Full text: ARCH+ : Zeitschrift für Architekten, Stadtplaner, Sozialarbeiter und kommunalpolitische Gruppen (1984, Jg. 17, H. 73-78)

ıllerdings — ich zitiere Posener: „daß man 
selbst ein genauso festgelegtes Programm zu 
erfüllen hat: man muß ähnlche Schwierigkei- 
ten zu überwinden haben wie jene; und end- 
lich, man muß in der Tradition arbeiten kön- 
nen.”!9 Posener sieht für das Lernen aus dem 
Ergebnis fremder oder vergangener Bedin- 
gungen für unsere eigene Arbeit Schwierig- 
keiten, denn: ein klar definiertes Programm 
liegt selten vor, Produkte, bei denen das Pro- 
gramm von Architekten selbst gemacht 
wurde, sind selten erfolgreich, in der Regel 
weiß man nicht, wen man fragen soll, oder 
wenn die Zielgruppe bekannt ist, erhält man 
keine präzisen Antworten usw. Linz Cafe 
Ähnlich schwierig ist das Problem, was wir Grundriß 
von dem handgemachten Bauteilen der Ver- Seitenansicht 
gangenheit für industriell vorgfertigte Dinge Innenraum 
erfahren können, und schließlich ist die Tra- 
dition, die den Prozeß des Bauens „lenken” 
soll, nur mehr in Teilen oder gar nicht mehr 
vorhanden. Die Frage ist nun, was wohl mit 
diesen (arche)typischen Pattern passieren 
muß, damit sie unsere jetzigen und zukünfti- 
gen Bedürfnissen gerecht werden. Wie wird 
auf dem Typ ein Ding, aus Haus(typ) eim 
Heim? Alexander und seine Kollegen schla- 
gen vor, daß die Nützlichkeit eines Pattern 
vom Benutzer selbst bestimmt werden sollte. 
Doch wenn die Auswahl eines Pattern eine 
äußerst schwierige ‚Aufgabe darstellt, en ist gefordert. Vielleicht ist die „Pattern Florian Kupferberg, Mainz und Berlin, S. 206. Origi- 
die Kombination dieser Elemente zu einem L »” eine Möglichkeit, in ei N nalausgabe: Community and Privacy, Toward a New 
System, das mehr als die Aufsummierung se1l- ANBUAES SC Of 1chKel, IN EINST aTgU Architecture of Humanism, by Doubleday & Com- 
ner Teile ist, vom Laien ohne die Hilfe von N EURE Weise die vorhandene Kluft zu En Ca York 1963 
Fachleuten wohl kaum mehr zu lösen. Das eroße Verdienst Alexanders und sei- Alexander Tzonis, Das verbaute Leben, Vorbereitung 
r . zu einem Ausbruchsversuch, Bauwelt Fundamente 39, 
ner Kollegen ist der Beitrag zur Veranschau- 1973, S. 66; Tzonis berichtet von einem Versuch im 18. 
Eine „Pattern Language” für alle? lichung. Komplexe Zusammenhänge Zzwi- Jahrhundert, aus der Architektur eine rationale Diszi- 
schen Form und Inhalt, zwischen einem Pro- plin zu machen, wobei nur Wert auf die Vollkommen- 
Alexander ist der Meinung, daß „Städte und blem und den möglichen Lösungen dazu, Er and Hudian La 
Gebäude nicht leben werden, wenn sie nicht werden durch Vorstellungsbilder, Dia- don 1971, S. 51° . 
von allen Mitgliedern der Gesellschaft gramme und Beschreibungen in leicht ver- Leslie Mandelson Freudenheim & Elisabeth Sacks 
gemacht sind/ und wenn diese Menschen ständlicher Weise erläutert. Dies ist ein wich- Se Bay Hosen HE 
nicht eine gemeinsame „Pattern Language” tiger Schritt in die Richtung einer erfolgrei- Inc. S. 69 ) . 
