Full text: ARCH+ : Zeitschrift für Architekten, Stadtplaner, Sozialarbeiter und kommunalpolitische Gruppen (1984, Jg. 17, H. 73-78)

würde. Bei diesem Projekt waren wir aller- 
dings entschlossen, die Qualität des Gebau- 
‚en nicht irgendwelchen ökonomischen Kri- 
'erien zu unterwerfen. Nachdem wir die fun- 
damentale Wichtigkeit eines solchen kombi- 
nierten Entwurfs- und Bauprozesses erkannt 
hatten, war es relativ einfach, viele unter- 
schiedliche Baumethoden zu entwickeln, die 
diese Vorgehensweise zulassen und erlauben, 
etwas Schönes zu bauen, und die letztendlich 
auch durchaus finanzierbar sein können. 
Eine dieser experimentellen Baumetho- 
den, die wir beim Albany Haus anwendeten, 
waren die einfache Verbindung zwischen den 
Stützen und Trägern der Holzkonstruktion, 
die auch von relativ ungeübten Handwerkern 
ausgeführt werden konnten. Obwohl die mei- 
sten der Arbeiter auf der Baustelle nur mini- 
male Fähigkeiten als Zimmerleute hatten, 
hatten sie doch ein tiefes Verständnis dafür, 
was ein Haus schön macht, und ihre Entschei- 
dungen während des Bauprozesses waren 
äußerst sensibel. | 
Eine Holzkonstrukton bietet für diese Art 
des Bauens mehrere Vorteile: sie kann nicht 
nur schnell erstellt werden, sie ermöglicht 
auch zusätzlich, daß sogar bei fortgeschritte- 
nem Bauzustand noch relativ leicht Entschei- 
dungen getroffen und Änderungen vorge- 
nommen werden können. So war es. z.B. Wohnkire 
möglich, die genauen Fensteröffnungen erst 
dann festzulegen, nachdem die Arbeit an der 
Tragkonstruktion bereits abgeschlossen war. 
So konnten wir von Zimmer zu Zimmer 
gehen und so realitätsgetreu wie nur möglich 
bestimmen, wo die Fenster sein mußten, und 
wie sie aussehen sollten, um sowohl das Zim- 
mer als auch das Haus als Ganzes noch schö- 
ner zu machen, _ 
Die Entwicklung neuer Baumethoden 
beschränkte sich aber nicht nur auf die Trag- 
konstruktion, sondern bezog sich auch auf 
Jie Details. Bei den Betonarbeiten wurden 
häufig Styropor-Formen innerhalb der Scha- 
lung benutzt, um ornamentartige Aussparun- 
gen zu schaffen, z.B. bei der Balustrade und 
in der Außenwand. Anstatt uns von eventuel- 
len Schwierigkeiten beim Herstellen von rei- 
nen Holzschalungen einschränken und 
abschrecken zu lassen, konnten wir uns bei a >11 m 
der Formfindung für die Ornamente freien EEE a 
Lauf lassen, wissend, daß sie mit Hilfe des 
Kunststoffes einfach zu realisieren seien. SQOUTH_ELEVATION 
Auch sonst waren wir während des Bauens 
weder eingeengt noch limitiert in unseren 
Entwurfsentscheidungen; im Gegenteil, uns 
stand eine grosse Auswahl von Möglichkeiten 
zur Verfügung. 
Wie ich schon erwähnt habe, ist das 
Albany Haus nur ein erfolgreicher Schritt in 
sinem andauernden PrOzeh des Experimen- 
lierens mit verschiedenen Bautypen. Uund 
wie jedes erfolgreiche Experiment beantwor- 
let es einige Fragen, wirft es andere auf. 
Dieses Bauprojekt hat uns die Bedeutung 
les Zusammenhangs von Entwerfen und 
Bauen gezeigt. Es hat uns aber auch gezeigt, 
welche enorme Ausdauer und Selbstlosigkeit 
vonnöten sind, um dem Gebäude die ihm 
zebührende Aufmerksamkeit zukommen zu 
‘assen. 
Dennoch sind viele Details des abggelaufe- 
nen Bauprozesses immer noch unklar: Wie 
könnte ein solcher Bauprozeß bei einem 
wesentlich größeren Bauprojekt aussehen? 
Wie könnte der Prozeß verbessert werden, 
um mit gängigen Bau- und Konstruktionsme- 
thoden wettbewerbsfähg zu sein? Diese und 
andere Fragen können wir nur beantworten, 
indem wir einfach beginnen, auf diese Art 
und Weise zu arbeiten, zu entwerfen und zu 
bauen, immer mit dem Ziel vor Augen, eine 
Umwelt zu schaffen, die die Kraft hat, unsere 
Herzen zu berühren. 
Übersetzung: Susanne Siepl
	        
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