Full text: ARCH+ : Zeitschrift für Architekten, Stadtplaner, Sozialarbeiter und kommunalpolitische Gruppen (1984, Jg. 17, H. 73-78)

Adelheid Jacobitz-Voss 
Zur Vorgeschichte der Siedlung 
Wesentliche Vorbedingungen für die Entstehung der Siedlung sich im Folkwang-Museum in Essen, er fotografierte unter anderem die 
Kaldenberg waren Begegnungen und Gespräche einer Gruppe 2 Ausstellungen seiner Arbeiten 1930 und 
freundschaftlich verbundener Menschen, deren Ideen und Ziel- E 
vorstellungen in großen Zügen übereinstimmten. Es waren: Gen A Stodiam an der TH Dresden, Fachbeauftragter des Deutschen 
JoSsEF DICKERHOFE NW . . N . Heimatbundes, Berlin, Mitherausgeber der Monatsschrift für Heimat- 
geb. 1888, Tischler und Möbelschreiner in Bochum, „Werkstätten Dicker- schutz und Heimatpflege: Heimatleben, starb in Wamel/Möhnsee. 
hoff”, gestorben 1958, Hügo Kükelhaus war Innenarchitekt in den „‚Werk- 
stätten Dickerhoff”; Hans Voss erlernte hier das Schreinerhandwerk. Archi- GREGOR BALKENHOL N ; 
tekt des Privathauses Josef Dickerhoff war Hans Voss. Möbeltischler, siedelte auf dem Kaldenberg; Wohnung und Werkstatt im 
Handwerkerhaus der Dorfsiedlung Kaldenberg, war später Lehrer an der 
HUGO KÜKELHAUS WKS Krefeld. 
Geb. 1900 in Essen, Lehre als Bau- und Möbelschreiner; Studium der HEINRICH ISSINGER 
Mathematik, Physiologie und Soziologie, schriftstellerische und künstleri- Kunstschmiedemeister, siedelte auf dem Kaldenberg; Wohnung und 
sche Tätigkeiten, Oktober 1984 verstorben. Werkstatt im Handwerkerhaus der Dorfsiedlung Kaldenberg. 
HANS Voss 
; ER . 5 CHARLOTTE SUCHANEK 
Geb. 1908 in Velbert, Lehre als Bau- und Möbelschreiner, Architektur- Handwebmeisterin, siedelte auf dem Kaldenberg; Wohnung und Werkstatt 
studium in Stuttgart bei Paul Schmitthenner, bis zu seinem Tode im Jahre im Handwerkerhaus der Dorfsiedlung Kaldenberg 
1954 freischaffender Architekt, Schwerpunkte seiner Arbeit: Siedlungen ; 
und privater Wohnungsbau. Der Anstoß der Freunde zur gemeinsamen Arbeit war die politisch- 
NEE EEE EEE N HÄMOSET SR GE Mike k PRO Chem gesellschaftliche Situation und der kulturelle Verfall jener Zeit; die 
eb. 1886 in Graach/Mosel, Studium der Mathematik, Physik, Chemie - 
nebst Mineralogie, dazu Philosophie, 1919-1952 Studienrat am Gym- EEE des Men schen und des ih n erhaltenden Lebensraumes 
nasium in Velbert, verstorben im Oktober 1965; der Siedlungsgedanke ging Curch die fortschreitende Industrialisierung; die damals und heute 
von dem „Siedlervater” Nikolaus Ehlen aus. Er war Lehrer von Hans Voss noch anhaltende vorherrschende mechanistische Auffassung von 
N tung fur in re sah‘ S EDS am Leben und Welt, die bis in die alltäglichen Bereiche der Menschen 
enschen. Sozial schwachen Menschen und kinderreichen Familien ver- ; ; ; ; 
half er zu einem eigenen Heim mit Schaf und Garten. Die Größe des Gar- eindrang, und ihn sich selbst und der natur entfremdete. Gegen SI 
tens sollte so bemessen sein, daß er in Zeiten der Not die Familie ernähren Setzten sie eine organhafte Einstellung, mit dem Anliegen, den 
konnte. Er besuchte hohe Persönlichkeiten aus Staat und Gesellschaft, um Menschen zu seiner ursprünglichen Bestimmung und Lebensform 
sein Anliegen zu verwirklichen, bsp. lud er den Bischof von Köln (Frings) zurückzuführen. 
LO. de BE Ta Da nem Besuch in Rom den Papst Pius „Wegräumen”, waren Hugo Kükelhaus’ Worte - „‚wegräumen, 
; was den wahren Menschen zerstörend überdeckt, was laut und grell 
ARVID GUTSCHOW von Außen in ihn eindringt und sich abgeladert hat” „Im Mittel- 
Geb. 1900 in Hamburg, wohnte bis zu seinem Tode im Frühjahr 1984 in „ % A 
Seebergen bei Bremen, war Senatsdirektor in Hamburg; seit seiner frühen Punkt steht der Mensch” Er ist Maßstab aller Lebensäußerungen- 
Pensionierung tätig auf dem Gebiet der Humanökologie mit Schwer- und -gestaltungen. Vor diesem Hintergrund entwickelte sich eine 
punkten Landwirtschaft und Gartenbau. übereinstimmende Grundeinstellung zum Leben, die über den 
KURT SCHÖNBOHM ) . intensiven Austausch zur baulichen Umsetzung am Beispiel der 
Geb, 1908 in Hamburg, Gartenbau; Architektur- und Städtebaustudienin Dorfsiedlung Kaldenberg führte. Sie lassen sich den „traditionellen 
Berlin, später Gartenbaudirektor von Wuppertal und Köln. Reformen” zuordnen. Zu ihnen gehört auch Paul Schmitthenner, 
Des weiteren waren mit dem Freundeskreis und dem Siedlungsge- Stuttgart, der Lehrer von Hans Voss. Die „traditionellen Reformer En 
danken verbunden: und der „internationale Stil” waren um die Jahrhundertwende zwei 
PAUL SCHMITTHENNER verschiedene Entwicklungsrichtungen des Bauens, die sich ange- 
Geb. 1884 in Lauterburg (Elsaß), gest. 1972 sichts der Auflösung aller bisher gültigen menschlichen Wertvor- 
PAUL GEHTER stellungen durch den Einbruch der Industrie in das alltägliche 
Geb. in Velbert, später Prof. an der hanseatischen Hochschule für Bildende Leben, das gleiche Ziel gesetzt hatten: Die Zurückgewinnung einer 
Künste in Hamburg und Dresden, verstarb während des Krieges. einheitlichen Kultur. Ein ähnliches Ziel, nämlich den Menschen 
ALBERT RENGER PATZSCH erneut organisch in das Lebensganze einzufügen veranlaßt die 
Geb. 1897 in Würzburg, wohnte in Essen, Fotograf, seine Werkstatt befand befreundete Gruppe „Zur Gründung einer neuen Heimat”. 
“x 
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