Full text: ARCH+ : Zeitschrift für Architekten, Stadtplaner, Sozialarbeiter und kommunalpolitische Gruppen (1985, Jg. 18, H. 79-83)

Zweifel können kaum bestehen: Die und Rüstungsproduktion in den 
Arbeitslosenquoten im Ruhrgebiet letzten 3 Jahrzehnten. Die meisten 
und in den Küstenregionen sind hö- Großforschungszentren wurden 
her als diejenigen von Stuttgart, dort errichtet, im Münchner Raum 
München und Frankfurt; das Brut- befinden sich außerdem die Zentren 
to-Inlandsprodukt wächst in den elektronischer Militärforschung und 
süddeutschen Verdichtungsgebie- -entwicklung sowie der staatlich 
ten stärker als in denen nördlich der subventionierten Luft- und Raum- 
Mainlinie; in gleicher Richtung ver- Kolumne fahrtindustrie. 
ändern sich die Bevölkerungszah- Das Air-Bus-Projekt ist ein Bei- 
len. In den Massenmedien ist die .. co spiel dafür, wie stark politische Ent- 
griffige Kategorie gefunden worden, Nord-Süd-Gefälle scheidungen die regionale Entwick- 
die das Phämomen so anschaulich lung beeinflussen: die Bundesregie- 
benennt: Nord-Süd-Gefälle. Im rung hat bis 1984 3,1 Mia. DM an 
Norden geht’s abwärts, im Süden Entwicklungskosten für dieses Flug- 
aufwärts. zeug vorgestreckt, die nur zurückzu- 
Der bayrische Wirtschaftsmini- zahlen sind, wenn die spätere Pro- 
ster wird allerdings nicht müde, vor duktion für den Markt gewinnbrin- 
diesem „Gerede” zu warnen - ver- gend ist; die Industrie trägt nur 10% 
OMU CE Ta at 7 Sn schaft” setzt sich aus verschiedenen nicht mehr vergrößert, sondern ver- Nee ee AR 
Land Ba ern beun Frans leich  Flementen zusammen: zum einen ringert; zwischen 1960 und 1981 hat Markt Kommen wird der Absatz 
 Prache N den Bundeslan ern im- erden Produkte substituiert, d.h. die Zahl der Industriebeschäftigten A wc a edeut einzelnen Pilepa 
. ohä durch andere ersetzt (z. B. Kohle in den Ballungsgebieten um etwa  % 6 Mia e a 
also DOCH Ten durch Ol und Gas, Holz und Metall 750 Tausend ab - in den ländlichen TS 0 Ar DONAU Bann En 
. En durch Plastik, Textil-Chemiefa- Regionen dagegen um ca. 120 Tau- ; art ; 
wie seit eh und je subventioniert AD ; der Air-Bus-Fertigung. Die Steuer- 
; . ® sern); in diesen Bereichen nehmen send zugenommen. 
wird; und diese Quelle möchte man  ROArHCn und Beschäftigung ab. { Die A Arbeitsplatzverluste machen zahler aus der gesamten Bundesre- 
doch nicht ohne Not versiegen las- In anderen Fällen werden dieselben sich am stärksten in den Industrien publik subventionieren also sowohl 
sen. Auch die norddeutschen Politi- Produkte in anderen Ländern, die bemerkbar, die durch standardisier- die Regionalförderung für die Ent- 
ker halten von dem Schlagwortnicht über entsprechende Rohstoffe oder bare und routinisierbare Fertigun- wicklung Niederbayerns wie das Be- 
EEE ehe billigere Arbeitskräfte (insbesonde- gen charakterisiert sind. Deshalb SWS! im bayrischen 
Abstieg” and damit ihnen selbst ll“ im Fernen Osten) verfügen, ko- sind Regionen oder Städte, in denen Subventionierun hochentwik 
in iss Versagen > stengünstiger hergestellt und ver- die Großindustrie dominiert, stärker keiter Technik Produktion Hall 
Nach den A Anabson“ die in der drängen die bisherigen Anbieter auf betroffen. Im Saarland und im Ruhr- che Großforschun szentren. "Te N 
Presse und im N Fernechen  Verbreitet dem Weltmarkt. Das Ergebnis ist gebiet kumulieren somit sektoraler nologie Förderung“ Sowie Riesen. 