teilen, mit deren Hilfe Gebäude gemacht chen Kooperation zwischen Architekt und 7) A a A Pattern Language, in: Architectural 
werden/ und wenn diese gemeinsame, „Pat- Nutzer 8) Christopher Alexander, The Timeless Way of Buil- 
tern Language” nicht selbst lebt.””” Als ding, Oxford University Press 1979, S. 90 
Argument für die Einbeziehung der Nutzer „Der Aufbau einer gemeinsamen Symbol- 9) Ebda., S. 186 . - 
dient die Annahme, daß die meisten der von sprache, einer ’Pattern Language’, einer 10) DET A Pattern Language, in: Architec- 
uns bewunderten Orte von den „Benutzern” Sprache aus visuellen Kürzeln für komplexe 11) Ebda. S 
selbst gemacht wurden. Tatsächlich gibt es räumliche Einheiten, die auch von Nichtfach- 12) Tony Ward, A Pattern Language, in: Architectural 
Beweise, daß zu bestimmten Zeiten ein gro- leuten verstanden werden, ist eine der Vor- Dein vn ah ARE Arch f 
Ber Teil der Bewohner einer Stadt aktivam raussetzungen für die Verständigung Zzwi- ) ES O0 TE ANESHURS NE EN StypuS, I 
Geschehen beteiligt war. schen den an der Stadtplanung beteiligten 14) Julius Posener, Aufsätze und Vorträge 1931-80, Bau- 
Im 13. und 14. Jahrhundert, als die Städte zahlreichen Partnern.” '® welt Fundamente 54/55, S. 359 nr 
der Toskana freie Kommunen waren, ent- A Pattern Language’ ist ein Produkt seiner '° er’ roit Max Jacobson, Ingrid Fiksdahl King, Shlomo 
KT echte es Das Zeit und seines Ortes, wie sie von den Verfas- angel, ‚A Pattern Language, New York, University 
olk hat, wenn es um die Stadtgestaltung sern erlebt wurde. Sie ist eine wichtige Aus- ress, 1977, 5. X. : | 
ging, „mitgeredet””. „Niemals war das Kunst- sage im sozialen Akt des Bauens und Stellt ein en EEE Ude MACHE BC A AU 
urteil der Menge schärfer, offener, treffender ausgezeichnetes Lehrmittel dar. Ihr Beitrag 1979, 8.17 ) en 
(...), unumschränkt herrschte die Kommune zur größeren Demokratisierung des Entwurf- 17) Lars Lerup, Building the Unfinished, Architecture and 
über das ganze Bauwesen der Stadt und war sprozesses ist durch Veröffentlichungen Sa? Action, Sage Library of Social Research 1977, 
zugleich doch eine Gemeinschaft, in der und dokumentiert. '”Die ausgeführten Bauten — 18) Thomas Sieverts, Information und Imagination, R. 
durch die viele ihre Gedanken und Wünsche Häuser in Berkeley, Albany, Wohnungsbau in Piper & Co. Verlag 1973, S. 103 ı 
verwirklicht glaubten. Das Zeitalter der fast Mexicali und Martines (im Bau), Linz Cafe, 19) alien Alexander, Murray Silverstein, Shlomo 
. . N . : gel, Sara Ishikawa, Denny Abrams: The Oregon 
uneingeschränkten kommunalen Bauhoheit um einige zu nennen — zeigen ihre Anwend- Experiment, N.Y. University Press, 1975 
war eine Blütezeit der Stadtbaukunst.”'® barkeit. 20) Christopher Alexander: Das Linz Cafe, Oxford Uni- 
Allerdings, und dies ist wichtig festzuhalten, Inwieweit sie als Idee für eine große Zahl versity Press, New York, 1981, Löckerverlag Wien 
lag allen diesen Planungen ein strenges Ord- von Personen für die Zukunft Gültigkeit Der vorliegende Aufsatz wurde erstmals im UMBAU 5, der 
nungsprinzip zugrunde. Auch die Beteili- haben wird, oder nur für diejenigen, die sich Österreichischen Gesellschaft für Architektur, Dezember 
gungsprozedur für diese nicht mehr als die Beteiligung leisten können, bleibt abzu- 1981 veröffentlicht 
400000 EW umfassenden Städte vollzog sich warten. Es ist zu hoffen, daß „A Pattern 
nach strengen Regeln, die kaum für unsere Language” und die diese Arbeit unterstüt- 
Zeit und unsere jetzigen Probleme als Vor- zenden weiteren Veröffentlichungen Alexan- 
dild herangezogen werden können. ders, wobei man auf „The nature of Orders” Literaturangaben zu : Czech / S. 63 ff. 
Heutzutage sind die meisten Beteiligungs- besonders gespannt sein darf, eine ähnlich 
planungen nicht viel mehr als eine Form des fruchtbare Diskussion zur Architektur einlei- itiert wurde aus: 
Managements, die die Probleme der Opera- tet, wie es Alexanders frühere Arbeiten Heinrich Kulka: Adolf Loos, Wien 1931, Neuausgabe Wien 
tionalität behandeln. Noch immer herrscht bewirkt haben. 1979 
zwischen Architekt und Nutzer die „Symmet- Adolf Loos 1870-1933, Katalog der Akademie der Künste, 
rie der Ignoranz”!” — keiner von beiden weiß BEIN 1988 en 
die Bedürfnisse des andern. L. Lerup sieht Anmerkungen: Die Loos-Schriften sind derziet in einer Ausgabe des Verla- 
D ges Prachner, Wien, erhältlich 
den Architekten als einen Aktivisten, der 1) NEE OCT ai NE dv reiten in N Zoser Tyankı Architektur als Symbol, Wien 1931, Neuaus- 
gleichzeitg in den „Schuhen des Benutzers er Josef Frank 1885-1967, Katalog der Hochschule für ange- 
stehen soll. Von beiden Partnern, Entwerfer 2) Serge Chermayeff, Christopher Alexander, Gemein- wandte Kunst, herausgegeben von Johannes Spalt und Her- 
und Bewohner. wird Einsatz und Hingabe schaft und Privatbereich im neuen Bauen, 1970, bei mann Czech, Wien 1981
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.