich ein neues Bewußtsein folgt eine Aufteilung in Teilbereichen (Bau- 
kriegszeit, in der man versuchte mas- herausgebildet, welches Grenzen und plätze), die den einzelnen Teilnehmern zu- 
senweise, um ein Existenzminimum zu Verantwortung in Bescheidenheit ak- geordnet werden, sowie die zu bearbeitenden 
erfüllen, zu bauen, und wenn man be- zeptiert. Es ist ein Bewußtsein, das sich Themen (Torgebäude, Arkadengebäude, usw.) 
denkt, daß es keinen personifizierten mit der Sehnsucht nach einer gewissen (/. Phase: die sieben Architektengruppen Stel- 
Bauherrn mehr gibt, dann kann man Normalität vermengt. ne En EEE SO Dr 
. z Inersellts, : un er. 
sagen: Forellenweg versucht eher den Anmerkungen“ | GSWB, andererseits, die Überprüfung der 
Typus Siedlung neu zu definieren als 1) Achleitner, Friedrich - Österreichische Architektur ; A S 
Neuheiten einzuführen. Diese Neudefi- im 20. Jahrhundert - Residenz Verlag - Band 1 - Projekte. Koordinations, ESP räche. Fe 
nition ermöglicht die Wohnung als Ein- Seite 247 Endkolloquium: 30. Juli 1984 - Die überar- 
. Sr 2) Voggenhuber, Johannes - ‚Wohnbauvorhaben beiteten Projekte werden als Endfassung der 
heit zu betrachten, die einen Raum ge- ‚Forellenweg’ in Salzburg - Liefering” - Fachjour- (Gestaltungsvorschläge präsentiert und aufbe- 
staltet, der die Tradition wieder auf- N Ne en Mai 1984 - Sn 21 wertet. 
nimmt. Nicht ‚desto wEN18ET bleibt die öffentlicher Auftrag  Hemerkungen 7 einen ÖnE Weiteres Verfahren: Die GSWB wird die am 
EEE EEE TE ae rverlahren und NT ou Gutachterverfahren beteiligten Architekten 
eine Siedlung als vorortliche, struktu- m 7 99 mit der Erstellung eines Modelles beauftra- 
rierte und relativ autonome Wohnan- "Klotz, Heinrich Os 60-00 a Nies gen, um die ren reif für die  OKICR 
lage vorzuschlagen, offen. In der ersten Verlag - Seite 46 tigte Bürgerbeteiligung zu entwickeln. 
Phase bleibt die Gefahr. daß sie sichin ”Idem 3 Baubeginn: Für Teilbereiche 1985 
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