ar er ein sektoraler Strukturwandelinden und innerbetrieblicher Struktur- ran fü s Se N 
Wa Da Raben U Saar klassischen Industrienationen, bei wandel und führen zu stärkeren Ar- NEN ET EEE 
AT nn dem bestimmte Branchen schrump- beitsplatzverlusten als in jenen Re- ; Nr 
Jand DE EN RAD fen - und davon sind natürlich jene onen wo eher Klein- Und Mittel eine dichte Verflechtung von For- 
Sie sich auf den Lorbecren der ‚al. Regionen am stärksten betroffen,in  betriebe mit spezialisiertem Produk. SChtn8- Entwicklung und Produk 
ten” ; 2 denen diese Industrien konzentriert tionsprogramm vertreten sind. Ss lic ei 
en” Industrien ausgeruht und diese Waren Dies gilt für Baden-Württember stehen lassen, die einen selbsttra- 
Un re ON an Überlagert wird dieser Prozeß von und Buch den A Münchner Raum En genden Entwicklungseffekt hat, wie 
Pen die Dfifeen Schwaben und at einem Wandelder Produktionstech- denen außerdem die Wirtschafts-  1179M Ihn auch aus den Agglomera- 
gen die pfiffigen Schwaben und die nik, in dessen Verlauf immer mehr  ‚Wweiee die v sektoral tionsgebieten der traditionellen In- 
Schlitzohrigen Bayern: die haben er- ot cehliche Arbeit durch Maschi- Schrumpfünesprozel am  türkoten dustrien kennt. Die Mikroelektro- 
funden und geforscht und haben nen ersetzt wird: Rationalisierung betroffen sind, eine geringere Rolle nik, insbesondere Regelungs- ‚und 
sich die Innovationsfreude nicht von und Automatisierung der Produk- spielen. Noch nach dem Zweit Steuerungstechniken bilden einen 
fortschrittsfeindlichen Bedenken on Bis zur Mitte er 70er lahre Weltkrieg Saiten die erößten Teile Bereich, in dem viele Innovationen 
EEE TA En vormle dienten die Kapitalinvestitionen in dieser beiden Bundesländer als „un- die DC SEN a N Dr HE U 
Leute. die die neuen Te hniken der Bundesrepublik vor allem der terentwickelte” Gebiete, auf die sich 1m afde NE u alisien Sn N ats 
kreativ entwickeln. leben N Owies0 Erweiterung bestehender Produk- eine gezielte Industrialisierungspo- a  havane Al AS 
lieber am Al enrand WO man so tionskapazitäten, seitdem aber do- litik richtete. Bis heute gehören be- en en d:  elonal 7 Un A 
schön N uHfen un d skilaufen kann. _ Minieren die Rationalisierungsinve- stimmte Regionen im Süden der Me „SC Naht MyenCr 
Arbeiten, wo andere Urlaub ma. Stitionen -— und dies bedeutet Ar- Bundesrepublik in der Definition Un N Pcdukt an Sa nd 
”hent. DI an ın  Deitsplatzverluste auch bei wach- | der Regionalen Strukturpolitik zu | 92 + (odukte so ausgereift un 
chen”. Die Gegend, wo man ind Sender Produktion. den benachteilieten Gebiete weil standardisiert würden, daß sie in 
staubfreien Räumen und weißen Auch dieser „Modernisierungs- ihre Ausstattung it gewerblichen Massenfabrikation hergestellt wer- 
fach eine andere sein als die, wo die PT0z6B” hat räumliche Konsequen- Arbeitsplätzen” weit unterdureh. 9° KÖRNER ig 
Ss zen; die neuen Produktionsanlagen schnittlich ist: Niederbayern odeı N TEN DA 
‚puren der Kohlehalden noch so benötigen mehr Fläche, die an den die Oberpfalz sind Beispiele. Dr weil Deindustrialisierung in der tra- 
sichtbar sind und der Staub sogar in. on Standorten in der Regel nicht ben haben ich Allerdines Nie ditionellen Produktion und Wachs- 
denn Nr aßinB ernundBa- Verfügbar ist, deshalb wandern die Münchner und Stuttgarter Region En m Bereich den m FC 
) N ul, Dy <stabi. Betriebe ins Umland (Suburbanisie- zu Zentren des Wachstums der sog en Zzusammenlallen, SieICAZEIE 
en- /yürttemberg seit langem stabi- rung des Gewerbes). Da die steigen- Neuen Technolosien entwickelt von Arbeitslosigkeit und Arbeits- 
Kr a nECHS ie de Kapitalintensität der Produktion und erstrahlen als funkelnde Sterne ORTE DET N 
Sn Tonsparteicn heirschen. Kl eng mit Unternehmenskonzentra- Il in einer insgesamt düsteren Indu- roblem ist, daß die von der Indu- 
in sauberes Wachstum in einer tion verbunden ist, ergeben sich  strielandschaft ? strie „freigesetzten” Arbeitskräfte 
ei I OL Eat YO a auch überregionale Veränderungen: Mit der Sonne, den Bergen und En BEI SET anche A 
Strauß 2 Das Schlaewort ON rd. die rationalisierte Produktion wird den Seen (der Wald stirbt ohnehin ET Won ich as Qualiüka- 
Süd-Gefälle ıst 8 N Kapfb Lil auf wenige Standorte konzentriert. langsam vor sich hin) hat dies aller-  9nSproli paßt nicht zusammen. 
worden der dann benutzt rd Schließungen aufgekaufterodernie- dings wenig zu tun, sehr viel dage- Deindustrialisierung und Kae 
f nassen Ada Hd: derkonkurrierter Betriebe sind die gen mit ökonomischem Kalkül be: Mgleiche Verteilung von Wachs- 
er hemmungslosen Modernisie- Folge. der Standortwahl und mit Politik tumsbranchen führen zu neuen 
EEE Sg aMTie das ideologische | SCir 1965 sinkt die Zahl der Er-  Großbetriebe,. die in der Nach  7""Ck!ungstpen unter den Groß 
Was verblret sich t tsächlich hin. Werbstätigen im produzierenden Kkriegszeit nach neuen Standorten MI S/@dien: Deindustrialisierung führt 
; io} iorhe . 1970 und 1980 sind im verarbeiten- die i eitsm: ers betroffen sınd die tradıtione 
Nee die En erlelmu den Gewerbe über 1 Mio. Arbeits- DE BEN ENDE DALE Zentren industrieller Produktion. 
ik Va n ie Alle Hoch plätze „abgebaut” worden. Es gibt Verlagerung des Siemens-Stamm- Dort nimmt die Arbeitslosigkeit 
dustrialisierten Länder - in einem Praktisch keinen Industriezweig sitzes von Berlin nach Bayern hat zu, die durchschnittliche Kaufkraft 
Prozeß der Deindustrialisierung, in 76h, in dem nicht die Nachfrage auch die Voraussicht eine Rolle ge- sinkt; dies führt zu weiteren Be- 
dessen Verlauf eine große Zahl in- ach Arbeitskräften sinkt. Und dies spielt, daß einem kapitalistischen Schäftigungsverlusten im Dienstlei- 
dustrieller Arbeitsplätze verschwin- gilt für alle Regionen der Bundesre- Konzern im amerikanischen Wirt- _stungssektor, z. B. beim Einzelhan- 
den: dieser Vorgang führt zu einer publik, für den Süden genauso wie schaftssektor weniger Mißtrauen be- del. Der generelle Bevölkerungs- 
Flien Yemstiktunlerung der dran DE EEE a SEE AO TA da 
; - wirt- 5 
En Erlen erheben der hältnis der Verdichtungsgebiete zu schaftliche Aufblühen der süddeut- ter Arbeitskräfte, weil für diese 
Erwerbstätigkeit. den ländlichen Regionen tangiert: schen Metropolen war die dortige Überregionale Mobilität noch eine 
. die Diskrepanz bei der Ausstattung Konzentration von naturwissen- Möglichkeit ist, drohender Arbeits- 
Der „Strukturwandel der Wirt- mit Industriearbeitsplätzen hat sich schaftlich-technischer Forschung losigkeit zu entgehen: die kommu-
	        

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